Männer sind zufrieden
Frauen finden ihren Lohn unfair

Die meisten Männer halten ihren Lohn für angemessen. Nicht so die Frauen. Viele fühlen sich diskriminiert. Nicht ganz zu Unrecht, wie Zahlen des Bundes zeigen.
Publiziert: 08.05.2017 um 14:59 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2022 um 14:50 Uhr
Rund 50 Prozent der Frauen halten Ihren Lohn für zu tief.
Foto: AndreyPopov
Michael Bolzli

Jetzt haben wir es schwarz auf weiss: Beim Lohn fühlen sich Frauen nach wie vor diskriminiert. Dies zeigt eine Umfrage von Great Place to Work. Über 15'000 Angestellte aus der Schweiz hat das Institut befragt. Resultat: 71 Prozent der Männer gaben an, fair entlöhnt zu werden. Anders die Frauen: Nur die Hälfte hält den eigenen Lohn für gerecht.

«Dieses Ergebnis überrascht mich», sagt Michael Hermann, Geschäftsführer von Great Place to Work, der «Handelszeitung». Für ihn ist klar: «Wenn Menschen nach dem Geschlecht oder anderen nicht arbeitsrelevanten Merkmalen unterschiedlich vergütet werden, ist das nicht fair und muss behoben werden.»

Fast 20 Prozent Lohnunterschied

Laut dem Bundesamt für Statistik (BfS) liegt der Lohnunterschied zwischen Mann und Frau aktuell bei 19,5 Prozent. Die Differenz lässt sich in einigen Fällen einfach erklären. Etwa durch Unterschiede im Bildungsstand oder der Dienstjahre.

Das Problem: 7,6 Prozent der Lohnunterschiede in der Privatwirtschaft lassen sich mit den Daten des BfS nicht erklären. Sprich: Es besteht Diskriminierungsverdacht.

Damit kennt sich Antonella Bizzini aus. «Bei vielen Frauen ist das Bewusstsein da, dass männliche Kollegen mehr verdienen», sagt die Leiterin der Infostelle Frau+Arbeit zu BLICK. Sie empfiehlt den Frauen darum, sich beraten zu lassen, wenn sie das Gefühl hätten, sie seien unterbezahlt. Eine Übersicht der Beratungsstellen gibt es hier.

Klappt es beim Lohngespräch nicht, kann man im schlimmsten Fall vor Gericht gehen. «Gegen Lohndiskriminierung kann man klagen», sagt Bizzini. Das werde in der Privatwirtschaft allerdings sehr selten gemacht.

Reform kommt ins Parlament

Der Gewerkschaft Unia ist die Lohnungleichheit schon lange ein Dorn im Auge. «Gegen diese Ungerechtigkeit wehren wir uns seit langem», sagt Sprecherin Katja Signer zu BLICK. Mit Erfolg: Im Herbst bringt der Bundesrat voraussichtlich die Reform des Gleichstellungsgesetzes ins Parlament.

Doch das geht der Gewerkschaft zu wenig weit. «Welchen Sinn macht es, wenn die Unternehmen ihre Löhne zwar überprüfen müssen, es aber keine Pflicht gibt, festgestellte Lohndiskriminierung auch zu beheben?», fragt Signer. Sie fordert darum sofortige Lohngleichheit, «wenn nötig mittels Volksinitiative».

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