Liegt ein normaler Angestellter mit seinen Arbeitskollegen so stark über Kreuz, dass es nicht mehr weitergeht, sucht er sich einen anderen Job. Aber was macht ein Bauer, wenn es auf dem Hof Probleme gibt? Hier sind Familie und Hof eins. Verschiedene Generationen leben zusammen, alle packen mit an. Einfach abhauen? Geht nicht.
«Solange der Betrieb gut läuft, können Familien mit unterschiedlichen Ansichten besser umgehen. Aber gibt es finanzielle Probleme, wird die enge Verstrickung von Arbeit, Familie und Wohnen zum Problem», sagt Franziska Feller (49). Sie arbeitet als Hof-Mediatorin. In der Schweiz gibt es etwa 50 davon. Sie versuchen, zerstrittene Familienmitglieder an den gleichen Tisch zu bringen, damit sie sich wieder zuhören.
Explosive Fragen
Feller hat immer mehr Arbeit. Der finanzielle Druck auf die Landwirte nimmt zu, die Bürokratie wächst vielen über den Kopf (BLICK berichtete). Die Frage, wie eine Bauernfamilie damit umgehen soll, kann explosiv wirken. Denn Bauern können zwar chrampfen, Reden ist aber nicht allen gegeben. Feller: «Vor allem über zwischenmenschliche Probleme wird nicht geredet.»
Tabuthema Zusammenleben
Es gebe Tabuthemen. Zum Beispiel, wie man nach einer Hofübergabe an die jüngere Generation unter einem Dach zusammen lebe. «Wenn ein Jungbauer das Lebenswerk der pensionierten Eltern auf den Kopf stellt, um es für die Zukunft fit zu machen, wollen diese das oft nicht verstehen.»
Der Generationenwechsel bringt es auch meist mit sich, dass eine Schwiegertochter auf den Hof kommt. «Die jungen Frauen sind heute auch auf dem Land besser ausgebildet und selbstbewusster», sagt Feller. Sie wollten die Dinge selber in die Hand nehmen und nicht einfach die Tradition weiterführen. Der Konflikt zwischen Schwiegertochter und -eltern sei einer der häufigsten.
Wichtig ist der Wille aller, das Problem anzugehen. Mediatorin Feller: «Je früher jemand sich meldet, desto besser stehen die Chancen, den Konflikt zu lösen.»