Marta dos Santos
Sie machte Chillon zum Schweizer Vorzeige-Schloss

Im Jahr 2019 hat das Château de Chillon am Genfersee den alten Besucherrekord erneut übertroffen. Wie die Schlossherrin Marta Sofia dos Santos das Schloss zum Erfolg geführt hat.
Publiziert: 20.01.2020 um 19:09 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2020 um 13:45 Uhr
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Knapp 432'000 Eintritte verkaufte das Château de Chillon im Jahr 2019. Damit ist das Schloss am Genfersee das meistbesuchte historische Denkmal der Schweiz.
Foto: zVg
Dorothea Vollenweider

Noch nie haben so viele Personen das Schloss Chillon am Genfersee besucht wie letztes Jahr: Knapp 432'000 Eintritte verzeichnete das Château in Veytaux VD 2019. Die Besucherzahlen liegen damit zum dritten Mal in Folge über der 400'000er-Marke.

Zum Vergleich: Das Schloss Lenzburg – das meistbesuchte Schloss der Deutschschweiz – hatte letztes Jahr etwas über 95'000 Besucher. Auch das ein Rekord, aber nicht auf dem Niveau des Château de Chillon.

Ein märchenhafter Erfolg

Verantwortlich für diesen märchenhaften Erfolg ist die Schlossherrin und Direktorin Marta Sofia dos Santos (46). Seit 2002 arbeitet sie im Schloss Chillon. Im Jahr 2014 hat sie die Leitung übernommen. Sie sorgte dafür, dass das historische Denkmal zum Publikumsmagnet wurde. «Während die meisten Besucher noch immer aus der Schweiz stammen, kommen heute auch Chinesen, Amerikaner, Franzosen und Südkoreaner zu uns», erklärt sie den Rekord.

Seit dos Santos eine leitende Position innehat, setzte sie im Schloss mehrere grosse Projekte um. Darunter eine neue permanente Ausstellung, mehrere kulturelle Events und ein Programm für wechselnde Ausstellungen übers Jahr hinweg. Zudem eröffnete sie innerhalb der Schlossmauern eine Boutique mit einem breiten Sortiment wie Spielsachen, Büchern und Schlosswein.

Schlossherrin mit Verkaufsgeschick

Ihr Verkaufsgeschick kommt nicht von ungefähr: Die gebürtige Portugiesin arbeitete nach ihrem Studium in Kunstgeschichte an der Universität Lausanne beim Moderiesen H&M im Verkauf. «Dort lernte ich, ein Team zu leiten», sagt dos Santos.

«Die Erfolgsgeschichte des Schlosses ist ein Teamerfolg», sagt sie weiter. Es ist damit auch eine Erfolgsgeschichte geschrieben von Frauen. Denn das 13-köpfige Management-Team von dos Santos besteht bis auf eine Ausnahme nur aus Frauen.

Die Schlossleitung besteht fast nur aus Frauen

Wie ist das möglich in Zeiten, in denen der durchschnittliche Frauenanteil in der Geschäftsleitung von Schweizer Firmen bei unter zehn Prozent liegt? «Der grösste Teil meines Führungsteams wurde intern befördert», sagt dos Santos. Die Frauen begannen als Assistentinnen oder Schlossführerinnen. «Sie zeigten Potenzial und waren motiviert, ins Management zu kommen», so die Schlossherrin. Also habe sie ihnen die Chance gegeben.

Die meisten dieser Frauen hätten Kinder oder andere Interessen, die sie neben ihrem Job verfolgten. Also förderte dos Santos Teilzeitarbeit und eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen. «Die meisten im Team arbeiten heute Teilzeit.»

Das Lieblingsschloss der Chinesen

Die Bemühungen der Schlossherrin haben sich bisher ausgezahlt: Zwischen 2005 und 2018 stiegen die Tageseintritte um fast 50 Prozent. Und nicht nur das, auch die Verweildauer der Besucher und damit die Einnahmen pro Besucher nahmen zu. Es ist laut eigenen Angaben das meistbesuchte historische Denkmal der Schweiz.

«Kein anderes Schweizer Schloss hat so viele Besucher aus Asien wie das Château de Chillon», sagt Marco Castellaneta (55), Präsident des Verbands Schweizer Schlösser. Besucherbroschüren liegen in insgesamt 17 Sprachen auf, seit 2019 auch in Arabisch, Hebräisch und Thailändisch. Zudem wurde ein koreanischer Audio-Guide eingeführt.

