MSC-Label nach Dokfilm unter Beschuss
Migros und Coop empört über tote Delfine beim Thunfisch-Fang

Eigentlich soll das MSC-Label nachhaltigen Fischfang garantieren. Ein aktueller Dokfilm weckt Zweifel daran. Coop, Migros und Denner setzen auch auf das Label. Betroffen sind sie unterschiedlich.
Publiziert: 28.04.2018 um 12:05 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:59 Uhr
Beim Thunfischfang in Mexiko sollen viele Delfine in den Netzen verenden, diesen Vorwurf erhebt ein neuer Dokumentarfilm. Trotzdem wird der Fisch mit dem Nachhaltigkeitslabel MSC versehen. (Symbolbild)
Foto: Arsenio Marrero

Anfang Woche strahlte der Fernsehsender ARD einen Dokumentarfilm aus, der Zweifel am Nachhaltigkeitslabel MSC weckte. So würden beim Thunfischfang in Mexiko deutlich mehr Delfine sterben, als die Organisation Marine Stewardship Council zugebe. Diesen Vorwurf erheben Insider. Die Tiere sterben in den grossen Fangnetzen, die eigentlich für die Thunfische bestimmt sind.

Besonders schlimm wiegen die Vorwürfe, weil sich MSC seit rund 20 Jahren eigentlich dafür einsetzt, dass Fischfang nachhaltig betrieben wird. Der WWF und Nahrungsmittelriese Unilever haben die Organisation gemeinsam ins Leben gerufen. Der deutsche Film über den Fischfang in Mexiko schreckt auch die Detailhändler in der Schweiz auf. Das berichtet die «Schweiz am Wochenende». Trotzdem glauben laut Umfrage der Zeitung viele Händler nach wie vor, dass das Label glaubwürdig ist. 

MSC selbst verteidigt sich mit einer Stellungnahme gegen den Film. Aufnahmen darin seien veraltet. Die Fischer würden heute viel dafür tun, um Delfine zu retten, etwa mit Tauchern.

Migros-Thunfisch wird mit Angel gefangen

Betroffen vom Dokfilm zeigt sich die Migros. «Diese Fangmethoden sind für uns nicht tolerierbar», stellt Migros-Sprecherin Alexandra Kunz klar. Aber, bei den Migros-Thunfischen handle es sich um Tiere, die mit der Angel oder mit lokalen Fischen als Köder gefischt würden, erklärt Kunz. Beifang – wie etwa Delfine – könne so praktisch ausgeschlossen werden. 

Auch Denner stuft die Misstände aus dem ARD-Film als besorgniserregend ein. Gemäss Sprecher Thomas Kaderli erwarteten sie, dass MSC die Umstände abkläre und Konsequenzen ziehe. Da eigene Produkte zum Teil via Lieferanten von Zulieferern stammten, die mit grossen Fangnetzen arbeiteten, bemühe sich Denner nun, Alternativen für die Zukunft zu finden. 

Alle Coop-Fische sind nachhaltig

Coop schliesslich ist nicht direkt betroffen, weil der Detailhändler keinen Netzfang-Thunfisch im Angebot habe. Laut Sprecher Ramon Gander stammten 100 Prozent ihrer Fische und Meeresfrüchte aus nachhaltigen Quellen. Dafür verlässt sich Coop auf den WWF. 

Der Detailhändler baut sein MSC-Sortiment aktuell aus. Neu gibt es Seeteufel mit MSC-Label zu kaufen, das berichtet die aktuelle «Coop-Zeitung». Das Label des Marine Stewardship Council garantiere, dass die Produkte aus verantwortungsvoll und umweltbewusst betriebener Fischerei stammten. (jfr)

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