Lockdown hat keinen Effekt auf die Mobilität
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Daten-Auswertung zeigt:Lockdown hat keinen Effekt auf die Mobilität

Handy-Daten zeigen
Mobilität nach Lockdown teils sogar gestiegen!

Eine erste Auswertung von Handy-Daten zeigt, dass der Lockdown keinen grösseren Effekt auf die Mobilität der Leute hat. Aufgeschlüsselt nach dem Geschlecht zeigt sich aber ein anderes Bild.
Publiziert: 26.01.2021 um 11:17 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2021 um 16:00 Uhr
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Die Bundesräte Maurer, Parmelin und Berset: Ankündigung des zweiten Lockdowns.
Foto: keystone-sda.ch

Der Lockdown im Frühjahr 2020 hat die Bevölkerung in die eigenen vier Wände zurückgeworfen. Die Leute blieben zu Hause. Die Mobilität sank. Massiv sogar.

Im zweiten Lockdown sieht die Situation anders aus. Die Leute schränken sich nicht mehr so stark ein. Das Gegenteil ist zum Teil der Fall. Das zeigt eine Auswertung der Bewegungsmuster von 2500 Personen, die auf Handydaten von Freiwilligen basiert.

Die Marktforschungsfirma Intervista hat die Studie erstellt. Das Unternehmen füttert damit unter anderem die Corona-Task-Force des Bundes. Auf diesen Daten basieren diverse Entscheide der Behörden.

Mehr Raum für Freizeit

Die Daten zeigen: Die Bevölkerung nimmt sich mehr Raum für Freizeitaktivitäten. Vor dem Lockdown lag die durchschnittlich am Tag zurückgelegte Distanz bei rund 14 Kilometern. Im Verlauf der letzten Woche stieg dieser Wert auf knapp 16 Kilometer. Der Pendlerverkehr und der Einkaufsverkehr sind derweil rückläufig.

Florian Eckert (31) von der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich bestätigt das Bild. Er betont aber, dass der Anteil der Pendler «nicht stark zurückgegangen» sei. «Das lässt sich vermutlich dadurch erklären, dass diejenigen Arbeitnehmer, die gut Homeoffice machen können, bereits nicht mehr gependelt sind.»

«Im Grossen und Ganzen gab es nur geringe Veränderungen beim Mobilitätsverhalten», sagt auch Peter Moser (57). Er ist stellvertretender Chef des Statistischen Amts des Kantons Zürich. Seine Behörde vertraut unter anderem auf die Daten von Intervista, hat aber auch Zugang zu weiteren Quellen. Moser sagt: «Die Verkehrsdaten aus der Stadt Zürich stützen das Bild des Intervista-Reports. Der Arbeitsverkehr und der Einkaufsverkehr wurde zum Teil substituiert durch den Freizeitverkehr.»

Frauen schränken sich ein

«Eine entscheidende Rolle spielte auch das Wetter», sagt Moser. Sonne und Schnee hätten viele Leute ins Freie gelockt. KOF-Forscher Eckert pflichtet ihm bei. «Vielleicht haben die Leute den starken Schneefall genutzt und sind vermehrt in die Berge gegangen, oder auf Winterspaziergänge», so der Ökonom.

Interessant sind schliesslich die nach dem Geschlecht sortierten Daten. Es zeigt sich, dass Frauen seit Anfang der Krise kürzere Wege zurücklegen als Männer. Das lässt sich zum Teil mit der tieferen Erwerbsquote erklären. Im ersten Lockdown näherten sich die Werte von Frauen und Männer aber an. Bei beiden fiel der Wert rasant. Eine gewisse Differenz blieb zwar, die Entwicklungen hielten aber stets Schritt.

Nun sinkt der Wert der Frauen, während jener bei den Männern stagniert oder sogar leicht zunimmt. Das könnte daran liegen, dass Frauen stärker im Detailhandel vertreten sind, der hart von den neuen Massnahmen getroffen wurde. Die Daten könnten auch Indiz dafür sein, dass Frauen immer noch vermehrt den Grossteil der Kinderbetreuung wahrgenommen und stärker auf die Rolle im Haushalt und der Erziehung zurückgeworfen sind – mit entsprechend tieferem Bewegungsradius. Es kann aber auch einfach eine statistische Kapriole sein. (ise)

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