McDonald's-Chef im Interview
Warum so happige Preise, Herr Hunziker?

Harold Hunziker ( 51), Chef von McDonald's Schweiz, über Einkaufstourismus und fette Preisunterschiede gegenüber dem Ausland.
Publiziert: 23.03.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:26 Uhr
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Berühmte Schwester: Der McDonald’s-Schweiz-Chef mit Michelle Hunziker.
Foto: Getty Images
Michael Bolzli

McDonald‘s Schweiz hat dieses Jahr 33 Millionen Franken weniger Umsatz gemacht. Ist den Schweizer der Appetit auf Fastfood vergangen?

Nein, aber auch wir spüren den Einkaufstourismus stark. Die Auslandseinkäufe der Schweizer sind schon länger eine Herausforderung. Aber der Entscheid der Schweizer Nationalbank vom 15. Januar letztes Jahr hat den Einkaufstourismus regelrecht befeuert. Rund 30 unser 163 Restaurants befinden sich in Grenzregionen. Diese leiden stark, wenn Schweizer nach dem Einkauf auch noch im Ausland essen. Dazu kommen ein insgesamt rückläufiger Gastronomiemarkt und vermehrter Zuhause-Konsum.

Und sie haben immer mehr Konkurrenz. Bald kommt KFC in die Schweiz!

Der Markt hat sich in den letzten Jahren radikal verändert. An einigen Orten hat sich das Verpflegungsangebot fast verdreifacht. Bäckereien, Tankstellenshops, Take-Away. Das Potential für unkomplizierte Verpflegung in der Schweiz ist aber nach wie vor gross. Das zeigt auch die Ankündigung von KFC.

Entspricht der Fastfood von McDonald's noch dem Zeitgeist? Heute serviert man Burger im Hipster-Schuppen auf dem Teller und nicht in einer Karton-Box.

Unser Erfolg hat dazu geführt, dass es heute immer mehr Anbieter gibt. Und auch dort gibt es gute Konzepte. Deshalb entwickeln wir unser Angebot stetig weiter. Nehmen sie unseren Pulled Pork-Burger. Hier trifft Slow- auf Fastfood. Und vergessen sie nicht: McDonald‘s ist nach wie vor sehr beliebt. Letztes Jahr haben uns täglich 275‘000 Gäste besucht.

Kommt nach dem Pulled-Pork ein Bio- oder ein Veganer-Burger?

Wir schliessen nichts aus. Dennoch darf man nicht vergessen, dass unsere Gäste in erster Linie zu uns kommen, um klassische Burger zu essen. Der Big Mac ist nach wie vor unser stärkster Umsatzbringer.

Burger King startet in Deutschland einen Lieferservice. Ist das für Sie auch ein Thema?

Ein Lieferservice ist eine Möglichkeit. Doch er steht nicht ganz oben auf unserer Prioritätenliste. Wir fokussieren uns hierzulande auf unsere Restaurants und McDrives. Und dort stehen einige Änderungen an. So werden wir den Service an den Tisch weiter ausgebaut. Und ab diesem Mittwoch gibt es in jedem McDonald‘s-Restaurant eine Auswahl an McCafé-Produkten direkt an der Theke. Auch die Individualität wollen wir stärker gewichten. So können unsere Kunden bald ihren Burger nach ihrem eigenen Geschmack zusammenstellen. 

Die Burger von McDonalds werden doch vorproduziert. Wie wollen Sie das anstellen?

Das ändert sich in den nächsten Jahren. Bereits heute bereiten wir in mehreren Restaurants die Burger erst auf Bestellung zu.

Muss der Kunde dann länger auf seinen Burger warten?

Nein. Bereits während dem Bestellvorgang wird die Bestellung in die Küche weitergeleitet. So bekommt jeder Gast einen frisch zubereiteten Burger.

Andere gehen mit App auf Kundenfang. Bei Brezelkönig kann man bald mit dem Handy bestellen. Haben Sie auch eine digitale Strategie?

Wir entwickeln zur Zeit eine App. Bei der Lancierung finden dort unser Gäste ein Treuprogramm sowie Spezialangebote. Zu einem späteren Zeitpunkt können sie über die App das Menu zusammenstellen, und dann im Restaurant via Code abholen.

Rechnen Sie damit, dass Sie in diesem Jahr wieder mehr Umsatz machen?

Wir sind gut ins Jahr gestartet. Dieses Jahr eröffnen wir zwei bis vier neue Restaurants. Wir wollen das beliebteste Burger-Restaurant der Schweiz bleiben.

Doch ihre Produkte sind viel zu teuer. Der Big Mac kostet in der Schweiz 50 Prozent mehr als in Deutschland.

Über 80 Prozent unserer Zutaten werden in der Schweiz hergestellt. Wir bezahlen Schweizer Löhne und Schweizer Mieten. Das hat seinen Preis. So ist der Einkaufspreis für Rindfleisch hierzulande 100 Prozent höher als in Deutschland. Und unsere Pommes aus Schweizer Kartoffeln kosten beim Einkauf vier Mal mehr als jene aus Deutschland.

Aber das Softeis Sundae kostet über 200 Prozent mehr in der Schweiz als in Deutschland. Dieser Aufschlag ist nicht gerechtfertigt.

Dieser Vergleich hinkt, denn das Sundae ist in Deutschland eine Einstiegs-Promotion. Darum ist der Preisunterschied so gross.

Sie haben die Schweizer Löhne angesprochen. Wie viel verdient man bei McDonalds an der Front?

Wir sind Mitglied von GastroSuisse und unsere Restaurants halten den Gesamtarbeitsvertrag ein. Der Einstiegslohn für einen ungelernten Mitarbeiter beträgt 3406 Franken – mal 13. Mit einer Berufslehre verdient ein Mitarbeiter bereits über 4000 Franken. Das kann sich in der Gastronomie sehen lassen.

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