Die Situation sei absurd, sagte Flughafen-Direktor Maurizio Merlo gegenüber der Tessiner Tageszeitung «Il Corriere del Ticino". Die deutsche Fluggesellschaft Private Wings habe in den letzten Monaten versucht, beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) eine Lizenz für die Verbindung Lugano-Genf zu erhalten - vergeblich. Der Grund: Artikel 32 des Bundesgesetzes über die Luftfahrt sieht vor, dass Flüge «zwischen zwei Orten in der Schweiz grundsätzlich schweizerischen Unternehmen vorbehalten» ist.
Sowohl die Pressestelle des Bazl als auch Direktor Maurizio Merlo bestätigten auf Anfrage von Keystone-SDA den Bericht des «Corriere del Ticino» beziehungsweise die gemachten Aussagen.
Merlo kritisiert, dass die Gesetzgebung dem bereits krisengebeutelten Flughafen Lugano-Agno zusätzliche Schwierigkeiten bereite. Die Bevorzugung von Schweizer Fluggesellschaften mache im Falle von Lugano-Agno auch gar keinen Sinn, hält er gegenüber der Tessiner Zeitung fest. Denn: Private Wings hätte niemandem Konkurrenz gemacht; keine andere Fluggesellschaft habe sich bisher für die Strecke Lugano-Genf interessiert.
Merlo habe deshalb bei Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga nachgehakt - ebenfalls vergeblich. Die Bundesrätin habe auf informellem Weg verlauten lassen, dass der Bund keine Ausnahmen mache, auch nicht im Falle von Lugano.
Der deutschen Private Wings stünde gemäss Bazl ein anderer Weg offen, um Flüge zwischen Lugano und Genf anzubieten: Sie müsste für diese lediglich mit einer Schweizer Airline kooperieren. Vorgemacht haben dies beispielsweise die Tyrolean Airways, welche für die Swiss Flüge zwischen Lugano und Zürich durchgeführt haben.
Auch eine virtuelle Airline wäre für Lugano eine Möglichkeit. Diese Idee verfolgt auch der Flughafen Bern-Belp (Flybair). Lugano-Agno stehe diesbezüglich in Kontakt mit der Schweizer Airline LionsAir, schreibt der «Corriere del Ticino".
Bis zum 26. April hängt der Flughafen Lugano-Agno jedoch förmlich in der Luft. An diesem Tag muss das Tessiner Stimmvolk über dessen Zukunft entscheiden, denn sowohl auf kantonaler als auch auf kommunaler Ebene haben die linken Parteien das Referendum gegen die weitere Finanzierung des Flughafens ergriffen.
Der Flughafen selber steckt seit dem Grounding der Airline Darwin Ende 2017 in grossen Schwierigkeiten. Auch die slowenische Adria Airways ging unterdessen Konkurs. Sie hatte bis Ende September als Codeshare-Partner für Swiss die Destination Lugano vom Flughafen Zürich aus bedient.
(SDA)