Möbel-Pleite
Macht Ikea aus Schweizer Produzenten Kleinholz?

Kündigungen und Konkurse in der Möbelbranche: Die Schweizer Hersteller verschwinden, während Ikea jedes Jahr wächst. Kaufen wir bald nur noch Billigmöbel aus Skandinavien?
Publiziert: 10.08.2015 um 13:52 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 04:31 Uhr
Ikea dominiert den Schweizer Möbelmarkt.
Foto: Reuters

Es ist schon die dritte Hiobsbotschaft der Schweizer Möbelbranche. Die Möbelfabrik Karl Schuler Rothenthurm SZ ist seit letzter Woche pleite. 48 Angestellte stehen auf der Strasse.

Mitte Juli streicht der Möbelhersteller Fraubrunnen im Kanton Bern knapp die Hälfte seiner 70 Stellen. Und Möbel Svoboda in Schwarzenbach SG blieb nichts anderes übrig, als sieben seiner 60 Angestellten zu kündigen. «Wir mussten die Verträge auflösen, um wettbewerbsfähig zu bleiben», sagte ein Sprecher Anfang Juni.

Die Produzenten können kaum mehr exportieren. Nach dem Frankenschock im Januar wurden ihre sonst schon teuren Möbel nochmals 15 bis 20 Prozent teurer. Noch schlimmer: Schweizer Konsumenten kaufen immer mehr Importware.

Sie ist durch den starken Franken noch günstiger geworden. Am meisten profitiert der schwedische Gigant Ikea. Dieses Jahr dürfte das Einrichtungshaus beim Umsatz einen Wachstumsrekord feiern. Seit 1973 ist Ikea in der Schweiz. In keinem Jahr ist Ikea nicht gewachsen. Inzwischen beträgt der Umsatz in der Schweiz mehr als eine Milliarden Franken. Die Nummer zwei, Conforama, nimmt gerade mal halb so viel ein.

Seit mehreren Jahren schrumpfen die Umsätze im Möbelmarkt. Sämtliche Konkurrenten bekommen das zu spüren. Nicht so der schwedische Riese, der heute mit seinen neun Einrichtungshäusern einen Marktanteil von bald 30 Prozent hat.

Macht Ikea aus dem Schweizer Möbelhandel Kleinholz? Eine Antwort darauf gibt es von Ikea Schweiz nicht. Sprecher Aurel Hosennen betont jedoch, dass einzelne Produkte wie Aufhängevorrichtungen für die Vorhangschienen, Beleuchtungen und Stecker aus der Schweiz bezogen werden.

«Den grössten Teil produzieren wir heute in Polen», sagt Hosennen. «Asien spielt zunehmend eine wichtige Rolle.» Langfristig wolle man die Produkte möglichst in der Nähe der Einrichtungshäuser herstellen. «Aber auch dort, wo die Produktionskosten einen tiefen, für alle erschwinglichen Preis erlauben.» Also nicht im Hochpreisland Schweiz.

Ein kleines bisschen litt aber auch Ikea am Frankenschock, zumindest während ein paar Wochen: «Wir spürten einen kurzzeitigen Einbruch in den grenznahen Einrichtungshäusern in Pratteln, St. Gallen und Vernier. Inzwischen hat sich die Situation aber wieder erholt.»

Für einige der rund 50 hiesigen Produzenten besteht laut Verband möbelschweiz noch Hoffnung – sofern sie sich stärker auf das Luxus-Segment konzentrieren. Dort gebe es neben dem Discount-Segment noch grosses Wachstumspotenzial.  (alp)

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