Prozess gegen Putin-Gegner
US-Investmentfond-Chef zu Straflager verurteilt

Ein Moskauer Gericht hat den Chef des US-Investmentfonds Hermitage Capital, William Browder, in Abwesenheit zu neun Jahren Strafkolonie verurteilt. Browder war der Chef eines Anwalts, der eine Korruptionsaffäre staatlicher Stellen in Russland aufgedeckt hatte.
Publiziert: 30.12.2017 um 00:36 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:05 Uhr
Der Chef des US-Investmentfonds Hermitage Capital, William Browder, sagt vor der Untersuchungskommisson des US-Senats zur Russlandaffäre in den USA aus.
Foto: YURI GRIPAS

Das Moskauer Gericht  befand den in den USA geborenen Briten Browder und seinen russischen Geschäftspartner Iwan Tscherkassow des vorsätzlichen Bankrotts und der Steuerhinterziehung für schuldig. Die beiden Verurteilten sollen zusätzlich eine Geldstrafe von umgerechnet 71 Millionen Franken (4,2 Milliarden Rubel) bezahlen.

Browder und Tscherkassow leben im Ausland. Sie lehnen eine Rückkehr nach Russland ab.

Anwalt deckte Korruption auf

William Browder war Chef des 2009 in russischer Haft offenbar nach Misshandlungen gestorbenen Steueranwalts Sergej Magnizki. Dieser hatte eine Korruptionsaffäre staatlicher Stellen auf Kosten des russischen Staats und von Hermitage Capital aufgedeckt. Er wurde 2008 verhaftet und beschuldigt, selbst hinter dem Betrug zu stecken.

Der US-Kongress hatte Ende 2012 Sanktionen gegen russische Funktionäre beschlossen, die für den Tod des 37-jährigen Juristen im Gefängnis verantwortlich sein sollen. Browden hatte dabei mit dem Kongress zusammengearbeitet. Das russische Parlament beschloss als Reaktion darauf ein Gesetz zum Verbot von Adoptionen russischer Kinder durch US-Bürger. Im November berichtete der britische «Observer» russische Behörden ermittelten in drei Mordfällen gegen Browder. Wladimir Putin selbst habe den Briten eine «Serienkiller» genannt. 

Staatanwalt fordert Auslieferung aus Grossbritannien

Der russische Staatsanwalt Michail Resnitschenko sagte am Freitag, die Strafverfolgungsbehörden würden weiter auf Browders Auslieferung aus Grossbritannien dringen und dazu auch erneut Interpol einschalten. Interpol hat die Ausstellung eines internationalen Haftbefehls bisher abgelehnt. Nach Interpol-Auffassung ist der Fall Browder «im Wesentlichen politischer Natur».

In einer der Nachrichtenagentur AFP vorliegenden Erklärung Browders hiess es, das Urteil zeige die «Verzweiflung» des russischen Präsidenten Wladimir Putin angesichts der Vielzahl von Strafmassnahmen gegen Russland im Zuge der Magnizki-Affäre.

Ein Moskauer Gericht hatte Browder bereits 2013 in Abwesenheit zu neun Jahren Lagerhaft wegen Steuerflucht verurteilt. Die Richter verurteilten bei dieser Gelegenheit auch Magnizki wegen Steuerhinterziehung - dreieinhalb Jahre nach seinem Tod. (SDA/EM)

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