Mineralwasser für Dubai
Migros fiel auf Betrüger rein!

Mit Mineralwasser wollte Migros in der Wüste Geld verdienen. Das vermeintliche Millionen-Geschäft entpuppte sich als Fata Morgana.
Publiziert: 19.03.2012 um 10:43 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:56 Uhr
Millionen Flaschen wurden geliefert – verkauft wurde bis heute keine einzige.
Foto: Keystone/ZVG
Von Thomas Ungricht

Das Ziel war glasklar. Die Migros-Tochter Aproz wollte mit ihrem neuen «Valais»-Wasser auf der ganzen Welt durchstarten. «Wir brauchen zusätzliche Volumen. Und Aproz braucht neue Absatzmärkte», sagte Aproz-Chef Michel Charbonnet beim Startschuss 2008.

Einer dieser Absatzmärkte sollte der Nahe Osten sein. Genauer Dubai und die Vereinigten Arabischen Emirate. Den Partner dazu hatte man auch gefunden: Swisscorp Prime Products aus Zürich. Die Firma gibt vor, über erstklassige Beziehungen zu den Scheichs von Dubai zu verfügen. Man will das edle Wasser in den Hotels der königlichen Familie verkaufen.

Migros schliesst mit Swisscorp einen Vertrag und geht damit einem Millionenbetrüger auf den Leim.

Hinter Swisscorp steckt Giuseppe Coniglione (45). Der ehrgeizige Dübendorfer hat bereits eine zwiespältige Karriere hinter sich. Der einstige Banklehrling der Credit Suisse macht sich früh als Vermögensverwalter selbständig. Seine Firma Coni­glione Consulting wird 2005 ­liquidiert. Es liegt der Verdacht der Veruntreuung in der Luft.

All das weiss Migros nicht. Über einen treuen Helfer und ein Zürcher Treuhandbüro gründet der begnadete Verkäufer im Sommer 2008 die Swisscorp. Gegenüber der Migros tritt Coniglione lediglich als einfacher Mitarbeiter auf. Doch im Hintergrund zieht er selbst die Fäden. Die Verträge über die ­Zusammenarbeit mit Migros unterzeichnen Helfer.

Im Herbst 2008 liefert Aproz mehrere Millionen Flaschen «Valais» in die Wüste nach Dubai. Zuerst scheint alles normal zu laufen. Doch dann zahlt Swisscorp nicht mehr. «Die Zahlungen der letzten Lieferungen wurden nicht vollständig geleistet. Daraufhin wurden die Lieferungen gestoppt und die Firma Swisscorp betrieben», bestätigt Migros. Und weiter: «Herr Coniglione ist als Mitarbeiter der Firma Swisscorp aufgetreten.»

Neben Wasser schickte Migros ihrem Partner Swisscorp auch 100 000 Dollar für Werbung. Angeblich wurde dieser Betrag für Inserate eingesetzt.

Verkauft wurde in Dubai bis heute keine einzige Flasche. Die rund 30 Container mit dem Walliser Wasser wurden laut einem Insider kurz nach Ankunft beschlagnahmt – die Zahlung für die Fracht war ausstehend.

Walliser Wasser im Wüstenstaat zu verkaufen, war nie Conigliones Absicht. Sein Firmenkonstrukt diente ihm als Vorwand, um sich in seinem Bekannten- und Familienkreis zu bereichern. Mit den Kooperationsverträgen in der Hand, gelang es ihm, zahlreiche Investoren zu finden. Sie sahen ebenso wenig Geld wie die Migros.

Der orange Riese beziffert den Schaden des Wüstenabenteuers auf 300 000 Franken. Man liess es bei einer Betreibung bleiben. Im Internet klagen Geschädigte über die Geschäftspraktiken von Conig­lione. Schadensumme: angeblich mehrere Millionen Franken.

Für BLICK war Giuseppe Coniglione nicht zu sprechen. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Zuletzt wurde er in Rom gesichtet.

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