Am Dienstag berät der Nationalrat das CO2-Gesetz. Nachdem schon der Ständerat Ja dazu gesagt hat, wird das Geschäft auch in der grossen Kammer durchkommen.
Ebenso absehbar ist aber das Referendum dagegen. Zu reden geben wird besonders die Abgabe auf Flugtickets – möglicherweise auch die auf Treibstoffe: maximal zehn Rappen pro Liter. Dabei geht es nicht um eine Lenkungsabgabe, sondern um die Weiterführung des sogenannten Klimarappens.
Die Autolobby reagiert bereits. Avenergy Suisse, früher Erdöl-Vereinigung, sieht die Abgabe doppelt kritisch. Sprecher Daniel Schindler erklärt auf Anfrage von SonntagsBlick: «Einerseits belasten solche Preiserhöhungen die Bevölkerung finanziell, ohne einen nennenswerten Einfluss auf das Klima entfalten zu können. Andererseits stellen sie eine ungerechte Marktverzerrung zuungunsten unserer Branche dar.»
Grosse Unterschiede zwischen den Regionen
Dabei gibt es in der Schweiz schon heute extrem unterschiedliche Benzinpreise – gestern Samstag beispielsweise betrug die Spanne mehr als 25 Rappen pro Liter. Nur stört sich offenbar kaum jemand daran, dass Treibstoff an manchen Orten in der Schweiz so viel mehr kostet als anderswo.
An der BP-Tankstelle in Pratteln BL zum Beispiel, direkt an der Autobahn A2, zahlten Reisende für einen Liter Bleifrei rund 1.45 Franken.
Deutlich billiger kommen die Kunden rund 50 Kilometer südlich weg. Die Ecostop-Tankstelle in Langenthal BE verlangt gerade mal 1.19Franken für die gleiche Qualität.
Der Durchschnittspreis lag gemäss Erhebungen des Touring Club Schweiz (TCS) Ende April bei rund 1.39 Franken, mittlerweile ist er nur leicht gestiegen.
Lieferant BP erklärte auf Anfrage von SonntagsBlick, man könne zum Fall Pratteln keine Auskunft geben. Die Tankstelle werde von einem eigenständigen Unternehmen betrieben, BP liefere nur den Treibstoff.
Allgemein jedoch, so der BP-Sprecher weiter, seien die Kosten entlang der Autobahnen höher – «hauptsächlich wegen des durchgehenden 24/7-Betriebs und des erweiterten Leistungsangebots der jeweiligen Tankstelle».
Die Besitzer der Tankstelle selbst waren für eine Auskunft nicht erreichbar.
Preise unter 1.40 Franken bleiben eine Seltenheit
Dass das Geschäft mit dem Benzin in Langenthal eine grosse Rendite abwirft, ist unwahrscheinlich: Mehr als die Hälfte des Preises machen Steuern und Abgaben aus, diese liegen konstant bei rund 85 Rappen pro Liter und sind in der gesamten Schweiz einheitlich.
Spielraum haben die Betreiber hingegen bei den Kosten für den Einkauf und den Transport. Diese variieren je nach Standort. Nicht zuletzt haben auch die lokale Konkurrenz und die Kosten vor Ort einen Einfluss auf den Preis. Die Tankstelle in Langenthal etwa befindet sich in unmittelbarer Umgebung weiterer billiger Zapfsäulen.
Preise unter 1.40 Franken pro Liter dürften übrigens auch in Zukunft eher selten bleiben. Allerdings nicht wegen der Politik, sondern weil nach der Corona-Krise die Nachfrage nun wieder steigt.