Im Juni noch hat Stefano Beraldo (60) BLICK in Mailand empfangen. Der OVS-Chef erklärte selbstbewusst, was er mit den 147 serbelnden Vögele-Filialen in der Schweiz vor hat, welche die italienische Modekette übernommen hatte. «Ich will 150 bis 200 Job schaffen», versprach er.
Dann diktierte er dem BLICK-Reporter ins Notizbuch: «Ältere Mitarbeiter dürfen bleiben. Wir wollen niemanden entlassen, weil er alt ist.» Der Italiener liess sich als Retter von Charles Vögele feiern. Und erzählte gestenreich von seinen grossen Plänen mit OVS in der Schweiz.
30 Prozent mehr Arbeit für Festangestellte
Monate später sieht alles etwas anders aus. Die Angestellten seien am Limit, berichtet die Zeitung «Work». OVS würde beim Personal sparen, weil die Zahlen nicht stimmten, heisst es. Die Filialleiter seien angewiesen worden, die Pensen der im Stundenlohn Angestellten auf maximal 8 Stunden pro Woche zu reduzieren.
Das hat laut «Work» Folgen für die Festangestellten. Sie müssen die Arbeit übernehmen, die deswegen liegen bleibt. Laut einer Angestellten ist das bis zu 30 Prozent mehr – und zwar in der normalen Arbeitszeit. Denn: Überstunden dürften nicht mehr geleistet werden.
«Kein genereller Anstellungsstop»
Von einem Job-Ausbau sei plötzlich nicht mehr die Rede. Die Filialleiter seien von ganz oben angewiesen worden, allen Bewerbern abzusagen. OVS streitet das ab: «Es wurde kein genereller Anstellungsstop ausgesprochen», heisst es. Man überprüfe aber laufend die Kostenstruktur und damit auch den Einsatz des Personals.
Bei den Angestellten herrscht laut dem Bericht ein Klima der Angst. Nun schaltet sich die Unia ein. 150 Angestellte haben die Gewerkschaft beauftragt, mit OVS das Gespräch zu suchen. «Die Angestellten werden krank, wenn das so weitergeht», sagt Gewerkschafter Arnaud Bouverat.