Migros-Tochter Globus streicht Stellen und kündigt langjähriger Mitarbeiterin – auch Schwangere betroffen
Knallhart ausgemustert!

Seitdem bekannt ist, dass die Migros ihre Luxus-Warenhauskette Globus verkaufen will, bangen viele der über 3000 Angestellten um ihren Job. Während sich Globus für den Verkauf herausputzt, erhält Giuseppina Trimarco die Kündigung. Sie ist kein Einzelfall.
Publiziert: 07.08.2019 um 20:47 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2019 um 12:39 Uhr
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Entlassen! Giuseppina Trimarco (r.) muss nach dem 20-Jahr-Jubiläum gehen – Liridanan Jasharis Stelle soll es nach der Babypause nicht mehr geben.
Foto: Siggi Bucher
Noé Waldmann und Patrik Berger (Text), Siggi Bucher (Fotos)

Jedes Unternehmen müsste froh sein, solch eine treue Angestellte wie Giuseppina Trimarco (53) aus Volketswil ZH im Team zu wissen. Besonders, wenn es dem Unternehmen mies geht und seine Eigentümerin es verkaufen wird.

Giuseppina Trimarco arbeitet bei Globus im Walliseller Glattzentrum – einem von schweizweit 39 Standorten der Luxuskette, die noch im Besitz der Migros ist. Der Detailhändlerin passt die veredelte Welt von Globus nicht mehr ins Konzept. Ende Juni machte sie die Verkaufsabsichten bekannt. Ein Käufer konnte bislang nicht gefunden werden.

Dennoch sind Trimarcos Tage bei Globus gezählt. Sie hat am 3. Juli die Kündigung aufgrund von Filialschliessung und Restrukturierung erhalten. Obwohl ihr Chef am 1. Mai, zwei Monate zuvor, ihr zum 20-jährigen Dienstjubiläum gratulierte und sie für ihren «grossen Einsatz über die Jahre» und die «langjährige Globus-Treue» gelobt hat. Obwohl sie einen Bonus von 2193 Franken und zehn zusätzliche Ferientage zu den 4120 Franken Monatslohn erhielt. Sowohl die Kündigung als auch der Brief zum Dienstjubiläum liegen BLICK vor.

Rauswurf nach dem Dienstjubiläum

Im Gespräch sagt Trimarco über den Job-Schock: «Ich fiel aus allen Wolken, konnte zwei Tage nicht schlafen. Bei der Arbeit habe ich mir aber nichts anmerken lassen.» Dann habe sie sich sofort erkundigt, ob eine andere Stelle für sie frei sei. «Mein Chef hat das verneint», erzählt sie. Trotz Sozialplan: Unterstützung bei der Arbeitssuche? Fehlanzeige. «Und das nach all den Jahren bei Globus! Ich bin schwer enttäuscht», sagt Trimarco. 

Zuerst hat die Schweizerin zehn Jahre lang im Globus-Verkauf gearbeitet. Dann wechselte sie in den Warenservice. Dort stellt sie in einem 80-Prozent-Pensum sicher, dass hinter der Verkaufsfront im Laden-Lager alles rund läuft. Für ihren Einsatz hat sie beste Zwischenzeugnisse erhalten, die BLICK ebenfalls vorliegen. 

Ihr Bereich Warenservice werde nun aufgelöst, sagt Trimarco. Künftig sollen die Verkäuferinnen deren Aufgaben übernehmen – zusätzlich.

Globus bestätigt weitere Kündigungen

Insgesamt kam es im Glattzentrum zu drei Kündigungen, weil dort die beiden Fachgeschäfte Globus für Herren- und Damenmode in der vergrösserten Warenhausfläche integriert werden, wie das Unternehmen auf Anfrage bestätigt. Den Warenservice solle es auch künftig geben, «der Verkauf wird generell aber vielfältiger», sagt Globus-Sprecherin Tanja Pfaffhauser.

Globus-Chef veredelt Geschäft für den Verkauf

Globus und Migros, die beiden Unternehmen kennt jeder. Luxus für die erlesene Kundschaft, Bodenständiges für die breite Masse. Für Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (49) passt die 1997 gekaufte Globus-Gruppe nun aber «nicht mehr zur DNA der Migros». Er machte die Verkaufsabsicht für die edlen Modefilialen und Warenhäuser – insgesamt 39 – Ende Juni publik (BLICK berichtete).

