Ganz auf Fleisch zu verzichten, kommt für Schweizerinnen und Schweizer nicht in Frage. Doch sie reagieren immer sensibler auf die Herkunft des Fleisches. Eine Umfrage zeigt nun: Mehr als die Hälfte der Befragten glaubt, Gastrobetriebe täten zu wenig für den Tierschutz.
Dabei wären drei Viertel dazu bereit, tiefer in die Taschen zu greifen, wenn das Fleisch aus tierfreundlicher Haltung stammt. Die Befragung gab die Kantinenbetreiberin SV Group in Auftrag.
Die Ergebnisse nimmt sich die Firma zu Herzen und reagiert. In den SV-Restaurants soll ab 2017 rund 80 Prozent des Fleisches aus besonders tierfreundlicher Haltung stammen. Drei Jahre gibt sich das Unternehmen dafür Zeit.
Das Fleisch soll aus BTS-Haltung kommen, was besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme vorschreibt, sowie aus RAUS-Haltung, die regelmässigen Auslauf im Freien vorschreibt. Beide Konzepte verlangen mehr als das heutige Schweizer Tierschutzgesetz.
Der Mehraufwand der Bauern bringt Mehrkosten für die Einkäufer mit sich. Das teurere Fleisch werde die Menüs aber höchstens um 10 Rappen verteuern, schätzt SV-Sprecherin Manuela Stockmeyer.
RAUS-Fleisch ist knapp
Die Kantinenbetreiberin stellt sich in dieser Sache als Vorreiterin dar: «Unsere Initiative bedeutet ein absolutes Novum in der Gastronomie», rühmt sich Patrick Camele, CEO der SV Group.
Nur gibt es heute bereits Konkurrenten, die schon länger auf Fleisch aus dem RAUS-Programm setzen, etwa McDonald's. Der Fastfood-Riese kauft seit 2010 immer mehr Fleisch von Bauern ein, die sich an die Anforderungen von RAUS halten.
Das Vorhaben von SV ist erfreulich für den Tierschutz. Doch hat sich die Gruppe ein ehrgeiziges Ziel gesteckt. Erst im Juni kommunizierte McDonald's, dass der verfügbare Anteil an Kühen, die nach RAUS-Standard aufgezogen wurden, im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 59 Prozent lag. Im Juli berichtete BLICK, dass die Fastfood-Kette kurzzeitig auf österreichisches Kuhfleisch ausweichen muss, weil es hierzulande zu einer Knappheit kam.
Schweizer Tierschutz sorgt für Glaubwürdigkeit
Die SV Group wolle den neuen Standard schrittweise in seinen Betrieben einführen, erklärt Sprecherin Stockmeyer. «Wir sind überzeugt, dass wir die Menge spätestens bis 2020 hinbringen können. Wir haben auf Lieferantenseite vertrauensvolle Partner, die uns dabei unterstützen.»
Gut möglich, dass sich weitere Bauern zur aufwändigeren und teureren Tierhaltung entscheiden, wenn sie erfahren, dass ein neuer grosser Abnehmer im Land entsteht.
Um die Glaubwürdigkeit der Kantinenbetreiberin zusätzlich zu stärken, arbeitet SV mit dem Schweizer Tierschutz (STS) zusammen.
«Dadurch können wir unseren Kunden die maximale Sicherheit geben, dass die Tierwohlinitiative fachlich fundiert ist und glaubwürdig umgesetzt wird», so CEO Camele.