Mars-Mega-Rückruf
Ist das Ganze nur eine riesige PR-Aktion?

Gestern meldete Mars den Rückruf von Millionen Schoggi-Riegeln in 55 Ländern – auch in der Schweiz. Doch geht es dem Mars-Konzern tatsächlich nur um die Produktsicherheit? Konsumentenschützer wittern einen PR-Coup.
Publiziert: 24.02.2016 um 20:25 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:04 Uhr
Ulrich Rotzinger

«Eine solch aufgebauschte, grossflächige Rückrufaktion habe ich in meiner 8-jährigen Tätigkeit als Konsumentenschützerin noch nie erfahren», sagt Sara Stalder zu BLICK. Laut der Leiterin der Stiftung für Konsumentenschutz mutet der Mars-Rückruf eher nach einer gut orchestrierten Werbe-Aktion an als nach einem absolut dringenden Rückruf.

Ganz nach dem Motto: Für Mars ist die Produktsicherheit und Gesundheit das höchste Gut, viel wichtiger als der Umsatz, der mit dieser Aktion verloren geht. Oder die Tonnen von Schokolade, die jetzt vor die Säue geworfen werden müssen.

»Rund 2 Millionen Verkaufseinheiten allein in der Schweiz sind vom Produktrückruf betroffen«, sagt eine Sprecherin von Mars Schweiz zu BLICK. Allein bei Coop sind es 200'000 Stück.

Ist der Rückruf verhältnismässig?

Tatsächlich wirft der gestrige Rückruf des US-Süsswarenriesen Mars in 55 Ländern – auch in der Schweiz – Fragen nach der Verhältnismässigkeit auf. Denn: Nach Mars-Angaben fand lediglich ein einzelner Kunde in Deutschland ein Plastikteil von weniger als einem halben Zentimeter in einem Schoggi-Riegel.

Gestern meinte ein Firmensprecher, man habe den Rückruf bewusst auf einen langen Zeitraum ausgedehnt, um sicherzustellen, dass alle möglicherweise betroffenen Produkte auch zurückgeholt werden.

Der Schoggi-Konzern sagt zum Vorwurf der Konsumentenschützerin: «Qualität und Lebensmittelsicherheit stehen bei Mars Schweiz an erster Stelle! Nachdem in Deutschland in einem Produkt ein Kunststoffteilchen gefunden worden ist, haben wir uns - im Interesse aller Konsumentinnen und Konsumenten - zu einem freiwilligen Produktrückruf entschieden.»

Ob der Rückruf verhältnismässig ist und welche Kosten dadurch anfallen, beantwortet der Konzern nicht.

Konsumentenschützerin Sara Stalder vermutet eine PR-Aktion hinter dem ungewöhnlich grossen Mars-Rückruf.
Foto: Monika Flückiger

Eine Produktionsstätte für die ganze Welt

Die grosse Rückrufaktion führe aber auch vor Augen, was Globalisierung heisst: eine Produktionsstätte für die ganze Welt, mit eben weltweiten Konsequenzen.

»Da fragt man sich schon, ob das Risikomanagement eines Unternehmens entsprechend der Wichtigkeit gross genug ist, wenn im dümmsten Fall die ganze Welt von einem wirklich schwerwiegenden Produktionsfehler betroffen sein könnte«, sagt Stalder.

Rückruf stützt Kritik an Hochpreisinsel Schweiz

Nicht zuletzt verweist die Konsumentenschützerin auf einen weiteren, interessanten Punkt: der Rückruf beweist einmal mehr, dass Produkte, die grundsätzlich aus einer Fabrik (Beispiel Mars die Niederlande) stammen, in den Export-Ländern unterschiedlich teuer verkauft werden: »Also nichts von Mehrwert bei den überteuerten Produkten, die in der Schweiz verkauft werden, sondern lediglich Gewinnabschöpfung«, kritisiert Stalder. »Und ennet der Grenze wird das gleiche, international hergestellte Produkt, das tupfgenau gleiche Produkt aus der gleichen Fabrikhalle, zu einem Bruchteil des Schweizer Preises verkauft", sagt Stalder.

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