In Frankreich fahren die Züge leer
0:50
Trotz wochenlangem Streik:In Frankreich fahren die Züge leer

Mitten im Streikchaos
Pariser nerven sich über mysteriöse Geister-Züge

Ein Grosssteil des öffentlichen Verkehrs steht in Frankreich seit Wochen still. Ruhig wird es deswegen aber nicht. Tag und Nacht sind leere Züge unterwegs. Das treibt die Bewohner auf die Palme - statt ins kühle Bett.
Publiziert: 28.12.2019 um 12:58 Uhr
|
Aktualisiert: 29.12.2019 um 13:47 Uhr
1/7
Auch Züge von Metrolinien, die bestreikt werden, müssen bewegt werden.
Foto: AFP
Patrik Berger

Seit 24 Tagen herrscht in Frankreich Ausnahmezustand. Vor allem Angestellte von Bahn und Metro streiken gegen die geplante Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron (42). Mittlerweile haben sich ihnen Arbeiter anderer Wirtschaftszweige angeschlossen. So stehen auch für die Grundversorgung wichtige Raffinerien still. Gewerbler klagen über ein schlechtes Weihnachtsgeschäft. Hoteliers jammern. Viele Familien bleiben über die Festtage getrennt – Reisen ist dieser Tage in Frankreich kein Vergnügen.

Es gibt aber auch Menschen, die sich über den Streik freuen dürften. Viele Bewohner der Hauptstadt Paris haben die Metro direkt vor dem Schlafzimmer. Im Minutentakt brausen Züge vorbei. An Schlaf ist bei offenem Fenster nicht zu denken. Welch' Wohltat, wenn die Pariser Metro RATP mal streikt.

Laute Leerfahrten

Dumm nur: Die Züge fahren trotzdem. Auf sämtlichen Strecken. Selbst auf den drei Linien 3bis, 5 und 7bis, die seit 24 Tagen nicht mehr bedient werden. Mit Ausschlafen ists also trotz wochenlangem Streik nichts. Geister-Züge nerven die Anwohner. Immer wieder rauschen sie vorbei – leer.

Ein Teil des raren Personals, das nicht streikt, ist dazu abgestellt, die Züge zu bewegen. Damit will die Metrobetreiberin RATP Standschäden an den Triebwagen vermeiden, wie «Le Parisien» schreibt. Zudem dienen die Geister-Fahrten dazu, dass sich kein Rost an den Gleisen bildet.

Damit nicht genug: Auch in den Dutzenden Haltestellen, in denen seit Wochen kein Zug mehr angehalten hat, arbeiten Angestellte. «Selbst wenn die Stationen nicht bedient sind, werden sie schmutzig. Wir müssen sie unterhalten», sagt ein RATP-Sprecher.

Ein Ende ist nicht in Sicht

Im Machtkampf zwischen der aktuellen Regierung unter Präsident Emmanuel Macron und den Gewerkschaften zeichnet sich derzeit keine rasche Lösung ab. Eine Streikpause zu den Feiertagen – wie von Macron angeregt – kam nicht zustande. Die Regierung will erst am 7. Januar wieder mit den Sozialpartnern zusammenkommen.

Hunderttausende Menschen gingen bisher gegen die Rentenpläne auf die Strasse. Die Regierung will die Aufsplitterung in über 40 Rentenkassen beenden und ein Einheitssystem schaffen. Ausserdem sollen die Franzosen länger arbeiten. Die Regierung bot zwar lange Übergangsfristen an, den Gewerkschaften reichte das jedoch nicht aus.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.