Die Lust zu fliegen ist vielen eh schon vergangen, jetzt könnte sie noch weiter sinken. Denn der Winterflugplan der Fluggesellschaft Swiss ist nur noch ein löchriges Netzwerk im Vergleich zum Angebot in Vor-Corona-Zeiten.
Zwar fliegt die Swiss die meisten Destinationen – immerhin 85 Prozent des ursprünglichen Netzplans – wieder an, aber viel weniger häufig als früher. Das zeigt der Blick in den Winterflugplan, der diese Woche veröffentlicht wurde. Damit nicht genug: Kunden, die für die nächsten Wochen oder Monate bei der Swiss eine Direktverbindung an Zürich haben, müssen auf die Muttergesellschaft Lufthansa umsteigen, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Die Kunden seien via Mail über die Änderung im Flugplan informiert worden.
Hub Zürich verliert an Attraktivität
Das heisst: Die betroffenen Passagiere fliegen über die Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt oder München. Müssen dort umsteigen, verlieren entsprechend Zeit, die Reise verlängert sich, das Angebot ist unattraktiver.
Anstatt aus dem Lufthansakonzern Passagiere zum Hub Zürich zu fliegen, um hier die Langstrecke zu füllen, passiert nun das Umgekehrte: Swiss-Passagiere müssen die Flieger des Mutterkonzerns auffüllen. Die Swiss spricht gegenüber der «SonntagsZeitung» von rund einem Dutzend Routen, die betroffen seien. In Europa seien das Verbindungen nach Madrid, Luxemburg oder Birmingham, auf der Langstrecke zum Beispiel die direkte Verbindung nach Los Angeles oder nach Nairobi.
Ein schlechtes Zeichen. Denn nur als Hub mit möglichst vielen Geschäftsleuten als zahlungskräftige Passagiere lässt sich in Zürich langfristig ein attraktiver Flugplan aufrecht erhalten. Und billigere Tarife für Touristen anbieten.
Angekündigter Stellenbau könnte nicht reichen
Doch Matthias Hanke, Aviatik-Experte beim Beratungsunternehmen Roland Berger, gibt sich in der «NZZ am Sonntag» skeptisch, ob Geschäftsreisende so schnell wieder zurückkehren. «Die Menschen haben sich umorientiert und nutzen vermehrt neue Kommunikationskanäle. Das ergibt die nächsten drei Jahre eine deutlich spürbare Nachfragereduktion.»
Folglich, so der Schluss weiterer Experten in der Zeitung, könnte der Abbau von rund 1000 der insgesamt knapp 10'000 Stellen nicht ausreichen. Diese Zahl hatte der scheidende Swiss-Boss Thomas Klühr (58) in einem Interview genannt. Das wären 10 Prozent der Stellen der Swiss. Die Chefetage des Mutterkonzerns geht alleine für die Lufthansa von einem Abbau von gegen 20 Prozent aus. (koh)