Mit Gummibärchen Haribo zum Welterfolg
100 Jahre «frohe» Kinder und Erwachsene

Mit Gummibärchen und Lakritzschnecken hat das deutsche Familienunternehmen in den vergangenen Jahrzehnten die Welt erobert. Doch ausgerechnet im Jubiläumsjahr sorgen eine Preiserhöhung und eine Fabrikschliessung für Ärger auf dem Heimatmarkt.
Publiziert: 13.12.2020 um 16:43 Uhr
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Ausgerechnet im Geburtstagsjahr sinken wegen Corona die Haribo-Impulskäufe an den Kassen.
Foto: AFP

Rund 160 Millionen Goldbären verlassen Tag für Tag weltweit die Haribo-Werke – und dazu noch zahllose Tüten voller Lakritz-Schnecken und anderer Süsswaren. Zum 100-jährigen Firmenjubiläum ist das am 13. Dezember 1920 in Bonn gegründete Familienunternehmen Haribo Süsswarenmarke Nummer eins in Deutschland, den USA und weiteren Ländern.

Allerdings erwies sich ausgerechnet das Jubiläumsjahr als nicht ganz einfach für den Konzern. Nicht nur Corona machte dem Süsswarenhersteller zu schaffen.

Werkschliessung schlägt Wellen

In Ostdeutschland sorgte die Ankündigung, das Haribo-Werk im sächsischen Wilkau-Hasslau zu schliessen, für Empörung. Das Land Sachsen beendete daraufhin seine Werbekooperation mit dem Süsswarenhersteller. Haribo hält allerdings an seiner Entscheidung fest. Die Schliessung sei mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit und künftige Ausrichtung von Haribo «wirtschaftlich notwendig», sagte ein Unternehmenssprecher.

Streit um eine von Haribo geforderte Preiserhöhung führte ausserdem dazu, dass deutsche Lidl-Kunden seit Monaten keine Haribo-Produkte mehr in den Regalen des Discounters finden.

Umsatzschwund wegen Corona

Auch die Corona-Krise ging an dem Süsswarenhersteller nicht spurlos vorbei. Zwar verzeichnete das Unternehmen nach eigenen Angaben im Lebensmittelhandel im ersten Halbjahr Umsatzzuwächse. Doch brachen gleichzeitig in anderen Verkaufskanälen – etwa an Flughäfen und Bahnhöfen – die Umsätze ein. Ausserdem mache sich im derzeitigen Teil-Shutdown bemerkbar, dass die Konsumenten viel seltener einkaufen gingen als früher - und dann oft Grosseinkäufe tätigten, sagte ein Haribo-Sprecher.

Gegründet wurde das Unternehmen 1920 von dem gelernten Bonbonkocher Hans Riegel in einem Bonner Hinterhof. Das spiegelt sich im Firmennamen: Er steht für HAns RIegel BOnn. Das Unternehmen wuchs schnell. Schon 1922 tauchten die ersten Fruchtgummibärchen im Angebot auf. 1925 begann Riegel mit der Herstellung von Lakritzprodukten.

Bereits in den 30er-Jahren wurde der Slogan «Haribo macht Kinder froh» verwendet. Heute richtet sich der Slogan auch an Erwachsene «Haribo macht Kinder froh und Erwachsene ebenso».

Geschmack passt sich Ländern an

Heute beschäftigt das Familienunternehmen weltweit 7000 Mitarbeiter, hat Produktionsstätten in 10 Ländern und exportiert seine Süsswaren in mittlerweile mehr als 100 Länder.

Allein in Deutschland sind etwas 300 Produkte im Angebot, weltweit sogar rund 1000. Es gehöre zum Erfolgsgeheimnis, die eigenen Produkte geschmacklich auf die landestypischen Vorlieben abzustimmen, erklärt Haribo die Vielfalt. Firmensitz ist seit 2018 nicht mehr Bonn, sondern die nahe gelegene rheinland-pfälzische Gemeinde Grafschaft, wo Haribo eine neue Firmenzentrale bezog.

«Genascht wird immer»

Trotz Corona blickt Haribo durchaus optimistisch in die Zukunft. «Der US-amerikanische Markt ist für uns sehr wichtig. Hier sehen wir auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten einen grossen Markt und weitere Wachstumschancen für Haribo», sagte ein Firmensprecher. Derzeit entsteht im Bundesstaat Wisconsin das erste Haribo-Werk in Nordamerika.

Zugleich stärkt der Süsswarenhersteller weltweit seine Präsenz im E-Commerce. Weisse Flecken sieht das Familienunternehmen auch noch in Asien.

Die aktuelle Diskussion um den überhöhten Zuckerkonsum in der Bevölkerung sieht der Süsswarenhersteller dennoch nicht als Gefahr für seine Zukunft. «Den viel diskutierten versteckten Zucker gibt es bei Haribo nicht», betonte ein Unternehmenssprecher. Goldbären, Lakritzschnecken und Co. seien Genussprodukte und keine Grundnahrungsmittel. Das sei den Verbrauchern auch bewusst. Auf die nächsten 100 Jahre blickt Haribo denn auch mit Zuversicht, wie ein Firmensprecher sagt: «Genascht wird immer.»

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