Wer zu Hause einen Garten pflegt oder in der Landwirtschaft tätig ist, verwendet möglicherweise Mittel wie Roundup, Resolva oder Capito. Sie beinhalten den umstrittenen Wirkstoff Glyphosat.
Jetzt warnt die Stiftung Konsumentenschutz: «Das Pestizid und seine Abbaustoffe können mittlerweile in der Luft, im Regen und selbst im menschlichen Körper nachgewiesen werden. Die wiederholte Anwendung schädigt Wasser- und Bodenlebewesen und führt zu einem Verlust der Artenvielfalt.»
Deshalb will sie Glyphosat zusammen mit Greenpeace und den Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz verbieten lassen. Sie haben eine Petition zuhanden des Bundesrats und des Parlaments lanciert.
«Möglicherweise krebserregend»
Die Organisationen verweisen auf eine Studie der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Die IARC liess mit ihrer Studie im März eine Bombe platzen. 17 Experten aus 11 Ländern kamen damals zum Schluss, der Wirkstoff Glyphosat sei «möglicherweise krebserregend.»
Jährlich 300 Tonnen versprüht
Glyphosat kommt auf der ganzen Welt zum Einsatz, es ist ein Verkaufsschlager. In der Schweiz sind rund 120 verschiedene Herbizidprodukte mit dem Wirkstoff zugelassen. Jedes Jahr versprühen private Gärtner und Landwirte in der Schweiz etwa 300 Tonnen davon.
Monsanto kritisiert Studie
Viele der Mittel stammen vom Saatgut- und Herbizid-Riesen Monsanto. Er ist in diesen Wochen in die Schlagzeilen geraten, weil er die Schweizer Konkurrentin Syngenta aufkaufen möchte.
Monsanto ist alles andere als begeistert von der Glyphosat-Hatz. Der Konzern kritisiert die IARC, sie stütze ihr Ergebnis auf einzelne Studien. Zahlreiche andere seien hingegen zum Schluss gekommen, Glyphosat sei bei korrektem Einsatz harmlos.
Deutsche reagieren - Schweizer warten ab
In der Zwischenzeit sprachen sich die deutschen Verbraucherschutzminister für ein Abgabeverbot an Privatpersonen aus. Der Detailhändler Rewe hat die Mittel mit Glyphosat sogar schon aus seinem Sortiment gestrichen.
In Bundesbern weiss man vom Studienergebnis der IARC. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) möchte jedoch den Gesamtbericht abwarten. Bisher habe es nur Einsicht in einen Kurzbericht gehabt.
Erfahrungsgemäss werde man sich jedoch nach den Bestimmungen in der EU richten, sagte ein BLV-Mitarbeiter gegenüber der SRF-Sendung «Espresso».
Entscheid über weitere Zulassung
Der Zeitpunkt der Warnung seitens der IARC ist kein Zufall. Die Zulassung für Glyphosat läuft in der EU dieses Jahr ab. Deutsche Behörden sind beauftragt, der EU eine Empfehlung zur weiteren Zulassung des Stoffes abzugeben.
Schon im Januar liess das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung verlauten, die Verwendung von Glyphosat sei unbedenklich. Nur sitzen in diesem Gremium auch mehrere Vertreter der Pestizidindustrie (Bayer und BASF).
Das Ergebnis der IARC zwingt nun das Bundesinstitut, noch einmal über die Bücher zu gehen.