Dickes Bankkonto, Traumhaus, super Job mit viel Lohn – diese Klischees über Schweizer scheinen weltweit so normal wie die Ausrufe von vielen Ausländern, dass sie Schweizer Käse, Schokolade und Berge lieben. Sind Schweizer wirklich so reich, wie viele denken?
In den vergangenen Wochen wurden gleich zwei Studien veröffentlicht, dass die Schweiz bezüglich Dollarmillionäre zu den Top 10 der Welt zählt. Doch das ist nur eine Seite der Medaille.
Laut dem Global Wealth Report 2018 der Credit Suisse gibt es in der Schweiz 2650 Personen mit einem Vermögen von mehr als 50 Millionen Dollar (umgerechnet rund 49,5 Millionen Franken). Mit einem durchschnittlichen Vermögen von 530'240 Dollar (526'000 Franken) führen Schweizer das globale Ranking der Reichsten der Welt vor Australiern an.
Land des Mittelstands
Der Schweizer «median wealth» beträgt 183'340 Dollar – also die Hälfte der Bevölkerung besitzt mehr als diese umgerechnet 181'800 Franken, die andere Hälfte weniger. Damit sieht der Reichtum von Schweizern schon etwas anders aus.
Es gibt in der Schweiz mehr Menschen, die weniger als 10'000 Dollar besitzen, als Menschen, die mehr als eine Million Dollar besitzen. In der reichen Schweiz gibt es weniger Millionäre und Milliardäre als Menschen mit weniger als 10'000 Dollar in ihrem Namen.
Für das Schweizer Bundesamt für Statistik gehört der Grossteil der Bevölkerung zur «Einkommensmitte», also der Mittelschicht mit nicht zu viel und nicht zu wenig Geld. Im internationalen Vergleich ist das viel Geld. Nach Luxemburg geniesst man in der Schweiz das zweithöchste verfügbare Einkommen in Europa.
Gerade genug, um Lebenskosten zu decken
Doch die Hochpreisinsel kann das Portemonnaie ziemlich schnell erschöpfen. Die Preise für Lebensmittel, Wohnen, Versicherungen und Güter des täglichen Bedarfs zählen zu den teuersten der Welt. 6600 Dollar Monatslohn, umgerechnet rund 6500 Franken, sind weltweit ein Spitzenlohn. In der Schweiz kann man damit gerade die Lebenskosten decken.
Nach Miete, Steuern, Sozialabgaben und sonstigen Lebenshaltungskosten verbleiben im Durchschnitt noch knapp 15 Prozent zum Sparen. Gerade jährlich steigende Krankenkassenprämien fressen ein immer grösseres Stück des Haushaltseinkommens. Wer weniger als 5000 Franken verdient, dem bleibt nichts, und Senioren haben von Erspartem zu zehren, um steigende Kosten zu decken.
Für ein kleines Land hat die Schweiz eine hohe Anzahl von Multimillionären und Milliardären. Auf dem Papier zählen Schweizer zu den Reichsten der Welt. Dabei verdient der Durchschnittsschweizer gerade genug, um die hohen Lebenshaltungskosten zu decken. (kes)