Mehr Platz ist das beste Argument für ein Billette der 1. Klasse. Dafür sind Passagiere auch bereit, mehr zu zahlen. Das gilt auch für die S-Bahn. Doch vielleicht nicht mehr lange. Wie «20 Minuten» berichtet, prüft der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) eine klassenlose S-Bahn. Der Verkehrsverband hat den Auftrag dazu vom Zürcher Regierungsrat erhalten.
Der Vorteil von nur einer Klasse wäre mehr Platz für alle anderen Bahnkunden. Besonders in Stosszeiten ist dieser knapp. Viele Passagiere müssen in der S-Bahn stehen. Zudem könnten die Züge möglicherweise auch pünktlicher fahren. Denn das Einsteigen würde sich auf mehr Wagen verteilen und deshalb schneller gehen.
Bahnen verdienen mehr
Die Frage ist aber auch, ob sich das wirtschaftlich lohnt. Von aussen lässt sich das kaum beantworten. Die Bahnunternehmen machen nämlich ein Geheimnis um die Klassen. Weder die SBB noch der ZVV geben bekannt, wie viel Geld die 1.-Klasse-Passagiere in ihre Kassen spülen. Immerhin, laut Zahlen der Südostbahnen dürfte sich das Geschäft durchaus lohnen. So erwirtschaftet die SOB pro zurückgelegtem Kilometer bei normalen Billettes fast ein Viertel mehr durch die höherpreisigen Passagiere. Bei Abos sind es sogar 55 Prozent mehr.
Ob wir in Zukunft in der S-Bahn klassenlos unterwegs sein werden, ist mehr als offen. Ein Umbau sei keine Option, schreibt «20 Minuten». In rund zehn Jahren aber soll es neue Züge geben. Es könnten dann einstöckige Züge mit nur noch einer Klasse zum Einsatz kommen.
Zürcher S-Bahn ist keine Insel
Eine Absage an die 1.-Klasse-Abschaffung gibts von den SBB und vom Zürcher Regierungsrat. Erstere argumentieren mit dem Kundenbedürfnis für zwei Klassen, letztere hält die Idee für «nicht wünschenswert». Pro Bahn Zürich sieht Probleme bei der Umsetzung. Schliesslich gibt es zwischen den Zürcher S-Bahnen und den anderen Tarifverbünden viele Überschneidungen. (jfr)