Mangel an Babymilchpulver in den USA
Frauen spenden Muttermilch

In den USA wurde verunreinigte Babynahrung vom Markt genommen. Jetzt herrscht im Land Mangel an Säuglingsmilch. Frauen ergreifen die Initiative – und spenden ihre Muttermilch. Auch Nestlé hilft mit einer Megalieferung.
Publiziert: 22.05.2022 um 03:08 Uhr
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Eine Mutter im US-Bundesstaat Michigan hat bislang fast 30 Liter ihrer Muttermilch gespendet.
Foto: YOLO/WNEM

Sogenannte Muttermilchbanken verzeichnen in den USA einen grossen Zulauf. Frauen spenden ihre Muttermilch. Der Grund: Im Land herrscht Mangel ans Säuglingsnahrung. Der grösste Hersteller von Säuglingsmilchnahrung in den USA, Abbott, hat inzwischen sein Bedauern für die dramatischen Engpässe nach dem Ausfall einer seiner Fabriken ausgedrückt. Den betroffenen Familien soll mit einem Fonds von fünf Millionen Dollar geholfen werden.

«Es tut uns leid für jede Familie, die wir im Stich gelassen haben, seit unser freiwilliger Rückruf den Mangel an Babynahrung in unserem Land verschärft hat», schrieb Abbott-Chef Robert Ford in einem am Samstag veröffentlichten Gastbeitrag in der «Washington Post». Man glaube dennoch, dass der Rückruf richtig gewesen sei. «Wir werden keine Risiken eingehen, wenn es um die Gesundheit von Kindern geht.» Ford kündigte Massnahmen an, um die Engpässe zu überwinden.

Wie US-Medien berichten, strömen Frauen in Muttermilchbanken, um Müttern zu helfen, die auf Säuglingsnahrung angewiesen sind. Eine Frau in Flint im Bundesstaat Michigan spendete bereits knapp 30 Liter – und liefert weiter, wie der lokale «News Channel 3» berichtet. «Das ist es, was wir seit Tausenden von Jahren getan haben», wird Shonte Terhune-Smith von einer örtlichen Milchbank zitiert. «Wir wissen, dass schwarze und Latino-Familien in einem enormen Ausmass betroffen sind.» Das derzeit noch verfügbare Milchpulver sei für die meisten Familien unerschwinglich, die Säuglinge seien auf Spenden angewiesen.

Nestlé liefert den USA 22 Tonnen Babymilchpulver

Mit einem gecharterten Zivilflugzeug fliegt die US-Regierung 22 Tonnen Säuglingsnahrung aus der Schweiz in die amerikanische Stadt Plainfield. Insgesamt importieren die USA rund 22 Tonnen Babymilchpulver Nestlé. Diese Menge reicht für etwa 1,5 Millionen Fläschchen à je rund 240 Milliliter Babymilch, wie es in einer Mitteilung der US-Regierung vom Donnerstag heisst.

Die Produkte, die die USA von Nestlé kaufen, sind speziell für Babys geeignet, die keine Kuhmilch vertragen. Sie hätten bei der Einfuhr Vorrang erhalten, weil sie «einem wichtigen medizinischen Zweck dienten und in den Vereinigten Staaten nur begrenzt verfügbar» seien, sagte ein Sprecher der US-Botschaft in der Schweiz.

Der Grossteil der Lieferung wird im bernischen Konolfingen hergestellt. Um die zusätzlichen Mengen produzieren zu können, habe man in den letzten Monaten die Produktion hochgefahren. «Es gibt keine Auswirkungen auf das Angebot für andere Märkte», betonte eine Sprecherin. Wie viel Geld der zusätzliche Auftrag Nestlé einbringt, legte sie nicht offen. (SDA)

Mit einem gecharterten Zivilflugzeug fliegt die US-Regierung 22 Tonnen Säuglingsnahrung aus der Schweiz in die amerikanische Stadt Plainfield. Insgesamt importieren die USA rund 22 Tonnen Babymilchpulver Nestlé. Diese Menge reicht für etwa 1,5 Millionen Fläschchen à je rund 240 Milliliter Babymilch, wie es in einer Mitteilung der US-Regierung vom Donnerstag heisst.

Die Produkte, die die USA von Nestlé kaufen, sind speziell für Babys geeignet, die keine Kuhmilch vertragen. Sie hätten bei der Einfuhr Vorrang erhalten, weil sie «einem wichtigen medizinischen Zweck dienten und in den Vereinigten Staaten nur begrenzt verfügbar» seien, sagte ein Sprecher der US-Botschaft in der Schweiz.

Der Grossteil der Lieferung wird im bernischen Konolfingen hergestellt. Um die zusätzlichen Mengen produzieren zu können, habe man in den letzten Monaten die Produktion hochgefahren. «Es gibt keine Auswirkungen auf das Angebot für andere Märkte», betonte eine Sprecherin. Wie viel Geld der zusätzliche Auftrag Nestlé einbringt, legte sie nicht offen. (SDA)

Mindestens zwei Säuglinge gestorben

Abbott hatte mehrere Produktlinien zurückgerufen, nachdem womöglich wegen bakterieller Verunreinigungen vier Säuglinge erkrankt und zwei gestorben waren. Die Produktion in einem Werk im Bundesstaat Michigan wurde vorerst komplett gestoppt. Ford schrieb in dem Gastbeitrag, man wisse, dass wegen fehlender Abbott-Spezialnahrung einige Kinder, die andere Nahrung und Milch nicht verdauen könnten, ins Krankenhaus gekommen seien. «Das ist tragisch und herzzerreissend.»

Der Herstellung dieser Spezialnahrung werde die höchste Priorität eingeräumt, schrieb der Abbott-Chef weiter. Den betroffenen Familien solle mit einem Fonds von 5 Millionen Dollar geholfen werden. Ausserdem sei nun ein anderes Abbott-Werk, das sonst Produkte für Erwachsene herstelle, auf Babynahrung umgestellt worden. Zusätzlich werde Babynahrung von einer Fabrik in Irland eingeflogen. Man gehe davon aus, das Werk in Michigan in der ersten Juniwoche wieder öffnen zu können. Abbott investiere ausserdem in Massnahmen, damit es nicht wieder zu solchen Engpässen komme.

Biden erklärt Engpässe zur Chefsache

US-Präsident Joe Biden (79) hat die Engpässe bei Babymilchnahrung zur Chefsache erklärt und ein für Kriegszeiten gedachtes Gesetz angewendet, um die Produktion anzukurbeln. Das Weisse Haus hatte am Freitagabend mitgeteilt, dass am Wochenende Babynahrung von der US-Basis Ramstein in Rheinland-Pfalz (D) aus mit Militärflugzeugen in die USA geflogen werde. (SDA/kes)

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