Lukrative Trendsportart
Padel lässt in der Schweiz die Kassen klingeln

Die Sportart steht vor dem Durchbruch, Dutzende neue Felder entstehen gerade. Doch der Blick auf Schweden stimmt vorsichtig.
Publiziert: 24.01.2024 um 10:06 Uhr
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Spielerinnen beim Padel: Der Sport wird auch in der Schweiz immer beliebter.
Foto: Imago
Marc Bürgi
Handelszeitung

Roger Federer spielt es, Cristiano Ronaldo ebenso. Emmanuel Macron oder Marco Odermatt wurden auch schon mit Padel-Schlägern in der Hand gesichtet. Die Aufzählung lässt sich beliebig verlängern.

Padel, diese Mischung aus Squash und Tennis, ist ein Zeitvertreib, der gut zum Image von Prominenten passt. Ein Trendsport also, der auch in der Schweiz immer populärer wird. Mindestens 238 Padel-Felder gibt es bereits, rund 40 davon sind allein letztes Jahr entstanden, das schätzt der nationale Verband Suipa.

Das lockt Investoren, doch lässt sich mit Padel auch langfristig Geld verdienen? Padelfeld-Betreiber wie Timo Helbling glauben daran. Der ehemalige Eishockey-Profi hat das schwedische Padel-Unternehmen PDL Group in die Schweiz geholt. Die Schweizer Tochter, bei der Helbling Teilhaber ist, betreibt je eine Anlage in Zürich und Schaffhausen. Der Sport befinde sich noch im Anfangsstadium, sagt Helbling. «Padel hat das Potenzial, eine grosse und breit abgestützte Sportart zu werden.»

Padel hat einige Qualitäten: Der Ballsport lässt sich einfach erlernen, die Lernkurve ist steil. Gespielt wird im Doppel, was den Spassfaktor erhöht und die Kosten für das Spielen senkt. Padel spreche ein neues Publikum an, nicht nur Tennis- oder Squash-Spieler, sagt Timo Helbling.

Wirtschaftlich punktet das Spiel ebenfalls. Die Felder, rund zehn auf zwanzig Meter gross, sind kleiner als klassische Tennis-Courts. «Der Raum kann sehr effizient genutzt werden und die Personalkosten liegen tief. Vieles kann automatisiert werden», sagt Helbling.

Auch Hiag setzt auf Padel

Auch Immobilienfirmen wollen vom Boom profitieren. Mit Hiag baut eine Branchengrösse in Biberist eine neue Anlage in Zusammenarbeit mit der Luzerner Firma Padelta. Swiss Prime Site, ein anderer Immobiliengigant, hat schon temporäre Padel-Anlagen realisiert.

Inzwischen seien Vermieter sogar bereit, sich an den Investitionen zu beteiligen, sagt Helbling. Hiag beispielsweise saniert die Halle in Biberist, in der die Felder entstehen werden, Partner Padelta übernimmt die Ausgaben für die Anlage. Insgesamt kostet ein Center mit fünf oder sechs Spielfeldern zwischen einer halben und einer Million Franken, ist in der Branche zu hören.

Die Regeln und die Geschichte von Padel

Padel ist eng mit Squash und Tennis verwandt und wird im Doppel gespielt. Die Felder sind mit Glas oder Plexiglas und einem Netz umrandet, die Schläger sind kleiner und schwerer als im Tennis. Gespielt wird im Doppel und nach den Grundregeln von Tennis. Anders als dort kommen aber auch die Wände zum Einsatz, und der Aufschlag wird von unten ausgeführt.

Der Sport ist Ende der Sechzigerjahre in Mexiko entstanden und breitete sich von dort zuerst nach Südamerika und Spanien aus. Heute gelten Spanien und Schweden als Hotspots, Padel wächst auch global stark, unter anderem in Frankreich, Grossbritannien, Italien und den Golfstaaten. In den USA ist Padel ebenfalls angesagt, allerdings wird der Sport dort von Racketball konkurrenziert, einem Spiel, das ähnlich wie Padel ist.

Padel ist eng mit Squash und Tennis verwandt und wird im Doppel gespielt. Die Felder sind mit Glas oder Plexiglas und einem Netz umrandet, die Schläger sind kleiner und schwerer als im Tennis. Gespielt wird im Doppel und nach den Grundregeln von Tennis. Anders als dort kommen aber auch die Wände zum Einsatz, und der Aufschlag wird von unten ausgeführt.

