Wenn wir dieser Tage an Medikamente denken, kommt den meisten wohl die Corona-Impfung in den Sinn oder auch, dass wir immer noch keine Medikamente haben, die uns sicher durch diese Krise schiffen. Das ist unsere Seite vom Tisch.
Auf der anderen Seite sitzt die Pharmaindustrie – und deren Ziele sind mitunter ganz andere. Ein Beispiel: Ende letzten Jahres verhängte die Europäische Kommission eine Geldbusse von 60 Millionen Euro, weil sich zwei Pharmaunternehmen darauf geeinigt hatten, den Markteintritt des billigeren Generikums mit dem Wirkstoff Modafinil, der gegen Narkolepsie («Schlafkrankheit») zugelassen ist, zu verzögern. Der Originalhersteller hatte den Generikahersteller nach Patentablauf dafür bezahlt, dass dieser sein günstigeres Generikum vorerst nicht auf den Markt bringt. Betriebswirtschaftlich perfekt für die beiden Unternehmen, leider das pure Gegenteil für die Patienten bzw. deren Krankenkassen.
Eine ganz andere Sache, die ebenfalls sehr preistreibend wirkt, ist schweizspezifisch. Im Unterschied zu den meisten Ländern um uns herum, werden die Preise für Generika bei uns mit Abstandsregeln zu den Originalmedikamenten bestimmt und nicht wie in den meisten anderen europäischen Ländern durch das Referenzpreissystem. Das hat zur Folge, dass wir für Generika massiv mehr bezahlen, häufig nicht «nur» das Doppelte, sondern das Drei- oder Vierfache oder sogar noch mehr.
Das sind doch Ausnahmen, hoffen die Optimisten. Leider nein.
Aber sehen Sie selbst: Ab morgen werde ich auf Twitter zehn Tage lang je ein Beispiel veröffentlichen. Da erfahren Sie dann, dass:
Ibuprofen in Dänemark umgerechnet 7.30 Franken kostet, man bei uns aber stolze 28.75 Franken zahlen muss. Gleicher Wirkstoff, gleiche Dosierung, gleiche Stückzahl.
Können wir uns solche Differenzen leisten? Ich sage Nein.
Die Zeichen für Veränderungen stehen aktuell günstig. Die Gesundheitskommission des Ständerats hat in den nächsten Tagen die Möglichkeit, die Weichen für die Einführung des Referenzpreissystems zu stellen. Ich hoffe, dass sie diesen Schritt macht und so den Weg ebnet, dass auch in der Schweiz angemessenere Preise für Generika gezahlt werden können.