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Massiver Preisunterschied zu Lidl und Aldi
Darum sind Migros und Coop so teuer

Preisfüchse sehen sich durch einen aktuellen Preisvergleich bestätigt. Aldi und Lidl bieten einen deutlich günstigeren Einkauf als Migros und Coop. BLICK erklärt, wie es zu den Preisdifferenzen kommt.
Publiziert: 18.01.2019 um 19:32 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 19:38 Uhr
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Bei Lidl, hier CEO Georg Kröll, kostet der Warenkorb am wenigsten.
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Julia Fritsche und Claudia Gnehm

Wer günstig einkaufen will, muss zu Aldi oder Lidl. Das zeigt ein aktueller Preisvergleich des «K-Tipps». Die beiden deutschen Discounter sind deutlich günstiger als die Schweizer Grossverteiler. Für den Warenkorb mit 30 Produkten zahlen Migros- und Coop-Kunden 60 Prozent mehr. Konkret sparen Konsumenten bei Aldi und Lidl über 30 Franken. Denner kann einigermassen mithalten und liegt 13.94 Franken über dem Lidl-Preis.

Kaum eine Rolle spielt die Wahl des Geschäfts dabei für Produkte des täglichen Bedarfs. Mehl, Zucker oder Butter kosten bei Migros, Coop, Denner, Aldi und Lidl praktisch gleich viel. Bei anderen Produkten dagegen sind die Preisunterschiede teils massiv. Ein Beispiel ist Backpulver. Bei Aldi kosten 150 Gramm 47 Rappen, bei Coop 2.38 Franken und bei Migros sogar 2.50 Franken. Gross ist die Differenz etwa auch bei Erdnüssen, Mandarinli, Bohnen-Konserven oder Tortillas.

Qualität nicht schlechter

Wie kommt es nun, dass Lidl und Aldi so viel günstiger sind? Ein einziger Faktor erklärt dies nicht. Vielmehr tragen dazu eine Vielzahl an Gründen bei. So unterscheiden sich die beiden Discounter in mehreren Punkten deutlich von Migros und Coop: Ihre Standorte befinden sich tendenziell an günstigeren Lagen, das Sortiment ist kleiner und der Ausbaustandard der Läden reduzierter.

GROSSER PREISVERGLEICH
LadenWarenkorbDifferenz
Lidl53.77 Fr.--
Aldi55.80 Fr.+ 3,8%
Denner67.71 Fr.+ 25,9%
Migros85.37 Fr.+ 58,8%
Coop87.22 Fr.+ 62,2%
Quelle: K-Tipp (1/19)

Weitere Faktoren nennt die Migros. So würden kleinere Bestellmengen zu höheren Kosten und Preisen führen. Auch der Aufwand in der Produktion und bei der Verpackung spielten eine Rolle. Etwa bei Vanillinzucker, Paniermehl und Backpulver spiele dieser Faktor mit. 

Eher kein Kriterium sei die Qualität, so «K-Tipp»-Redaktionsleiter Thomas Vonarburg zu BLICK: «Unsere Erfahrung aus den Produkttests zeigt, zwischen Preis und Qualität gibt es meist keinen direkten Zusammenhang. Sehr oft schneiden günstige Produkte sehr gut ab.»

Höhere Preise für Schweizer Produkte

Wichtig zu wissen: Der «K-Tipp»-Vergleich schaut einzig den Preis an. Keinen Einfluss spielten also Marke, Herkunft und Qualität. Das vermerkt der «K-Tipp» auch im Kleingedruckten.

Bei mehreren Produkten des Warenkorbs ist laut den Grossverteilern die Schweizer Herkunft für den höheren Preis verantwortlich. So etwa bei den Süsskartoffeln. Ein Kilo kostet bei Lidl 1.29 Franken, bei Coop und Migros dagegen 8.90 Franken. «Die ausgewählten Süsskartoffeln sind aus der Schweiz und kein Billig-Import», erklärt ein Coop-Sprecher. Zudem stammten sie aus einem Schweizer Sozialprojekt und seien damit nachhaltig. Die Folge: «Der Einkaufspreis ist bereits um ein Vielfaches höher als der Verkaufspreis der verglichenen Süsskartoffeln.»

Migros verweist zudem darauf, dass der Anbau von Süsskartoffeln hierzulande vergleichsweise jung sei und die Produktion in einer Entwicklungsphase stecke. Daher könnten die Preise in Zukunft sinken.

Soziales Projekt

Auch die Süsskartoffel-Produzenten Simon van der Veer und Christian Hurni wehren sich gegen den Vergleich. Ihr Unternehmen Batati beliefert die Grossverteiler. Es würden Äpfel mit Birnen verglichen, beziehungsweise Schweizer- mit Import-Ware. Den höheren Preis erklären sie unter anderem mit der vielen teuren Schweizer Handarbeit, die im Anbau nötig sei. Zudem seien ihre Süsskartoffeln Teil eines sozialen Projekts, zudem Konsumenten mit ihrem Kauf einen Beitrag leisten.

Auch beim Zitronensaft sieht Coop Erklärungsbedarf. Dieser stamme von einem Schweizer Abfüller und nicht aus dem Ausland. 

Bio und Convenience kosten mehr

Schliesslich kritisieren die beiden Grossverteiler, dass der «K-Tipp» manche günstigen Produkte übersehen habe. Rucola etwa gäbe es bei Coop günstiger, der Vergleichspreise stamme aber von einem Convenience-Produkt. Bei einem Coop-Joghurt oder Migros-Reis handle es sich zudem um Bio-Produkte. «Solche Vergleiche sind nicht korrekt und täuschen den Konsumenten», sagt Coop-Sprecher Urs Meier.

Wer in den Schweizer Läden Gleiches mit Gleichem vergleicht, stellt fest, auch viele Preise sind praktisch gleich. BLICK hat sich dafür bei Coop und Aldi in Zürich umgeschaut. So gibt es bei Activia Erdbeer-Joghurt, Barilla-Sauce, Philadelphia Frischkäse, Margarine und Hug Zwieback gar keine Preisdifferenz oder sie liegt im Rundungsbereich.

Liebe Leserinnen und Leser, was ist ihr bevorzugter Laden für Lebensmittel? Migros, Coop, Aldi, Lidl oder doch ein anderer? Was sind ihre Gründe? Schreiben Sie bitte in den Kommentaren (falls Sie noch kein Login haben können Sie sich oben beim entsprechenden Icon in der Menüleiste anmelden).

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