Sackstark oder einfach nur sackschwach? Über eine Million Schweizer Haushalte in Grenznähe finden in diesen Tagen eine Einkaufstasche der Milchbauern im Briefkasten. «Als persönlichen Dank für die Treue zu Schweizer Lebensmitteln», sagt Hanspeter Kern, Präsident der Organisation Schweizer Milchproduzenten. Mit dem Sack will der Verband dem Einkaufstourismus entgegenwirken.
Die Idee ist nicht neu. Das St. Galler Gewerbe machte im Frühling 2014 mit einer Verteilaktion von 235 000 Gratis-Säcken mobil. Zwei Jahre zuvor war es Hans-Ulrich Bigler persönlich, der mit Papiersäcken gegen die Euro-Shopper in den Kampf zog. «Ja zur Schweiz – Hier kaufe ich ein», warb der Direktor des Gewerbeverbands. Mit Säcken den Einkaufstourismus in die Tasche stecken?
Vielen Konsumenten geht das buchstäblich auf den Sack. Sie kaufen munter weiter im Ausland ein. Das zeigen neue Zahlen deutscher Zollbehörden, die BLICK vorliegen. Die Hauptzollämter Singen und Lörrach, die praktisch für den gesamten deutschen Grenzabschnitt zur Schweiz verantwortlich sind, melden einen erneuten Zuwachs Schweizer Grenz-Shopper im ersten Halbjahr 2015. Singen spricht von einem Plus von 8,2 Prozent bei den Abstempelungen der grünen Ausfuhrscheine. Damit lässt sich die deutsche Mehrwersteuer von 19 Prozent zurückfordern.
Lörrach meldet sogar ein Plus von 24 Prozent! Insgesamt wurden 8,6 Millionen Ausfuhrscheine abgestempelt – ein Plus von 13 Prozent zum Vorjahr. Zwar geht aus den Zahlen nicht exakt hervor, wie viel Kaufkraft nach Deutschland abfliesst. Doch zeigt der Zuwachs deutlich, dass Konsumenten zu einem Umdenken angesichts der Frankenstärke mehr denn je nicht bereit sind. Mit Papiersäcken allein lässt sich der Einkaufstourismus wahrlich nicht eintüten.