Seitdem zittern über 3000 Globus-Mitarbeitende um ihre Jobs. Auch, weil das Unternehmen Verluste schreibt, doch gleichzeitig die Luxus-Leiter mit dem Ausbau exklusiver Marken in die Höhe klettern will. Wie Globus gegenüber BLICK bestätigt, ist die Integration von Herren-Globus und Schild in die Marke Globus jedenfalls «weitgehend» abgeschlossen.

In den Jahren 2017/18 erfolgten deswegen rund 15 Zusammenlegungen oder Schliessungen. Weitere seien aktuell nicht geplant, verspricht Globus. Ausnahme seien jene im Walliseller Glattzentrum und in Aarau, die im August 2019 erfolgten. In der Kantonshauptstadt des Aargaus sprach Globus vier Kündigungen aus, im Glatt sind es deren drei. Planungen, die Anzahl der Angestellten im Lauf des Jahres weiter zu reduzieren, gebe es nicht.

Globus-Sprecherin Tanja Pfaffhauser bestätigt insgesamt 33 Entlassungen seit Jahresbeginn. Gleichzeitig benötige der Ausbau des Online-Geschäfts neue Stellen. Pfaffhauser: «Der Moment erscheint nun günstig, um Globus in eine neue Eigentümerschaft zu übergeben.» Insbesondere auch deshalb, «weil sich Globus mit der Positionierung im Premium- und Luxussegment immer weiter von der Migros entfernt».

Laut der Sprecherin wird der Verkauf wohl erst 2020 abgeschlossen werden. Das Globus-Management um CEO Thomas Herbert (49) hat bereits Interesse angemeldet.

Globus und Migros, die beiden Unternehmen kennt jeder. Luxus für die erlesene Kundschaft, Bodenständiges für die breite Masse. Für Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (49) passt die 1997 gekaufte Globus-Gruppe nun aber «nicht mehr zur DNA der Migros». Er machte die Verkaufsabsicht für die edlen Modefilialen und Warenhäuser – insgesamt 39 – Ende Juni publik (BLICK berichtete).

Seitdem zittern über 3000 Globus-Mitarbeitende um ihre Jobs. Auch, weil das Unternehmen Verluste schreibt, doch gleichzeitig die Luxus-Leiter mit dem Ausbau exklusiver Marken in die Höhe klettern will. Wie Globus gegenüber BLICK bestätigt, ist die Integration von Herren-Globus und Schild in die Marke Globus jedenfalls «weitgehend» abgeschlossen.

In den Jahren 2017/18 erfolgten deswegen rund 15 Zusammenlegungen oder Schliessungen. Weitere seien aktuell nicht geplant, verspricht Globus. Ausnahme seien jene im Walliseller Glattzentrum und in Aarau, die im August 2019 erfolgten. In der Kantonshauptstadt des Aargaus sprach Globus vier Kündigungen aus, im Glatt sind es deren drei. Planungen, die Anzahl der Angestellten im Lauf des Jahres weiter zu reduzieren, gebe es nicht.

Globus-Sprecherin Tanja Pfaffhauser bestätigt insgesamt 33 Entlassungen seit Jahresbeginn. Gleichzeitig benötige der Ausbau des Online-Geschäfts neue Stellen. Pfaffhauser: «Der Moment erscheint nun günstig, um Globus in eine neue Eigentümerschaft zu übergeben.» Insbesondere auch deshalb, «weil sich Globus mit der Positionierung im Premium- und Luxussegment immer weiter von der Migros entfernt».

Laut der Sprecherin wird der Verkauf wohl erst 2020 abgeschlossen werden. Das Globus-Management um CEO Thomas Herbert (49) hat bereits Interesse angemeldet.

Die Gewerkschaft kennt den Fall: «Während die Migros den Globus für den geplanten Verkauf fit trimmt, tragen die Angestellte die Konsequenzen», sagt Anne Rubin (50), zuständig für den Detailhandel bei der Unia. Die ökonomische Logik ist knallhart: Je weniger Angestellte Globus hat, desto tiefer sind die Kosten. Das mache Globus zu einer attraktiven Braut auf dem Markt.

