Möbel-Multi XXX Lutz breitet sich in der Schweiz aus
Ösi-Konkurrenz für Ikea

Der österreichische Möbelgigant XXXLutz eröffnet einen zweiten Standort in der Schweiz. Bis 2021 soll in Affoltern am Albis ZH ein weiteres gigantisches Möbelhaus entstehen. Und das in einem schrumpfenden Möbelmarkt.
Publiziert: 15.03.2019 um 23:23 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2019 um 01:13 Uhr
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Bald gibt es neben Rothrist AG in Affoltern am Albis ZH eine zweite XXXLutz-Filiale in der Schweiz.
Foto: Keystone
Christian Kolbe

In der Schweizer Möbelbranche rumpelt es gerade gewaltig. Da geht es um viel mehr als um Tischerücken oder Sesselschieben. Hatte schon die Eröffnung des ersten XXXLutz-Möbelhauses vor knapp einem Jahr in Rothrist AG für viel Aufregung gesorgt, so haben die Ausbaupläne des österreichischen Möbelgiganten Potenzial, die Branche auf den Kopf zu stellen. 

BLICK weiss: Gestern war der Spatenstich für einen weiteren österreichischen Möbel-Tempel in Affoltern am Albis in der Nähe von Zürich. Die Eröffnung ist für 2021 geplant: «Der Albis-Park ist optimal für XXXLutz. Damit können wir den Grossraum Zürich sowie auch grosse Teile der Innerschweiz erschliessen», bestätigt Meinrad Fleischmann (58) die Ausbaupläne. Der frühere Möbel-Pfister-Chef Fleischmann soll für den österreichischen Möbelriesen den Ausbau in der Schweiz vorantreiben.

«Unser Ziel ist ein Filialnetz wie Ikea in der Schweiz»

Im April 2018 hat XXXLutz die erste Filiale in der Schweiz eröffnet. Wie ist das Geschäft angelaufen? 
Meinrad Fleischmann:
 Wir sind sehr zufrieden mit dem Geschäftsgang in Rothrist, unsere Erwartungen im ersten Jahr wurden übertroffen.

Ein zweites Möbelhaus entsteht im Kanton Zürich, in Affoltern am Albis. Mit welchen Folgen für die schrumpfende Möbelbranche?
Eine neue Filiale wird den Möbelmarkt nicht umkrempeln. Unser Ziel ist ein Filialnetz, das in Anzahl und Verteilung der Standorte etwa dem Netz von Ikea in der Schweiz entspricht.  

Da brauchen Sie weitere Standorte. Dietikon? 
Weitere konkrete Standorte gibt es noch nicht. Doch alleine in der Region Zürich sehen wir zusätzlich zu Affoltern am Albis noch Potenzial für ein bis zwei weitere Möbelhäuser.

Das hat dann aber schon Potenzial, die Branche auf den Kopf zu stellen. 
Der Verdrängungskampf in der Branche ist hart. Wir werden unsere Verkaufsfläche stark erweitern und so unseren Marktanteil ausbauen. Mittelfristig geht dabei Fläche bei der Konkurrenz verloren.

Der Preiskampf in der Branche ist gnadenlos. Wieso versuchen sich alle mit Rabatten zu unterbieten?
Ein gutes Angebot und Service-Leistungen sind Voraussetzung für ein Möbelgeschäft. Das Geschäft lebt auch von Aktionen und Rabatten. Ganz ohne geht es nicht mehr! Aber am Schluss muss für das Möbelhaus die Rechnung trotzdem aufgehen.

Meinrad Fleischmann, Co-Chef XXXLUtz Schweiz
zvg

Im April 2018 hat XXXLutz die erste Filiale in der Schweiz eröffnet. Wie ist das Geschäft angelaufen? 
Meinrad Fleischmann:
 Wir sind sehr zufrieden mit dem Geschäftsgang in Rothrist, unsere Erwartungen im ersten Jahr wurden übertroffen.

Ein zweites Möbelhaus entsteht im Kanton Zürich, in Affoltern am Albis. Mit welchen Folgen für die schrumpfende Möbelbranche?
Eine neue Filiale wird den Möbelmarkt nicht umkrempeln. Unser Ziel ist ein Filialnetz, das in Anzahl und Verteilung der Standorte etwa dem Netz von Ikea in der Schweiz entspricht.  

