Massive Mietpreiserhöhungen für Antennenstandorte
Kampf um die Hausdächer

Für Handy-Antennen werden die Standorte rar. Immobilienbesitzer wissen das zu nutzen – und verlangen immer höhere Preise.
Publiziert: 20.08.2017 um 12:36 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:38 Uhr
Standorte für Handy-Antennen sind ein rares – damit teures – Gut.
Foto: Valeriano Di Domenico
Christian Kolbe

Über unseren Köpfen tobt ein Preiskampf: Immobilienbesitzer und Mobilfunkanbieter in der Schweiz feilschen derzeit intensiv um die Höhe der Mieten für Mobilfunkantennen auf Hausdächern. Denn dort kennen die Preise – wie die allermeisten Mieten – nur eine Richtung: nach oben!

Salt-Chef Andreas Schönenberger klagt über hohe Mieten.
Foto: Mirko Ries

So richtig zugeben mögen das in der Mobilfunkbranche allerdings die wenigsten. Nur einer redet Klartext: Salt-Chef Andreas Schönenberger (52): «Salt ist in letzter Zeit immer öfter mit massiven Mietpreiserhöhungen für Antennenstandorte konfrontiert – insbesondere seitens grosser Liegenschaftseigentümer, aber auch von Stromkonzernen.»

Versicherung gegen Gesundheitsschäden

Noch ein anderer Vertragsbestandteil könnte die Mobilfunkbranche künftig viel Geld kosten: die sogenannte «Schadloshaltungsklausel», die immer öfter in Mietverträge für Antennenstandorte eingebaut wird. Damit wollen sich die Liegenschaftenbesitzer dagegen absichern, dass sie später einmal für allfällige Gesundheitsschäden haften müssen, die durch Antennenstrahlung entstehen.

Standorte für Handy-Antennen sind ein rares – damit teures – Gut. Das hat mehrere Gründe: Die meisten Immobilienbesitzer, ob grosse oder kleine, wollen keine Antenne auf dem Dach ihrer Liegenschaften, schon gar nicht auf Wohnhäusern: Die kommen für viele Eigentümer als Standort überhaupt nicht in Frage. Zudem steigt der Bedarf an neuen Antennen durch intensivere Nutzung der mobilen Internetkommunikation exponentiell: Das Datenvolumen im Mobilfunknetz verdoppelt sich etwa alle zwölf Monate. Mit der 5G-Technologie steht auch noch ein neuer Mobilfunkstandard vor der Einführung – der braucht ebenfalls zusätzliche Antennen.

Gute Verhandlungsposition für die Immobilienbranche

All das bringt die ­Immobilienbranche in eine ausgezeichnete Verhandlungsposition, eine Branche, die nach dem Immobilienboom der letzten Jahre wieder mehr Gegenwind verspürt. Also richtet sich der Blick vermehrt aufs Dach, dort, wo sonst nur die Haustechnik brummt. Oder Solarpanels ein paar zusätzliche Franken abwerfen.

Gegenüber SonntagsBlick bestätigt PSP Swiss Property, zweitgrösste Schweizer Immobiliengesellschaft, die laufenden Verhandlungen mit der Mobilfunkbetreiberin Swisscom sowie Gespräche mit Salt, der Nummer drei unter den Schweizer Mobilfunkanbietern.

Zu Details möchte sich PSP-­Mediensprecher Vasco Cecchini (49) nicht äussern. Auch von einer für Immobilienfirmen lukrativen ­Nische will er nichts wissen: «Die Mietzinseinnahmen aus Antennenstandorten machen bei uns ungefähr 0,5 Promille der gesamten Mietzinseinnahmen aus, sind also unbedeutend.»

Früher seien die Antennen-Mietpreise zu tief gewesen, wird gemunkelt

Foto: Valeriano Di Domenico

Bei anderen Immobilienbesitzern dürften mögliche Mehreinnahmen stärker ins Gewicht fallen. Der eine oder andere fühlt sich eventuell sogar bisher verschaukelt: Hinter vorgehaltener Hand wird in der Immobilienbranche argumentiert, früher seien die Mietpreise für Antennen­standorte viel zu tief gewesen.

Auch deshalb weckt das knappe Antennenstandort-Angebot Begehrlichkeiten, gegen die sich der Primus der Mobilfunkbranche auch mal wehrt: «Swisscom bezahlt heute angemessene und faire Preise, die Höhe ist vom jeweiligen Standort abhängig», so deren Sprecher Sepp Huber. An einem zentralen Standort mit viel Publikumsverkehr kann die Miete schnell ein paar Zehntausend Franken pro Jahr betragen – für eine einzige Antenne. Da Standortmieten für Betreiber ein wichtiger Kostenfaktor sind, dürfte sich dies in Zukunft auch auf den Mobilfunkrechnungen niederschlagen.

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