Merkel, Holland und Co.
Lob, Lob und nochmals Lob

Für einmal gab es für die Schweiz nur Bewunderung. Die Chefs der Nachbarländer zollten der Eidgenosschaft riesigen Respekt für den Bau des neuen Gotthard-Bahntunnels.
Publiziert: 01.06.2016 um 20:57 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:34 Uhr
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DARF NICHT MEHR VERWENDET WERDEN Eine fidele Reisegruppe: Schneider-Ammann, Merkel, Hollande und Renzi (im Uhrzeigersinn) auf ihrer Fahrt durch den Tunnel.
Foto: Reuters
Marcel Odermatt

So viel Lob innert 30 Minuten gab es in der Geschichte der Eidgenossenschaft von ausländischen Staatsgästen wohl noch nie. «Mein Land bewundert grosse Werke und verneigt sich deshalb vor der Schweiz», erklärte der französische Präsident François Hollande in seiner kurzen Ansprache zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels im Festzelt in Pollegio TI. In der Schweiz sei der europäische Traum Realität geworden.

Sonst oft als europä­ischer Rosinenpicker beschimpft, meinte Hollande unter grossen Applaus: «Sie haben mehr getan, als nur ihren eigenen Interessen zu dienen.» Sondern eine Zukunft für Europa gebaut. Den Tunnel wertet der Staatschef als wichtiges Signal für die ganze Welt. Europa müsse der Welt zeigen, wozu es fähig sei. Denn Europa sei auch ein Traum.

Zum Schluss wurde er gar selbstironisch: Die Züge verkehrten im Stollen mit 200 km/h. «Das wäre zurzeit in Frankreich eine Leistung», sagte Hollande in Anspielung auf die Streiks im öffentlichen Verkehr in Frankreich.

Auch der österreichische Bundeskanzler Christian Kern gratulierte zur Realisierung eines «aussergewöhnlichen Projekts». Das sei nicht nur ein grosser Tag für die Schweiz, sondern auch für ­Europa. Die ambitionierte Politik, den Verkehr von der Strasse auf die Schiene zu verlagern, sei eine Investition in die Lebensqualität und den Umweltschutz. «Und davon werden auch wir als Anrainerstaaten in grossem Masse profitieren.» Kern leitet bis vor kurzen selber die Österreichischen Bundesbahnen.

Leise Töne wählte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im blauen Blazer gedachte sie zunächst der neun Mineure, die während der Bauarbeiten ihr Leben verloren hatten. Dann aber war auch die wichtigste Politikerin Europas voll des Lobes für das kleine Nachbarland. «Er ist weitaus mehr als ein Tunnel.» Der Gotthard-Basistunnel stehe symbolhaft für das Verbindende, das es zu sehen und stärker zu nutzen gelte, sagte Merkel. In guter Schweizer Tradition seien alle eingebunden worden, auch die Bevölkerung. Merkel versprach, mit noch mehr Elan an die anstehenden Aufgaben zu gehen. Dass der Tunnel viel teurer war als budgetiert, ist der Kanzlerin offensichtlich entgangen, denn sie zeigte sich beeindruckt, dass das Projekt «pünktlich und im Budget fertig wurde». Merkel: «Danach muss Deutschland auch ein bisschen streben.»

Ähnlich wie die Kanzlerin, die darauf hinwies, Deutschland wolle bei den Zufahrtsstrecken vorwärtsmachen, ­versprach Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi Einsatz ­einen «Mobilitätskorridor» bis nach Mailand. Auch die historische Dimension machte Renzi klar: «In Zeiten, wo andere Mauern bauen wollen, hat die Schweiz ein Zeichen gesetzt.»

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