«Wir sind offen für neue Geschäftsmodelle in Sachen Werbung», sagte de Weck in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Die SRG könnte beispielsweise zu einer gewissen Schwelle an Werbeeinnahmen verpflichtet werden. «Überschreiten die Werbeeinnahmen der SRG diese Schwelle, fliesst ein Teil davon in die indirekte Förderung von Medien.» Sein Nachfolger Gilles Marchand habe dies so vorgeschlagen.
«Solche Modelle sind gescheiter als eine Einschränkung der Werbung bei der SRG», sagte der SRG-Chef. Er zeigt sich überzeugt: Von einer Beschränkung würden vor allem die deutschen und französischen Kanäle mit ihren Schweizer Werbefenstern profitieren.
Wenig anfangen kann de Weck mit Forderungen privater Medienhäuser nach einer Verkleinerung der SRG. Mehrmals darauf angesprochen, sagte er unter anderem, die SRG habe in den vergangenen zehn Jahren nicht expandiert.
Auch sei die Debatte über die Anzahl Sender «anachronistisch». Mit Apps, Website, sozialen Medien und Smart-TV seien neue Verbreitungswege nebst Radio und Fernsehen dazu gekommen. «In wenigen Jahren wird man gar nicht mehr über Kanäle sprechen, sondern über den optimalen Einsatz der sechs Verbreitungswege, um das Publikum zu erreichen», sagte er.
De Weck spricht sich im Interview auch gegen die sogenannte «Open Content»-Forderung aus, welche die nationalrätliche Medienkommission unterstützt und nach der die privaten Medienhäuser freien Zugriff auf SRG-Sendungen haben sollen. Das sei «im Dschungel der Urheberrechte völlig unrealistisch», sagte de Weck.
Die SRG-Kritik privater Medienkonzerne, die sich weniger Werbung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und eine kleinere SRG wünschen, erklärt sich de Weck unter anderem mit deren eigenen Problemen. Ihre Haltung sei: Da es ihnen wegen der Abwanderung von Werbegeldern ins Internet selber schlechter geht, muss auch das öffentliche Medienhaus abbauen.
Wenn diese Logik weitergeführt werde, «würden am Ende alle Medien geschwächt», sagte de Weck. Hauptproblem der Medienpolitik sei nicht die SRG, sondern die Frage, «wie sich künftig Journalismus noch finanzieren» lasse. Das sei ein zentrales demokratiepolitisches Problem: «Jede Schwächung des Journalismus schwächt die Demokratie, die auf eine aufgeklärte Öffentlichkeit angewiesen ist.»
De Weck ortet aber «mächtige Kräfte», welche aufgeklärte Medien einschüchtern und destabilisieren wollten. Stichwort Donald Trump, dem die Unabhängigkeit der Medien zu wider sei.
Nicht eingehen will de Weck auf die Frage, ob er die SRG als Bollwerk gegen eine nationalkonservative Presse dargestellt habe. Er rechnet aber nach eigenen Worten damit, dass in der Schweiz Zeitungstitel auf den Markt kommen werden und sorgt sich, dass «politische Kräfte ein Medium nach dem anderen erwerben». Das würde weder dem Medienplatz noch der Demokratie dienen, sagte er.
In einem solchen Umfeld kann sich de Weck auch eine Finanzierung von Journalismus durch staatliche Stellen vorstellen. Als beispielhaft stellt er das Eigentumsmodell der Freiburger «La Liberté» dar. Dort seien die Freiburger Kantonalbank und das kantonale Elektrizitätswerk eingestiegen - über eine dazwischen geschaltete Stiftung, um Einflussnahme zu verhindern.
Für de Weck ist ein solches Modell der Alternative vorzuziehen, bei der «Machtmenschen» die Kontrolle über Publikationen übernehmen könnten. Möglicherweise komme es zu einem «Zwei-Ebenen-Modell»: «Auf nationaler Ebene finanzieren die Gebührenzahler die SRG und 34 Regionalsender. Auf kantonaler Ebene ergreifen vorausschauende Staatsdiener die Initiative.»
Im Streit um die Ausrichtung der SRG hat die Medienkommission des Nationalrats in dieser Woche eine Reihe von Forderungen lanciert. Nebst der «Open Content»-Forderung verlangt sie unter anderem die Einstellung von Sendern und will, dass der Bundesrat die Auswirkung einer Werbeeinschränkung prüft.