Im Windschatten von Marktkrösus Tesla ringen diverse Start-ups mit neuen Elektroautos um Aufmerksamkeit im noch jungen, aber boomenden Markt. Eines davon ist Canoo, das kürzlich ihren ersten Prototypen vorgestellt hat. Bis auf den Elektroantrieb hat dieser so gut wie nichts mit dem Tesla-Boliden gemeinsam.
Für Elektroautos untypisch kommt der Canoo-Prototyp optisch als aufgemotzter VW-Bus daher. Anders als die Marktführer verzichtet das Unternehmen im Innenraum auf grossflächige Displays. Während der Fahrt liefern einfache LED-Anzeigen die wichtigsten Informationen wie Geschwindigkeit, Drehzahl und Batteriezustand.
Stattdessen setzt das Canoo beim Anti-Tesla voll auf die Karte Komfort. Dem Beifahrer steht eine eckige Sitzgarnitur, die viel Beinfreiheit hergibt, zur Verfügung. Fahrassistenz-Funktionen können über das persönliche Smartphone bedient werden.
Auto gibt es nur zur Miete
Anders als bei den meisten Start-ups sind die Gründer gestandene Ex-Manager und -Entwickler von BMW und Opel. Geführt wird Canoo derzeit von Ulrich Kranz (61), ehemaliger Leiter der Elektrooffensive von BMW. Dieser schlägt nicht nur bezüglich Design neue Wege ein. Auch das Geschäftsmodell ist für einen Autobauer neuartig. Canoos Nutzer sollen die Autos nicht besitzen, sondern mieten.
Die Firma will eine monatliche Flatrate aufsetzen, die neben Wartungs- und Verschleisskosten auch Zugang zu Ladestationen umfasst. Das Abo ist monatlich kündbar. Gegenüber der «Wirtschaftswoche» erklärt Kranz, dass die derzeitigen Elektroautos gerade für junge Leute viel zu teuer seien. Wenn sich Neulenker nur kurzfristig im Monatsabo binden müssen, könnten auch sie bald im E-Auto sitzen.
Ausgefeilte Technik
Die Canoo-Ingenieure wagen auch technische Neuerungen. Sie standardisieren den Unterbau des Gefährts, das sogenannte «Skateboard». Darauf können verschiedene Kabinen flexibel aufgesetzt werden. Lenkrad und Rädern sind nicht mehr direkt miteinander verbunden. Die Lenkung arbeitet vollelektronisch.
Der Canoo soll ab Herbst 2021 an der US-Westküste unterwegs sein. Danach will das Start-up so rasch als möglich China erobern. Ob und wann der Anti-Tesla auch über Schweizer Strassen rollt, ist nicht bekannt. (gif)