Christoph Blocher (79) kämpft um seine Bundesratsrente von 2,7 Millionen Franken. Vergangene Woche zeigte SonntagsBlick auf, dass auch die Ems-Chemie, die zu 70 Prozent seinen drei Töchtern gehört, keinen Rappen freiwillig hergibt: Während die Dividendenausschüttungen fast jedes Jahr erhöht werden, stagnieren die Durchschnittslöhne der Angestellten.
Diese Ungleichverteilung wirkt sich offenbar auf die Gemütslage der Mitarbeiter aus: Ehemalige und aktuelle Angestellte stellen der Ems-Chemie als Arbeitgeberin ein miserables Zeugnis aus. Das zeigt eine Analyse des Online-Portals Kununu.
In den letzten Jahren haben auf Kununu 70 Ems-Chemie-Mitarbeiter eine Bewertung abgegeben. Im Schnitt erhielt das Unternehmen dabei nur 2,5 von 5 möglichen Punkten. Zudem würden lediglich 22 Prozent der Mitarbeiter die Ems-Chemie als Arbeitgeberin weiterempfehlen. Beide Werte sind im Vergleich zu anderen grossen Chemie- und Pharmakonzernen miserabel.
Massiver Druck und Angst
Vor allem drei Punkte kritisieren die Ems-Chemie-Mitarbeiter.
Erstens: eine schlechte Work-Life-Balance («24/7 Erreichbarkeit wird erwartet»).
Zweitens: eine veraltete Infrastruktur («Alte, fast baufällige Gebäude, Heizungen, die ausfallen, Gestank aus der Produktion, Klimaanlagen gibt es nur in Labors»).
Drittens: der Umgang mit den Mitarbeitern («Absolut keine Wertschätzung! Angstatmosphäre. Massiver Druck vonseiten der Firmenleitung. Werden Ziele nicht erreicht, wird Personal gekürzt»).
Wie reagiert Ems-Chemie-Chefin Magdalena Martullo-Blocher (51) auf diese Vorwürfe? Ihr Generalsekretär bezweifelt die Aussagekraft der Analyse: «Arbeitnehmer-Bewertungsplattformen sind nicht repräsentativ, da in erster Linie Frust abgeladen wird. Wir tauschen uns alle zwei Wochen mit unseren Mitarbeitervertretungen aus . Unsere sehr langen Betriebszugehörigkeiten sprechen für sich.» Und er betont: «Wir investieren am Standort Domat/Ems jedes Jahr über 40 Millionen Franken!»