Tiefe Steuern, reiche Zuzüger, geringe Sozialausgaben: Die Innerschweizer Kantone Nidwalden, Obwalden und Schwyz stehen bei Kantonsrankings meist auf der Gewinnerseite. Doch das könnte sich bald ändern: Auf die Innerschweizer Kantone rollt ein grauer Tsunami zu.
Gemäss einer Studie von Avenir Suisse steigt der Anteil der über 80-Jährigen in diesen Kantonen in den nächsten 20 Jahren um rund 150 Prozent. Im Landesdurchschnitt ist die Zunahme nur halb so gross. Die Tage der Innerschweizer Steuerparadiese dürften also gezählt sein.
Denn mit dem Anteil der über 80-Jährigen steigen auch die Kosten für die Pflege. Der Aufwand für Spitex sowie Alters- und Pflegeheime beträgt heute 11,8 Milliarden Franken. In 15 Jahren werden es knapp 18 Milliarden sein. Der Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung wird sich bis 2045 mit 3,4 Prozent mehr als verdoppeln.
Freiburg, Genf und Tessin schneiden am schlechtesten ab
Schon heute schlagen sich die Kantone höchst unterschiedlich mit den steigenden Anforderungen an die Altenpflege. Im Ranking von Avenir Suisse, das nach Kosten, Organisation und Finanzierung unterschiedet, belegen die Kantone Appenzell Innerrhoden, Thurgau und Aargau die Spitzenplätze. Freiburg, Genf und Tessin haben die Situation am schlechtesten im Griff.
Das Sparpotenzial ist schon heute gross. Würden alle Kantone wenigstens so gut wirtschaften wie der schweizerische Durchschnitt könnten laut Studienautor Jérôme Cosandey 20 Prozent der Kosten eingespart werden.
Vierte Säule soll Entlastung bringen
55 Prozent der Kosten für Pflege und Betreuung werden heute von den Krankenkassen und der öffentlichen Hand getragen. Damit sich der absehbare Kostenanstieg nicht eins zu eins in noch höhere Krankenkrassenprämien und Steuern niederschlägt, schlägt Cosandey eine vierte Säule vor: Ab 55 soll man monatlich 250 Franken auf ein Pflegekonto einzahlen müssen.
In 30 Jahren käme so ein Kapital von rund 135'000 Franken zusammen, das dann für die Pflege verwendet wird. Damit wäre sichergestellt, dass der Staat und die Jungen nicht noch mehr zur Kasse gebeten werden als heute schon. Im Gegenzug würden die Krankenkassenprämien und die Steuern reduziert.