Modegigant beendet Vertrag
Schweizer Retourenservice von Zalando streicht 350 Stellen

Ceva Logistics plant in Neuendorf SO eine Massenentlassung von 350 Mitarbeitern, nachdem Zalando den Vertrag nicht verlängert hat. Im Solothurnischen werden Retouren verarbeitet. Die Unia fordert sofortige Verhandlungen und Lösungen für die betroffenen Angestellten.
Publiziert: 30.09.2024 um 13:33 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2024 um 15:28 Uhr
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Die Angestellten von Ceva Logistics kümmern sich um die Retouren für Zalando.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Zalando beendet Vertrag mit Ceva Logistics
  • Unia fordert nahtlosen Übergang für betroffene Mitarbeiter
  • 350 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs in Neuendorf
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Beim Retouren-Logistiker Ceva Logistics mit Hauptsitz in Baar ZG kommt es zu einer Massenentlassung. 212 Festangestellte und 138 temporäre Arbeitnehmer verlieren ihren Job. Das schreibt die Gewerkschaft Unia in einer Medienmitteilung. Grund für den Kahlschlag in der Schweizer Niederlassung des drittgrössten Retouren-Abwicklers der Welt: Der Modegigant Zalando hat den Vertrag mit dem Subunternehmen nicht verlängert.

Die geplante Schliessung des Standorts im Neuendorf SO soll Ende des Jahres erfolgen. Wie bei Massenentlassungen gesetzlich vorgeschrieben, läuft derzeit die Konsultationspflicht, in der die Angestellten Vorschläge machen können, wie der Jobabbau verhindert oder verkleinert werden kann. Die Forderung der Gewerkschaft ist klar: «Die Unia fordert deshalb, dass Zalando und Ceva Logistics gemeinsam Verantwortung übernehmen und Lösungen finden, die den Beschäftigten einen nahtlosen Übergang in eine neue Arbeit ermöglichen», heisst es in der Mitteilung.

Aufnahme von Verhandlungen gefordert

Die Gewerkschaft Unia verurteilt die geplante Massenentlassung. Die Ceva Logistics müsse für eine interne oder externe Weiterbeschäftigung aller Angestellten sorgen. Und: «Die Unia fordert die sofortige Aufnahme von Verhandlungen mit der Gewerkschaft, die einen bedeutenden Teil der Arbeitnehmenden seit Jahren vertritt.» Ceva Logistics gehöre zu einem milliardenschweren Konzern, der über genügend finanzielle Mittel verfüge, um eine sozialverträglichere Lösung zu finden.

Ceva sagt zu Blick: «Wir gehen davon aus, dass unser Betrieb Ende Dezember eingestellt wird», so eine Sprecherin. Dies sei eine Folge davon, dass Zalando die seit 2018 bestehende Zusammenarbeit nicht verlängert habe. «Wir arbeiten in Übereinstimmung mit den örtlichen Vorschriften eng mit den Schweizer Arbeitsbehörden zusammen, um die Auswirkungen auf unsere lokalen Mitarbeiter zu minimieren.» Von dieser Entscheidung seien keine weiteren Standorte betroffen. Man arbeite mit Zalando in anderen Ländern weiterhin zusammen.

Was sagt Zalando? Die Gewerkschaft kritisiert nämlich auch den Modeverkäufer scharf. Der «Fast-Fashion-Gigant» müsse soziale Verantwortung übernehmen, da er etwa seit Jahren von «günstigen» Arbeitnehmenden in Neuendorf profitiere. «In den letzten Monaten haben wir nach einem geeigneten Standort in der Südschweiz gesucht, um den Markt besser bedienen zu können und im Idealfall die Transportzeiten und -wege für Retouren von Schweizer Kundinnen und Kunden zu verkürzen», sagt eine Sprecherin zu Blick.

«Hochmodernen Standort gefunden»

In Sant'Antonino TI habe man «einen hochmodernen Standort gefunden, der diese Anforderungen erfüllt und die Bearbeitungszeit von Retouren in der Schweiz perspektivisch verkürzen» soll. Der neue Standort sei seit mehreren Jahren nachhaltig zertifiziert und «hervorragend» an den Verkehr angebunden. Das sei wichtig für den «wichtigsten, regionalen Transportpartner», die Schweizerische Post. «Daher haben wir uns entschieden, den auslaufenden Vertrag mit Ceva Logistics nicht zu verlängern.» Das zweite Retouren-Zentrum in Arbon TG, das von Arbon MS Direct betrieben wird, sei von dieser Veränderung nicht betroffen, teilt Zalando weiter mit.

Die Arbeitsbedingungen bei Ceva standen immer wieder in den Schlagzeilen. Denn wer sich in der Schweiz um die Retouren des Online-Giganten Zalando kümmert, der muss liefern. Exakt 41 Kleidungsstücke müssen die Angestellten pro Stunde verarbeiten – auspacken, Grösse und Farbe kontrollieren, überprüfen, ob die Kleider noch ungetragen sind.

Im Solothurnischen arbeiten 500 Angestellte für den Betrieb. 96 Prozent davon sind Frauen. Der Grossteil davon Ausländerinnen mit schlechten Deutschkenntnissen.

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