Europäische Politiker müssten angesichts gravierender Wettbewerbsnachteile ein klares Bekenntnis für ihren Luftfahrtsektor abgeben, erklärte Hohmeister in einem Interview mit dem Schweizer Radio SRF im «Tagesgespräch» am Freitag. Aussagen wie «ihr macht zu viel Lärm» oder «andere könnten die Transportdienstleistungen auch erbringen» mit Blick auf Golfairlines seien für europäische Luftfahrtkonzerne kontraproduktiv.
Hiesige Fluggesellschaften brauchten das Wort der Politik, damit sie ihren Personalbedarf sowie ihre langfristigen Investitionspläne auch darauf ausrichten könnten. Fehlten solche Zusagen, bräuchte man in die Swiss in den kommenden Jahren auch nicht 3 Milliarden Franken zu investieren und 2016 auch nicht mehr 700 Neueinstellungen vorzunehmen.
In dem Gespräch bedauert er zudem, den Standort Basel aufgegeben zu haben. Sich quasi gegen die Wiege der Swiss auszusprechen, sei eine seiner schwierigsten Entscheidungen während seiner Laufbahn bei der Schweizer Fluggesellschaft gewesen, betont er. Allerdings habe in dem mehrjährigen Entscheidungsprozess letztlich die Rationalität überwogen. «Die Vernunft tut einem trotzdem manchmal im Herzen weh», sagte er diesbezüglich.
Angesprochen auf seine künftigen Herausforderungen im Lufthansa-Konzern hebt Hohmeister die ausgeprägte Streikkultur in Deutschland hervor, die auch die Luftfahrt stark treffe. Das habe einerseits damit zu tun, dass praktisch jede Interessengemeinschaft eine Gewerkschaft erfinden kann, mit der sich Unternehmen dann auseinandersetzen müssten.
Anderseits sieht er sich mit einer Verhaltensänderungen bei den Gewerkschaften konfrontiert. Denn die Niederlegung der Arbeit werde nicht mehr als letztes Mittel in einer Auseinandersetzung zwischen Gewerkschaften und den Arbeitgebern verstanden, sondern Streiks begleiteten mittlerweile dem gesamten Verhandlungsprozess.
Nach sechs Jahren an der Spitze der Swiss wechselt Hohmeister auf Anfang 2016 in die Zentrale der Muttergesellschaft Lufthansa. Der Manager wird neu die kommerzielle Steuerung der Luftverkehrsdrehkreuze der Gruppe, Frankfurt, München, Zürich und Wien verantworten.