Jubel bei den Aktionären des Pharmakonzerns Novartis: Die Aktie notiert kurz nach Börsenöffnung 2,8 Prozent im Plus. Der Leitindex SMI legt dagegen lediglich 1,2 Prozent zu.
Kurz nach 7 Uhr machte Novartis den Spekulationen ein Ende. Der Pharmakonzern will seine Augenheilkunde-Sparte Alcon abspalten und an die Börse bringen.
Novartis hatte das lange kriselnden Geschäft bereits im vergangenen Jahr auf den Prüfstand gestellt und sich zuletzt eine Entscheidung bis zum ersten Halbjahr 2019 vorbehalten. Die strategische Überprüfung habe nun ergeben, dass eine komplette Abspaltung von Alcon als separat gehandeltes Unternehmen im besten Sinne der Aktionäre sei, heisst es.
Über 50 Milliarden Franken liess sich der Pharmamulti 2011 den Kauf des texanischen Augenheilkundespezialisten Alcon kosten. Der damalige Novartis-Chef Daniel Vasella wollte Alcon unbedingt haben.
Novartis-Chef treibt Strategie voran
Zuletzt war in der Presse bereits über eine bevorstehende Börsennotierung von Alcon spekuliert worden.
Novartis-Chef Vas Narasimhan argumentiert: «Alcon ist zu einer Position der Stärke zurückgekehrt, und es ist an der Zeit, dem Bereich mehr Flexibilität für die Verfolgung seiner eigenen Wachstumsstrategie als weltweit führendes Unternehmen für opththalmologische Produkte zu geben.»
Die Abtrennung von Alcon werde es beiden Unternehmen im Alleingang ermöglichen, sich «voll und ganz» auf ihre jeweiligen Wachstumsstrategien zu konzentrieren, heisst es weiter. Alcon konzentriere sich nun vollständig auf Augenchirurgie und den Bereich Vision Care, also Kontaktlinsen und deren Pflegeprodukte.
600 Mitarbeiter in der Schweiz
Alcon soll sowohl an der SIX Swiss Exchange als auch der New York Stock Exchange kotiert werden. Registriert werden soll das neue Unternehmen in der Schweiz, wobei Fort Worth in den USA ein wichtiger Standort bliebe. Der Abschluss der Transaktion wird für das erste Halbjahr 2019 erwartet.
Aber erst müssen die Aktionäre an der Generalversammlung im Februar 2019 endgültig grünes Licht geben. Novartis geht den Angaben zufolge davon aus, dass die Transaktion steuerneutral sein wird.
Durch die Abspaltung wird laut Novartis ein weltweit führendes Unternehmen für Augenheilkunde-Produkte mit mehr als 20'000 Mitarbeitenden entstehen. Im Jahr 2017 hätte Alcon einen Umsatz von rund 7 Milliarden US-Dollar erzielt.
Schweizweit arbeiten rund 600 Angestellte für das Novartis-Unternehmen. Vier Standorte sind auf Schaffhausen, Genf, Rotkreuz ZG und Freiburg verteilt.
Im Zuge der Abspaltung wird Alcon-Chef Mike Ball designierter Präsident des Verwaltungsrats. Der operative Chef (COO) David Endicott wird zum neuen CEO befördert. Beide Ernennungen gelten per 1. Juli 2018.
Blockbuster bleibt bei Novartis
Gleichzeitig ist geplant, das Alcon-Portfolio an Arzneimitteln für die Augenheilkunde bei Novartis zu belassen. Dieses wurde bereits Anfang 2016 an einen anderen Novartis-Geschäftsbereich übertragen. Mit diesem Portfolio erwirtschaftete das Pharmaunternehmen 2017 einen Umsatz von 4,6 Milliarden Dollar.
Das Kronjuwel des Ophthalmologie-Portfolios ist das Medikament Brolucizumab - ein potenzieller Blockbuster. Das Präparat zur Behandlung neovaskulärer AMD und des diabetisches Makulaödems wird nun unter der Regie von Novartis weiterentwickelt und für die Markteinführung vorbereitet.
Grosser Aktienrückkauf
Zudem wird Novartis nun bis Ende 2019 eigene Aktien im Wert von 5 Milliarden US-Dollar zurückkaufen. Das entspricht dem Gegenwert von rund 2,8 Prozent der ausstehenden Anteile. Finanziert wird der Rückkauf vor allem mit dem Geld, dass mit dem Verkauf des Anteils am Joint-Venture mit GSK eingenommen wurde.
Auch danach beabsichtige man, eine «starke und wachsende» Dividende in Schweizer Franken auszuschütten, hält Novartis fest. Eine Dividendenpolitik für Alcon sei indes noch nicht festgelegt worden. (SDA/pbe/uro)