Der Rückgang bei der Briefpost verschärft sich immer mehr. Ende 2017 lag die Anzahl adressierter Briefe um 4,2 Prozent unter dem Vorjahresniveau, sagt Post-Chefin Susanne Ruoff (60) am Donnerstag an der Jahresmedienkonferenz in Bern.
Im Jahr davor nahm die Zahl adressierter Briefe um 3,8 Prozent ab. Im 2015 betrug die Abnahme noch 1,4 Prozent. Laut Post bedeutet ein Prozent Mengenrückgang bei den adressierten Briefen einen Betriebsertragsrückgang von 14 Millionen Franken.
Zum Leidwesen der Post haben unadressierte Werbung, Info-Flyer und Co. bei der Mehrheit keine Chance. Über die Hälfte der Briefkästen schweizweit trägt bereits einen Stopp-Werbung-Sticker. Bitter: «Die Zahl der Stopp-Werbung-Kleber in der Schweiz wächst jährlich», sagt Post-Sprecherin Jacqueline Bühlmann. Deswegen greift der gelbe Riese erneut zum Lockmittel Gratis-Müsterli.
Gegen 600'000 Haushalte in der Schweiz erhalten in diesem Jahr spezielle Post von der Post, berichtete das Portal «Watson». Auch viele BLICK-Leser haben solch ein Schreiben bekommen und an die Redaktion weitergeleitet.
Gratis-Müsterli sind an Bedingungen geknüpft
Darin werden den Empfängern Warenmuster von Markenherstellern in Aussicht gestellt. Zum Beispiel einen Veggie-Snack, Weichspüler und Spülmaschinentabs. Es gab in Vorjahren auch schon Nudelsuppe, WC-Ente-Putzmittel, Kräutersalz und Schoggi.
Diese Produkte sind gratis, aber an eine Bedingung geknüpft. «Warenmuster gelten als Werbesendungen. Das bedeutete, dass wir diese nur in Briefkästen verteilen dürfen, die nicht mit einem «Bitte keine Werbung»-Vermerk gekennzeichnet sind», erklärt die Post in dem Schreiben. Im Umschlag: ein Sticker mit der Aufschrift: Werbung Ok! Damit könne man den Stopp-Werbung-Sticker überkleben.
Zwei Müsterli-Wellen in diesem Jahr
Auf Nachfrage präzisiert die Post ihr Vorgehen. Die Rede ist von zwei Sampling-Wellen im laufenden Jahr. Eine von März bis Mai, die andere von Oktober bis Dezember 2018. Über 1,7 Millionen Marken-Müsterli stehen bereit zum Versand. Auftraggeber sind die Konsumgüterhersteller. Zum Zug kommen: Stadt Basel und Umgebung, kleinere Zentren im Mittelland, Kanton Zug, Teile der Stadt Zürich, Winterthur sowie Biel und Genf.
Post-Sprecherin Jacqueline Bühlmann: «Hier gibt es die entsprechende Dichte an Einkaufszentren, die für die Konsumgüterhersteller wichtig sind, damit sie ihre Waren absetzen können.»
Aber: Der Anteil-Stopp-Werbung-Kleber sei in städtischen Gebieten tendenziell höher als in ländlichen.
Die Post erhofft sich einen Erfolg der Warenmuster-Aktion, die bei Empfängern meist gut ankomme. Denn damit wird der Weg frei für unadressierte Sendungen an Hunderttausende Briefkästen, die dem gelben Riesen bislang verwehrt blieben.