Mittendrin, und noch voll dabei: So beschreibt Ringier-CEO Marc Walder (54) wie er mit der digitalen Transformation seines Medienkonzerns unterwegs ist. Vergangenes Jahr kletterte der Gewinnanteil aus dem digitalen Geschäft auf 72 Prozent. Der BLICK-Herausgeber steigerte damit den digitalen Anteil am operativen Gewinn zum siebten Mal in Folge!
Zur Erinnerung: Im Jahr 2012 lag dieser Anteil noch bei 0 Prozent. Ebenfalls erneut zugelegt hat der Gewinn (Ebitda). Dieser beträgt 114,1 Millionen Franken nach 113 Millionen im Vorjahr. Der Umsatz sank um 19,4 Millionen auf 984,8 Millionen Franken – bedingt durch Portfolio-Bereinigungen, rückläufigem Werbemarkt und Druckerlösen. Die Profitabilität der Ringier Gruppe hat sich damit um 0,3 Prozentpunkte auf nun 11,6 Prozent verbessert, sagt Finanzchefin Annabella Bassler (42).
Treiber der digitalen Transformation bei Ringier sind eigene Marktplätze und Plattformen im Internet. Dazu zählen in der Schweiz AutoScout24, FinanceScout24 und JobCloud. Aber auch etablierte Portale wie Ticketcorner und Geschenkidee wachsen.
«Unternehmerischer Mut und Hartnäckigkeit»
Was die Digitalisierung anbelangt, zählt Marc Walder Ringier zu den am konsequentesten transformierten Medienunternehmen Europas. «Weitsicht, eine grosse Portion unternehmerischer Mut und Hartnäckigkeit haben uns dorthin gebracht.» Er betont aber auch: «Es wäre nun aber ein massiver Fehler, zu glauben, dass wir damit die digitale Transformation erfolgreich abgeschlossen hätten.»
Walder kündigte im letzten Geschäftsjahr Investitionen von rund 100 Millionen Franken in die Kerngeschäfte Journalismus und digitale Marktplätze an. «Im Bereich Journalismus investieren wir in Bewegtbild, Technologie und Daten-Kompetenz.» Die grösste Investition im Bereich Medien betrifft Blick TV, das im Februar 2020 erfolgreich lanciert wurde. Im vergangenen Jubiläumsjahr – BLICK wurde 60, der SonntagsBlick 50 Jahre alt – erreichte die Blick-Gruppe rund 1,5 Millionen Menschen täglich. Hier steckt mit Blick TV noch weiteres Potenzial nach oben drin.
Ausbau digitaler Aktivitäten im Fokus
Den, wie Walder sagt, «digitalen Fussabdruck» vergrössern will Ringier mit gezielten Akquisitionen, wie zuletzt jene der Plattform DigitalCounsels für Rechtsfragen. Helfen soll dabei auch die Mobiliar. Die genossenschaftlich organisierte Versicherung beteiligte sich mit 25 Prozent am Medienkonzern. Die Partnerschaft sei strategisch und langfristig angelegt. Ringier und Mobiliar arbeiten bereits bei der Marktplatz-Plattform Scout24 zusammen.
Ringier-Verleger Michael Ringier (71) bezeichnet die Öffnung des Aktionariats für die Mobiliar als «historische Entscheidung» für die Familie. Ringier freut es, «dass wir mit der Mobiliar Versicherung eine Partnerin gefunden haben, die sehr viel Verständnis für schweizerisches Denken und Handeln aufbringt.»
Tech-Kompetenz für Verwaltungsrat
Der Verwaltungsrat wird deshalb im Sommer 2020 mit Mobiliar-Vertretern Urs Berger (69) und Markus Hongler (62) ausgebaut. Hinzu stossen auch die Österreicherin Laura Rudas (39) vom US-Softwareunternehmen Palantir und Roman Bargezi (53), Sohn der Ringier Miteigentümerin Evelyn Lingg (78).
Mittendrin, und noch voll dabei, ist Ringier aktuell bei der Bewältigung der Corona-Krise. Der Medienkonzern geht von fehlenden Erträgen in der Höhe «eines substanziellen zweistelligen Millionenbetrags» aus.
CEO Walder versichert trotz der Corona-Auswirkungen: «Wir werden weiterhin in unabhängigen Journalismus, digitale Marktplätze und Spitzentechnologie investieren.» Die Klammer über alldem seien die über 7100 Mitarbeitenden in 19 Ländern. «Sie sind es, die unseren Erfolg begründen.»