Milliarde an Börsenwert eingebüsst
Investoren greifen Schweizer Batteriefirma an

Stromspeichern durch das Aufziehen grosser Gewichte. Eine bestechende Idee, die erst an der Börse Furore machte und der nun der Absturz droht. Der Chef der Firma Energy Vault wehrt sich gegen Spekulationen.
Publiziert: 06.12.2022 um 18:30 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2022 um 15:47 Uhr
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Bilder von der Energy Vault Testanlage im Tessin: Die Idee ist ...
Foto: Zvg

Als Einhörner gelten Start-up-Unternehmen, die an der Börse mehr als eine Milliarde wert sind. Eine rare Spezies, zu der auch die Schweizer Batteriefirma Energy Vault seit ihrem Börsengang im Februar in New York gehörte. Bis auf anderthalb Milliarden Franken kletterte die Börsenbewertung des Tessiner Unternehmens.

Mit dem Höhenflug ist es fürs Erste vorbei. Energy Vault hat über eine Milliarde Franken an Wert verloren. Für die Leistung eines stolpernden Einhorns gibt es vorerst noch keine besondere Bezeichnung.

Zweifel an der Wirksamkeit

Die Idee der Firma ist so bestechend wie simpel: Mittels überschüssiger Energie werden schwere Gewichte an einer Art Kran in die Höhe gezogen. Braucht das Stromnetz Energie, werden die Betonblöcke mithilfe der Schwerkraft wieder herabgelassen und die dadurch entstehende Energie ins Netz eingespeist. Ein idealer Stromspeicher – zumindest in der Theorie.

In der Praxis scheint sich die Technologie offenbar noch nicht zu bewähren, glauben zumindest kritische Investoren. Zudem gibt es Zweifel an den Wachstums- und Umsatzplänen von Energy Vault. Die Aktie ist ins Visier sogenannter Shortseller geraten, also Anlegern, die auf fallende Kurse setzen.

Kann Management Vorwürfe entkräften?

So habe der aktivistische Shortseller Bleecker Street Research dem Management in einem vor kurzem veröffentlichten Report unter anderem vorgeworfen, die Aktionäre bei der Ankündigung neuer Stromspeicherprojekte zu täuschen, wie das deutsche «Handelsblatt» schreibt. Bleecker Street Research nennt die Idee ein «Wissenschaftliches Projekt für die Mittelstufe».

Auch andere Shortsteller haben unter anderem schon das Management von Energy Vault kritisiert.

Die zentrale Frage: Kann das Management die Vorwürfe entkräften und eine glaubwürdige Wachstumsstrategie vorlegen? Oder aber behalten die Kritiker recht? Dann ist eine weitere Talfahrt der Aktie vorprogrammiert.

In einem Gespräch mit dem «Handelsblatt» weist Robert Piconi, Chef von Energy Vault, die Vorwürfe jetzt als «grundlegend fehlerhaft und sachlich unzutreffend» zurück. «Wir haben unsere Ziele auf der Grundlage unseres Auftragsbestands und unserer kommerziellen Pipeline klar vor Augen und werden uns nicht von Leerverkäufern ablenken lassen, die unseren Aktienkurs aus kurzfristigem persönlichem Gewinnstreben senken wollen», wehrt sich Piconi. (koh)

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