Die SRG soll in Bern ein Kompetenzzentrum Information schaffen, analog zu den SRG-Kompetenzzentren Fernsehen in Zürich und Kultur in Basel, wie der Berner Regierungspräsident Bernhard Pulver am Montag vor den Medien ausführte.
Unterstützung erhielt Pulver vom bernischen Volkswirtschaftsdirektor Christoph Ammann, dem Walliser Staatsrat Christophe Darbellay, dem Freiburger Ständerat Beat Vonlanthen, dem Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried und dem Freiburger Stadtammann Thierry Steiert.
Die Berichterstattung der SRG sei wichtig für die politische Teilhabe und den nationalen Zusammenhalt, betonten die Politiker einhellig.
Die Bevölkerung in den fünf Kantonen der Hauptstadtregion habe die No-Billag-Initiative wuchtig abgelehnt. «Die SRG stand bisher für fundierte redaktionelle Recherchen aus der Deutschschweiz - und nicht für zentralistische Denkweise. Das wurde von der Stimmbevölkerung entsprechend unterstützt», betonte Vonlanthen, der auch Co-Präsident der parlamentarischen Gruppe Hauptstadtregion Schweiz ist.
Gerade in Zeiten, von Konzentrationsbestrebungen privater Medienhäuser müsse die SRG ihre Stärke der Verankerung in allen Landesteilen ausspielen, betonte Ammann.
Der Freiburger Stadtammann hob die Bedeutung der Hauptstadtregion als Brücke zwischen den Sprachregionen hervor. «Die SRG hat einen politischen Auftrag, die sprachliche und kulturelle Vielfalt zu berücksichtigen (...)», betonte Steiert.
Staatsrat Christophe Darbellay befürchtet, dass durch eine Konzentration der Information am Standort Zürich die Berichterstattung über entferntere Landesteile, wie das Wallis, hinten anstehen müsste. «Bern ist für uns Walliser das Tor zur 'Üsserschwiiz'», sagte Darbellay. Bern sei und bleibe das Politzentrum mit entsprechender Wirkung auf die ganze Schweiz.
Der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried machte sich ebenfalls stark für den SRG-Standort Bern. Die SRG bedrohe mit ihren Umzugsplänen den Qualitätsjournalismus und den Dialog mit der Schweiz. Bei einer Konzentration in Zürich drohe die Gefahr, dass auf allen SRG-Kanälen gleiche Inhalte gesendet würden. «Das führt in eine medienpolitische Sackgasse», sagte von Graffenried.
Stadt und Kanton Bern bekräftigten einmal mehr ihr Angebot, mit der SRG nach einem Standort in Bern zu suchen, der genügend Platz bietet.
Entschieden ist noch nichts. Die SRG führe momentan - wie angekündigt - eine «komplexe, aber auch sehr professionelle Analyse bezüglich Optimierung ihrer Standorte» durch, teilte die SRG-Medienstelle auf Anfrage mit.
Diese Analyse ist noch im Gang. Das Thema beinhaltet laut SRG eine wirtschaftliche aber auch eine professionelle, berufliche Dimension. Einerseits muss die SRG 100 Millionen sparen. Dazu sollen die Ausgaben in den Bereichen Infrastruktur, Produktion, Verwaltungskosten, technische Investitionen, Vertrieb etc. reduziert werden. Auch Gebäude und Immobilien fallen in diese Kategorie.
Aus diesem Grund untersuche das Unternehmen alternative Standorte und Optimierungsmöglichkeiten für seine Aktivitäten in allen Regionen, heisst es bei der SRG.
Bei der beruflichen Dimension verweist die SRG auf Produktionsprozesse, die sich laufend weiter entwickelten. So verschieben sich etwa die Grenzen zwischen den verschiedenen Medien (Radio, Fernsehen und Internet).
Das Publikum habe heute andere Erwartungen und Ansprüche. Die SRG müsse sich auf diese Entwicklungen einstellen und ihre Organisations- und Produktionsmodelle zwischen Radio-, TV- und digitalen Angeboten überprüfen und optimieren, im ganzen Land und in allen Bereichen.
Die journalistische Qualität, die regionale Verankerung und der Respekt für die Vielfalt blieben dabei essentiell für die SRG, teilte das Unternehmen weiter mit. Ende Juni soll im SRG-Verwaltungsrat eine erste Diskussion stattfinden.