Umsatz-Druck, Zusatzarbeit – ohne mehr Lohn

Weniger Arbeit steht für die Mitarbeitenden deswegen aber nicht an. «Die Aufgaben werden einfach auf immer weniger Angestellte aufgeteilt», sagt Rubin. Ein weiterer Faktor für zunehmenden Stress: Globus erreichte im Glatt und in den meisten anderen Filialen die Umsatzziele in den letzten beiden Jahren nicht. «Die Filialleiter sind unter enormen Druck, die Ziele der Konzernleitung umzusetzen. Das bekommen dann häufig die Angestellten zu spüren», weiss Rubin.

Seit zwei Jahren steige der Druck ständig, bestätigt Giuseppina Trimarco. Grund dafür ist auch die Online-Shop-Strategie, die Globus vorantreibt – und für die Trimarco nun auch eingespannt wird. Einen höheren Stundenlohn bekommt sie deswegen nicht. Muss statt fünf Tagen nun aber ebenfalls samstags arbeiten. «Auch am Samstag kommen Lieferungen oder Retouren, um die wir uns kümmern müssen. Wer sich nicht anpasst, der muss gehen», sagt Trimarco.

Schwangere erhält Abmahnung

Sie ist nicht die Einzige, die von zusätzlichen Aufgaben und Arbeitsdruck berichtet. Trimarcos Kollegin bei Globus im Glatt erwartet das gleiche Schicksal, wie sie BLICK sagt. Liridanan Jashari (27) aus Kloten ZH ist im fünften Monat schwanger. Sie steht zwar unter Kündigungsschutz, aber auch ihr  habe der Chef schon mündlich mitgeteilt, dass es nach ihrer Babypause keine Stelle mehr für sie gebe. «Ich habe Angst vor der Zukunft», sagt Jashari.

Sie zeigt BLICK eine schriftliche Abmahnung des Chefs. «Es ist wichtig, dass Frau Jashari in ihrem Aufgabenbereich speditiver arbeitet.» Im letzten Zwischenzeugnis wurde ihre «effiziente Arbeitsweise» noch gelobt. Darauf angesprochen sagt Gewerkschafterin Rubin: «Es ist skandalös, wenn einer Schwangeren mitgeteilt wird, dass sie nach der Geburt keine Stelle mehr hat.»

Jashari vor ungewisser Zukunft

Die im Warenlager tätige Jashari musste auch im Verkauf aushelfen, weil Personal fehlte. «Dann bleibt aber die Arbeit im Lager liegen», klagt sie. Wie es nun weitergehen soll, weiss sie nicht.

Auch Kollegin Trimarco kämpft mit den Tränen. Sie hat grosse Angst, keinen Job mehr zu finden. «Wer stellt in der Modebranche schon eine 53-Jährige ein?» 

Globus nimmt Stellung zu Vorwürfen

Globus gibt sich überrascht von der Gewerkschaftskritik, man arbeite mit ihnen «generell äusserst gut und eng» zusammen. «Von viel Druck auf die Angestellten kann jedenfalls keine Rede sein», sagt Globus-Sprecherin Pfaffhauser. Das Unternehmen unterstütze Gekündigte massiv bei der Weitervermittlung.

Die Mehrheit habe bislang zum Zeitpunkt des Ablaufs der Kündigungsfrist einen Arbeitsvertrag innerhalb oder ausserhalb der Migros-Gruppe in der Tasche.

Der Fall der Liridanan Jashari sei ihr nicht bekannt und «selbstverständlich inakzeptabel», sagt Pfaffhauser. Bei über 3000 Mitarbeitenden und über 300 Vorgesetzten könnten Fehler in Einzelfällen nie völlig ausgeschlossen werden. «Keinesfalls aber tolerieren wir ein solches Vorgehen.» Ob Jashari nun eine Chance auf Weiterbeschäftigung bekommt, bleibt offen.

Anmerkung: Globus-Besitzerin Migros hält nach Erscheinen des BLICK-Berichts fest, dass die schwangere Mitarbeiterin in ungekündigtem Arbeitsverhältnis ist und keine Absicht bestehe, ihr nach der Rückkehr aus dem Mutterschaftsurlaub zu kündigen. 8.08.2019, 13:24 Uhr

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