Medis zum Euro-Kurs von 1.24 Fr
Druck auf Abzockerformel steigt

Vom starken Franken spürt die Pharmabranche wenig. Bei kassenpflichtigen Importmedikamenten darf die Branche Wechselkurse von über 1.20 Franken anwenden.
Publiziert: 17.02.2015 um 18:44 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:58 Uhr
Von Viviane Bischoff

«Bei einem vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) angewendeten Wechselkurs von CHF/EUR 1.29» seien Medikamente nicht mehr teurer als im vergleichbaren Ausland, steht im heute veröffentlichten Bericht der Pharmaindustrie.

Wechselkurs von 1.29 Schweizer Franken? Andere Branchen hadern nach der Aufgabe des Mindestkurs durch die Schweizer Nationalbank (SNB) mit dem Euro-Kurs von 1.06 Franken. Für die Pharmabranche gilt zwar seit Anfang Februar auch ein tieferer Kurs. Sie darf aber beim Import von kassenpflichtigen Medikamenten noch immer satte 1.24 Schweizer Franken verrechnen – und zwar bis Ende 2015.

Grund: Denn nach der geltenden Verordnung werden Medikamentenpreise erst mit einer Verzögerung angepasst. Massgeblich ist der Wechselkurs der letzten 12 Monate. Und es wird ein Zuschlag von 3 Prozent gewährt.

Toll für Medikamentenimporteure. Sie erzielen höhere Gewinne. Schlecht für die Konsumenten. Sie müssen zahlen. Und zwar 800 Millionen zu viel pro Jahr. Das geht aus Berechnungen des Preisüberwachers Stefan Meierhans hervor.

Sara Stalder kritisiert den hohen Wechselkurs. Darauf angesprochen sagte die oberste Konsumentenschützerin jüngst im SonntagsBlick: «Eine unsägliche Sache. Kein Wirtschaftszweig hat einen solchen Bonus. Wir setzen uns dafür ein, dass er endlich fällt.»

Nun fordern auch Politiker, dass die Abzockerformel geändert wird und die Preise zügiger an das neue Eurokursniveau angepasst werden. Laut SP-Nationalrat Jean-François Steiert entsprächen die Kurse von 1,29 und 1,24 Franken zwar einem Kompromiss, der schon Einspraungen gebracht habe. „Aber der Kurszerfall des Euro entspricht einem nicht vorhersehbaren Ereignis, das nach Weitergabe der so entstehenden Gewinne an die Versicherten ruft.“ Da brauche es entsprechende Massnahmen des Bundes. Es gehe nicht an, dass die Schweizer Versicherten über ihre Prämien zusätzlich entstehende Gewinne von Pharmaunternehmungen bezahlen müssen.

Auch SP-Nationalrätin Bea Heim will in der nächsten Session aktiv werden.  «Die hohen Preise ärgern mich schon lange. Darum reiche ich in der Frühlingssession einen Vorstoss ein, der die Weitergabe der Währungsgewinne an die Prämienzahlenden verlangt.» Der Bundesrat solle kostensenkende Massnahmen prüfen. Die Lage habe sich seit dem Entscheid der Schweizer Nationalbank noch einmal verschärft.

«Die Macht der Pharmalobby ist aber stark. Eigentlich sollten auch Patientenorganisationen und Krankenkassen das Recht bekommen gegen Medikamentenpreise zu rekurrieren.» Das sei nicht der Fall.

Auch SVP-Gesundheitspolitiker Toni Bortoluzzi will Taten sehen: „Eine Korrektur der Preise ist aufgrund der Währungsveränderung angesagt.» Allerdings solle diese zwischen Pharma und BAG grundsätzlich einvernehmlich erfolgen.

Das BAG betont, dass die verzögerte Weitergabe des Wechselkurses auch im umgekehrten Fall gelte, also wenn die Wechselkurse wieder höher ausfallen. Zudem arbeite man laut einer BAG-Sprecherin derzeit an einer Anpassung des Preisfestsetzungssystems.

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