Twint verschafft sich Zugang zum Migros-Imperium durch die Hintertür. Bald kann man die Bezahl-App der Schweizer Finanzbranche auf allen Online-Shops der Migros-Gruppe nutzen. «Die Verträge mit der Migros sind unterschrieben. Twint kommt in einem ersten Schritt in die Online-Shops der Migros», sagt Marc Schluep, der neue CEO von Six Payment Services, zu SonntagsBlick.
Beim Joint-Venture Twint ist Six – sie betreibt auch die Schweizer Börse – für die Technik zuständig. Migros-Sprecher Luzi Weber bestätigt: «In naher Zukunft werden die Online-Shops der Fachmärkte Sport XX, Micasa, Do it Garden, Melectronics, Interio sowie Ex Libris Twint integrieren. In einem weiteren Schritt auch LeShop.» Bisher boten erst die zur Migros gehörenden Plattformen Digitec und Galaxus Twint als Bezahlmethode an.
Diese Woche wird Twint in ihre App integrieren
An der Migros-Kasse bezahlen kann man mit Twint vorerst nur über einen Umweg. Diese Woche wird die Migros Twint in ihre App integrieren. Das bedeutet: Wer in der Migros-App Twint als Bezahlmethode hinterlegt, kann in den nächsten Tagen per QR-Code an der Kasse zahlen, und trotzdem mit Twint den Einkauf berappen. Die Strategie der Migros: Die Kunden sollen die Migros-App benutzen, und zwar «von der Wiege bis zur Bahre», wie es intern heisst. So behält man die Oberhand über die Kundendaten.
Das Ziel von Twint muss allerdings sein, dass die Migros-Kassen die Twint-App als direkten Bezahlkanal akzeptieren – sonst kann sie sich nicht flächendeckend etablieren. Six deutet gegenüber SonntagsBlick an, dass dies «in einem zweiten Schritt» kommen wird. Abgeklärt werde derzeit die Technologie: Ob mit dem sichtbaren Twint-Bluethooth-Beacon, den man von Coop kennt. Oder aber mit QR-Codes, die durch die Handy-Kamera gescannt werden. Die Migros äussert sich zurückhaltender: «Ob Twint in Zukunft auch direkt am Zahlterminal der Migros-Filialen angeboten werden soll, wird aktuell geprüft.»
Twint bietet drei Funktionen
Eigentlich ist Twint als Handy-Porteomonnaie für die Ladenkassen entwickelt worden. Der Handel hat die App aber vor allem als Online-Bezahlmethode schätzen gelernt. Verschiedene Händler bestätigen gegenüber SonntagsBlick: Mit Twint gibt es online viel weniger Verkaufsabbrüche als mit anderen Bezahlmitteln, etwa Kreditkarten. Der Grund: Es ist einfacher. Mit Twint muss man nicht mühsam Zahlen abtippen. Ein kurzes Scannen QR-Codes reicht. Den Kunden bleibt keine Zeit, den Einkauf zu überdenken.
Twint bietet drei Funktionen: An der Ladenkasse bezahlen, Geld von Person zu Person zu überweisen und online bezahlen. Sowohl was die Anzahl Transaktion, als auch die höhe der Beträge angeht, wächst die App online am stärksten. Das bestätigen Zahlen, die das Unternehmen SonntagsBlick zur Verfügung stellt. Dies ist offenbar auch der Migros nicht entgangen. Zweieinhalb Jahre nach der Lancierung von Twint ist der Detailhandels-Gigant auf den Geschmack gekommen.