Da brauchen Sie weitere Standorte. Dietikon? 
Weitere konkrete Standorte gibt es noch nicht. Doch alleine in der Region Zürich sehen wir zusätzlich zu Affoltern am Albis noch Potenzial für ein bis zwei weitere Möbelhäuser.

Das hat dann aber schon Potenzial, die Branche auf den Kopf zu stellen. 
Der Verdrängungskampf in der Branche ist hart. Wir werden unsere Verkaufsfläche stark erweitern und so unseren Marktanteil ausbauen. Mittelfristig geht dabei Fläche bei der Konkurrenz verloren.

Der Preiskampf in der Branche ist gnadenlos. Wieso versuchen sich alle mit Rabatten zu unterbieten?
Ein gutes Angebot und Service-Leistungen sind Voraussetzung für ein Möbelgeschäft. Das Geschäft lebt auch von Aktionen und Rabatten. Ganz ohne geht es nicht mehr! Aber am Schluss muss für das Möbelhaus die Rechnung trotzdem aufgehen.

So gross wie Ikea

Wie schon das erste liegt auch das zweite Schweizer Möbelhaus der Österreicher verkehrstechnisch günstig an einer Autobahnausfahrt. Und zielt auf die Zentralschweiz, die im Gegensatz zu anderen Regionen noch nicht mit grossen Möbelmärkten gesättigt ist. 

Die Pläne für einen weiteren Ausbau sind schon weit fortgeschritten. Ein dritter Standort ist bereits ausgemacht, wie BLICK weiss: In Dietikon ZH könnte die dritte XXXLutz-Filiale entstehen. Bestätigen will das niemand – dementieren aber auch nicht. Und damit wird sich der Ösi-Möbel-Gigant nicht zufriedengeben. «Unser Ziel ist ein Filialnetz, das dem Netz von Ikea in der Schweiz entspricht», unterstreicht Fleischmann die Ambitionen der Österreicher. 

Harter Verdrängungskampf 

Realisieren die Österreicher ihre Ausbaupläne, dann entsteht im Schweizer Möbelgeschäft ein neuer Gigant, der ein zusätzliches Umsatzpotenzial von geschätzten 300 Millionen Franken auf den Markt wirft. Dabei schrumpft dieser Markt in der Schweiz seit Jahren. Noch 3,8 Milliarden Franken hat die Branche 2017 umgesetzt, letztes Jahr dürfte es erneut etwas weniger gewesen sein.

Für Kurt Frischknecht (64), Geschäftsführer des Branchenverbands Möbel Schweiz, ist klar, was mehr Konkurrenz in einem schrumpfenden Markt bedeutet: «Wenn XXXLutz neue Filialen eröffnet, dann geht das nur auf Kosten anderer. In der Branche herrscht ein harter Verdrängungskampf.»

BLICK hat mehrere Konkurrenten mit den Ausbauplänen konfrontiert. Doch bei Coop (Livique), Migros (Interio/Micasa) und Pfister ist der Tenor klar: Filialschliessungen sind derzeit kein Thema. Dabei haben alleine diese drei 93 grössere und kleinere Standorte in Schweiz!

Erbitterter Preiskampf 

Keine Filialschliessungen: eine gewagte, aber auch nachvollziehbare Aussage! Denn eigentlich müsste der Möbelmarkt in der Schweiz wachsen. Die Einwohnerzahl steigt stetig, es gibt immer mehr Single-Haushalte. Der Bedarf für neue Möbel wäre eigentlich vorhanden. Doch im Markt herrscht ein erbarmungsloser Preiskampf: «Alle profilieren sich nur über den Preis. Es werden nicht weniger Möbel verkauft, aber der Durchschnittspreis und damit die Marge der Möbelhäuser sinkt», erklärt Branchenkenner Frischknecht. 

Für alle wird die Rechnung nicht aufgehen, die Schliessung des einen oder anderen Möbelhauses oder eines Filialstandorts wird niemanden überraschen.

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