Jetzt kommt ein Café

Doch dos Santos ruht sich nicht auf dem Erfolg aus: Dieses Jahr kommt ein Cafeteria-Pavillon gegenüber dem Schloss dazu. An Ostern 2020 soll das Café Byron nach dreijähriger Bauzeit eröffnet werden.

Schliesslich soll das Schloss an der Grand Tour of Switzerland auch 2020 wieder Hunderttausende Touristen aus aller Welt anlocken.

Schweizer Schlösser erleben eine Renaissance

Schweizer Schlösser sind Touristenmagneten: Insgesamt haben die 25 bekanntesten Schweizer Schlösser im Jahr 2019 über 1,2 Millionen Besucherinnen und Besucher angelockt. Nicht nur das Schloss Chillon verbuchte einen kräftigen Zuwachs, auch kleinere konnten sich behaupten: So steigerte etwa das Schloss Wildegg AG, welches zur Dachorganisation Museum Aargau gehört, die Gästezahlen von 38'000 im Jahr 2011 auf rund 64'000 im 2019. Das ist ein Plus von rund 60 Prozent.

Alle Schlösser zusammen konnten in den letzten drei Jahren laut dem Verband Schweizer Schlösser gegen 10 Prozent zulegen. Dieser Aufschwung sei nicht zuletzt eine Reaktion auf Megatrends wie die Digitalisierung und die Globalisierung, sagt Marco Castellaneta (55), Präsident des Verbands, zu BLICK. «Ich sehe die neue Beliebtheit der Schweizer Schlösser als eine Art Gegenbewegung zu diesen Trends», so Castellaneta. «Hier kann man die eigene Geschichte erleben, und zwar an einem originalen, analogen Schauplatz», so Castellaneta. Ein Besuch werde so – egal, ob als Kind oder Erwachsener – zu einem Erlebnis.

Die Hauptzielgruppe der Schlösser sind Familien. Um diese zu erreichen, wurde in den letzten Jahren viel investiert. Im Schloss Wildegg beispielsweise gibt es sprechende Schlossbewohner aus den vergangenen 800 Jahren. Darunter auch den Jagdhund und das Schlosspferd auf Augenhöhe der Kinder. Auch das Märchenfestival Klapperlapapp auf Schloss Wildegg oder das Fauchifest mit dem Drachen Fauchi als Star auf Schloss Lenzburg AG waren laut Castellaneta Publikumsmagnete. Dorothea Vollenweider

Schweizer Schlösser sind Touristenmagneten: Insgesamt haben die 25 bekanntesten Schweizer Schlösser im Jahr 2019 über 1,2 Millionen Besucherinnen und Besucher angelockt. Nicht nur das Schloss Chillon verbuchte einen kräftigen Zuwachs, auch kleinere konnten sich behaupten: So steigerte etwa das Schloss Wildegg AG, welches zur Dachorganisation Museum Aargau gehört, die Gästezahlen von 38'000 im Jahr 2011 auf rund 64'000 im 2019. Das ist ein Plus von rund 60 Prozent.

Alle Schlösser zusammen konnten in den letzten drei Jahren laut dem Verband Schweizer Schlösser gegen 10 Prozent zulegen. Dieser Aufschwung sei nicht zuletzt eine Reaktion auf Megatrends wie die Digitalisierung und die Globalisierung, sagt Marco Castellaneta (55), Präsident des Verbands, zu BLICK. «Ich sehe die neue Beliebtheit der Schweizer Schlösser als eine Art Gegenbewegung zu diesen Trends», so Castellaneta. «Hier kann man die eigene Geschichte erleben, und zwar an einem originalen, analogen Schauplatz», so Castellaneta. Ein Besuch werde so – egal, ob als Kind oder Erwachsener – zu einem Erlebnis.

Die Hauptzielgruppe der Schlösser sind Familien. Um diese zu erreichen, wurde in den letzten Jahren viel investiert. Im Schloss Wildegg beispielsweise gibt es sprechende Schlossbewohner aus den vergangenen 800 Jahren. Darunter auch den Jagdhund und das Schlosspferd auf Augenhöhe der Kinder. Auch das Märchenfestival Klapperlapapp auf Schloss Wildegg oder das Fauchifest mit dem Drachen Fauchi als Star auf Schloss Lenzburg AG waren laut Castellaneta Publikumsmagnete. Dorothea Vollenweider

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