Der Sport ist Ende der Sechzigerjahre in Mexiko entstanden und breitete sich von dort zuerst nach Südamerika und Spanien aus. Heute gelten Spanien und Schweden als Hotspots, Padel wächst auch global stark, unter anderem in Frankreich, Grossbritannien, Italien und den Golfstaaten. In den USA ist Padel ebenfalls angesagt, allerdings wird der Sport dort von Racketball konkurrenziert, einem Spiel, das ähnlich wie Padel ist.

Ein Boom kann allerdings wieder abflachen. Und zur Entwicklung von Padel in der Schweiz sind auch kritische Stimmen zu hören, etwa jene von Sportmarketingexperte Hans-Willy Brockes: Das Spiel habe in der Schweiz noch nicht den Durchbruch geschafft, es fehlten eine starke Liga, grosse Klubs und die «Heroes und Stars». «Ohne diese Treiber wird Padel nicht zum Breitensport», sagt der Geschäftsführer des ESB Marketing Netzwerks in St. Gallen.

Das Beispiel Schweden zeigt, dass die Sportart auch zu schnell wachsen kann. Dort schossen bis zur Corona-Pandemie Padel-Courts wie Pilze aus dem Boden, sogar Fussballstar Zlatan Ibrahimović eröffnete eigene Klubs. Die Folge war ein Überangebot, letztes Jahr mussten rund 90 Unternehmen aus der Branche Konkurs anmelden, wie bei der Agentur Bloomberg zu lesen ist. Noch gibt es aber laut einer Analyse der Beratungsfirma Deloitte etwa 4000 Felder im Land. Weitere 300 davon könnten laut Deloitte verschwinden.

«Wir wollen die Fehler von Schweden vermeiden»

Unternehmer Timo Helbling zog Lehren aus der Entwicklung in Skandinavien. «Wir wollen die Fehler von Schweden vermeiden und suchen ein qualitatives Wachstum, für uns kommen Standorte an zentralen Innenstadtlagen infrage. In ländlicheren Gebieten ist es für den Sport schwieriger, sich zu etablieren.»

In der Schweiz gebe es noch viel Bedarf für zusätzliche Spielorte, sagt Yannick Moser, der mit der Luzerner Firma Padelta schweizweit bald sechs Anlagen betreibt. «Der Markt ist unterentwickelt.» Aber auch Moser will mit Padelta vor allem in den Städten wachsen. Der Fokus liege auf «urbanen Locations».

Allerdings stehen Lagerhallen, die sich für Padel eignen, häufig in der Peripherie. Also nicht an Orten, die viel Publikum anlocken. Eine Halle muss eine Raumhöhe von sechs bis zehn Metern aufweisen, damit sie sich als Spielstätte eignet. Solche Bauten sind in der Schweiz schwer erhältlich, und sie zu mieten ist teuer. Das setzt einem schnellen Wachstum von Padel in der Schweiz Grenzen.

Fernando Belasteguín: Der argentinische Padel-Spieler wirbt neu für die Schweizer Luxusuhrenmarke Richard Mille.
Foto: Richard Mille

Das Spiel werde sich in der Schweiz etablieren, geben sich die Padel-Unternehmer Timo Helbling und Yannick Moser überzeugt. Durch die globale Entwicklung wird der Sport sicherlich auch hierzulande Rückenwind erfahren. Bis 2026 könnte sich die Zahl der Padel-Courts weltweit auf etwa 85'000 verdoppeln, schätzt die Beratungsfirma Deloitte. Die Wertschöpfung wird dann geschätzt rund vier Milliarden Euro betragen. Sogar als olympische Disziplin ist der Sport im Gespräch, und immer mehr Unternehmen springen als Sponsoren auf, etwa Hugo Boss oder die Schweizer Uhrenfirmen Certina und Richard Mille.

Die Krönung für einen Sport hat Padel ebenfalls bereits erfahren: Das ist der Moment, wenn einer der arabischen Golfstaaten investiert. Saudi-Arabien, Katar und Dubai pumpen riesige Geldsummen in die populären Sportarten, um so globalen Einfluss zu erlangen. Bei Padel ist Katar engagiert. Letzten Sommer fusionierte das Emirat seine professionelle Liga «Premier Padel» mit dem rivalisierenden Circuit «World Padel Tour».

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