Am Mittwochabend verlängerte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) den am selben Tag begonnen Ausstand bis einschliesslich Freitag. Die Pilotengewerkschaft hatte ihren Streik zuvor bereits um 24 Stunden auf Donnerstag verlängert.
Am Freitag seien alle Kurzstrecken-Piloten aufgerufen, die Arbeit niederzulegen, teilte die Gewerkschaft mit. «Das Lufthansa-Management zeigt weiterhin keinerlei Bewegung und hat kein verhandlungsfähiges Angebot übermittelt.»
Am Donnerstag fallen derweil weitere 912 Verbindungen aus, darunter 82 Langstrecken, wie das Unternehmen in Frankfurt mitteilte. Am Mittwoch waren bereits 876 Flüge streikbedingt abgesagt worden. An beiden Tagen zusammen waren 215'000 Passagiere betroffen.
Ein Mediensprecher der Lufthansa-Gruppe sagte gegenüber der Nachrichtenagentur sda, dass am Donnerstag der Flughafen Zürich mit seinen 12 Flügen von und nach Frankfurt sowie der Flughafen Genf mit 8 Flügen von und nach Frankfurt betroffen seien.
Die Flüge der Lufthansa-Tochtergesellschaften Swiss und Eurowings würden planmässig durchgeführt. Zudem versuchten die Konzernpartner, grössere Flugzeuge einzusetzen, damit auf den betroffenen Strecken mehr umgebuchte Passagiere mitgenommen werden könnten.
Lufthansa habe zudem mit praktisch allen Kunden, die ihre Kontaktinformationen bei der Reservierung hinterlegt haben, bereits Kontakt aufgenommen, um alternative Reiserouten anzubieten.
Lufthansa reservierte für gestrandete Kunden nach eigenen Angaben im Rhein-Main-Gebiet sowie im Raum München vorsorglich fast 4000 Hotelzimmer. Für Passagiere, die aufgrund fehlender Visa nicht nach Deutschland einreisen dürfen, seien im Frankfurter Terminal zudem rund 400 Feldbetten aufgebaut worden. Viele Fluggäste konnten aber auch umgebucht werden oder kamen mit der Bahn an ihr Ziel.
Die Streichungen entsprechen etwa der Hälfte des Flugprogramms der Kernmarke Lufthansa. In der gesamten Lufthansa-Gruppe fänden am Donnerstag 2088 von rund 3000 geplanten Flügen statt, teilte das Unternehmen weiter mit.
Der Konzern forderte die Pilotengewerkschaft erneut zur Schlichtung auf. «Die Forderung der VC nach einer Vergütungserhöhung von mehr als 20 Prozent geht weit über das hinaus, was andere Beschäftigtengruppen erhalten haben», teilte Personalchefin Bettina Volkens mit.
Eine Schlichtung hat die VC wiederholt abgelehnt. Den Piloten hatte die Airline zuletzt ein Lohnplus von 2,5 Prozent bis Ende 2018 angeboten. «Das ist aus unserer Sicht kein seriöses Angebot», sagte Handwerg. Die VC verlangt Tariferhöhungen von zusammen 22 Prozent über den kürzeren Zeitraum von fünf Jahren bis April 2017. Die Gewerkschaft verweist darauf, dass es seit 2012 keine Gehaltserhöhungen gegeben habe, während das Unternehmen Milliardengewinne eingefahren habe.
Die in der VC organisierten Piloten hatten die Fluglinie seit der Nacht zum Mittwoch mit ihrem mittlerweile 14. Streik zum Grossteil lahmgelegt. Die Gewerkschaft verteidigte den auf Donnerstag verlängerten Ausstand.
Die Lufthansa setzte im Gegenzug die VC unter finanziellen Druck. Eine zwischenzeitlich ruhende Schadenersatz-Klage über 60 Millionen Euro werde nun wieder weiterverfolgt, erklärte ein Sprecher in Frankfurt. Die Forderung bezieht sich auf die erste Streikrunde im aktuellen Tarifkonflikt aus dem April 2014, die vom Unternehmen als nicht rechtmässig eingeschätzt wird. Lufthansa hatte die Klage ruhen lassen, um die laufenden Gespräche mit der Vereinigung Cockpit nicht zu belasten. Das hat sich mit dem aktuellen Streik nun erledigt.