Mehr Konkurse, weniger Gründungen
Vor allem für das Bau- und Gastgewerbe war 2015 ein Pleitejahr

Publiziert: 29.12.2015 um 12:33 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:34 Uhr
Im Baugewerbe ist das Risiko für einen Konkurs mehr als zweimal höher als in anderen Branchen. (Archiv)
Foto: KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
Von Onur Ogul

Das Jahr 2015 war ein turbulentes für die Schweizer Wirtschaft. Das äussert sich auch in den Konkurszahlen. Seit Anfang Januar sind bis Ende November insgesamt 4'003 Unternehmen Konkurs gegangen. Das sind laut Wirtschaftsinformationsdienst Bisnode D&B 7 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode.

Das grösste Pleiterisiko gab es im Baugewerbe, im Gastgewerbe und bei den Handwerksbetrieben. Woran liegt das?

Viele Gründungen, viele Konkurse

Christian Wanner, Mediensprecher von Bisnode D&B, sagt einerseits, wo es viele Unternehmensgründungen gebe, gingen auch viele Konkurs: «Etwa 50 Prozent der Konkurse ereignen sich in Unternehmungen, die weniger als fünf Jahre alt sind.»

Immerhin wurden 2015 insgesamt 6'552 Unternehmen in den drei Hochrisiko-Branchen gegründet. Das liege daran, dass es sich hierbei auch um sehr viele Klein- und Einmannunternehmen handelt, so Wanner.

Firmengründung relativ einfach

Andererseits sei ein Unternehmen schnell einmal gegründet: «Die Eintrittsbarrieren sind in diesen Branchen relativ tief. Das heisst, praktisch jeder kann dort ein Unternehmen gründen», so Wanner.

Laut Berechnungen von Bisnode B&D haben Unternehmen in diesen Bereichen ein mehr als zweimal so hohes Risiko, Konkurs zu gehen als in anderen Branchen.

Wanner vermutet, dass es sich viele zu einfach vorstellen, ein Unternehmen zu führen: «Vielen mangelt es einfach an unternehmerischem Knowhow.»

Ein für die Gastronomie passender Spruch erkläre den übereifrigen Gründerwillen plakativ: «Wer nichts wird, wird Wirt.»

Dienstleister besonders betroffen

Wanner weist weiter auf die Zunahme der Konkurse bei Dienstleistern für andere Unternehmen hin. So haben sich die Konkurse bei den Personalvermittlern mehr als verdoppelt.

Auch Firmen im Bereich der Unternehmens- und Informatikdienstleistungen ging es an den Kragen. Wanner vermutet, das habe mit dem Druck zu tun, dem etwa die Industrie dieses Jahr entgegenstand. «Wegen des Frankenschocks mussten viele sparen. Da beginnt man als erstes bei den externen Kosten.»

Unternehmen im Maschinenbau hingegen überlebten dieses Jahr besser als die Vorjahresperiode. Obwohl sie unter dem starken Franken klagen, gingen die Konkurse im Vergleich zur Vorjahresperiode um 15 Prozent zurück.

Nur im Tessin weniger Konkurse

Die Statistik zeigt auch regionale Unterschiede. Besonders stark war der Anstieg in der Nordwestschweiz (+21 Prozent) und in der Zentralschweiz (+17 Prozent). Von allen Grossregionen nahm nur im Tessin die Zahl der Firmenpleiten ab (-5 Prozent).

Firmengründungen rückläufig

Die Zahl der neu im Handelsregister eingetragenen Unternehmen ging in den ersten elf Monaten des Jahres um zwei Prozent auf 36'558 zurück.

Während die Neueintragungen in der Ostschweiz und in der Südwestschweiz leicht anstiegen (je +1 Prozent), sanken sie in allen anderen Regionen. Am stärksten war der Rückgang im Tessin (-12 Prozent) und in der Zentralschweiz (-7 Prozent).

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