Luxusreisen auf Kosten von Steuerzahlern
Diktatoren fliegen auf Schweizer Privatjets

Diktatoren dieser Welt fliegen nicht nur auf Schweizer Luxusuhren, sie fliegen auch gerne mit luxuriösen Schweizer Privatjets. Das Geschäft boomt.
Publiziert: 25.08.2019 um 18:51 Uhr
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Die VIP-Version der Boeing 767-200ER: Statt mehr als 200 bloss rund 60 Passagiere, dafür mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet.
Foto: Comlux Aviation

Diktatoren und Schwerreiche bevorzugen Jets wie Falcon 900, Gulfstream G450, Embraer Legacy 600 oder Bombardier Global 6000. Die werden zwar nicht in der Schweiz hergestellt, doch oftmals in der Schweiz ausgestattet und angeboten. Die Anbieter sind diskret – und gleich mehrere von ihnen sind in der Schweiz aktiv.

Privatflieger sind nicht nur erstklassige Statussymbole. Man reist auch ohne lästige Mitpassagiere, Umsteigen oder Warteschlangen vor Sicherheitskontrollen. Laut einem Bericht der «SonntagsZeitung» sind gleich mehrere Diktatoren und andere Superreiche aus armen Ländern bevorzugt mit Schweizer Privatjets unterwegs.

Zu den Kunden zählen Zimbabwes Ex-Diktator Robert Mugabe und Kameruns Präsident Paul Biya, der laut dem Washingtoner Think-Tank C4ADS zwischen Mai 2013 und Dezember 2018 mindestens 30 Flüge nach Genf unternahm, sein bevorzugtes Reiseziel, wo er für sich und seine Entourage meist gleich ein ganzes Stockwerk im Fünf-Sterne-Luxushotel Intercontinental buchte.

Riesenbett statt Economy-Klasse

Für fast die Hälfte dieser Reisen mietete Biya eine Boeing 767-200, und zwar eine Luxusversion der Maschine der Schweizer Firma Comlux Aviation in Zürich. Daneben werben auch andere Unternehmen in der Schweiz um Privajet-Kunden, zum Beispiel Jet Aviation, Lunajets oder Air Charter Service. Auf dem Euro-Airport in Basel-Mülhausen baut der Spezialausrüster für Geschäftsflugzeuge Amac Aerospace einen zusätzlichen fünften Hangar und stellt ausserdem fünfzig neue Mitarbeiter ein. 

Das Geschäft mit Businessjets floriert. Comlux mit Sitz in Zürich und Malta bietet diverse Privatjets an. Die erwähnte Boeing 767-200, die bis zu 221 Passagiere aufnehmen kann, verfügt über ein Riesenbett, Badezimmer mit Dusche, Salon mit Globus, Breitband-Wifi, Audioanlage sowie Satellitentelefon und 63 Sitzplätze.

Betriebskosten von 9138 Dollar pro Stunde mögen viel Geld für ein armes Land wie Kamerun sein. Für Biya sind es Spesen, die Steuerzahler berappen und ihn durch die Welt jetten lassen.

Mugabes 1-Million-Dollar-Trip

Biya übrigens ist in Genf kein Unbekannter. Was er und seine Entourage dort treiben, ist nicht näher bekannt, doch beim letzten Aufenthalt der Kameruner Ende Juni kam es zu Scharmützeln zwischen Demonstranten und Leibwächtern des 86-jährigen Staatsoberhauptes. Seine Bodyguards wurden zu bedingten Freiheitsstrafen verurteilt. 

Dieselbe Boeing der Comlux Aviation war im März 2017 für Zimbabwes Ex-Machthaber Robert Mugabe im Einsatz. Kostenpunkt der fünftägigen Reise nach Ghana und Singapur: eine Million US-Dollar – wobei Spezialwünsche wie Kaviar, besondere Weine, Satellitentelefongebühren und Limousinen im Preis nicht inbegriffen sind.

Fast die Hälfte des Geschäfts wickelt Comlux in Russland und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion ab. In Kasachstan unterhält die Firma zwei Hangars. (kes)

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