2018 und 2019 führten zwei Abstürze von Boeing 737 Max zu 346 Todesopfern. Als Hauptursache für die beiden Abstürze gilt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm. Fünf Jahre später sorgt der gleiche Flugzeugtyp wieder für Schlagzeilen. Im Januar reihte sich ein Defekt an den anderen. Wir verschaffen den Überblick.
Der 5. Januar 2024
Der grösste Zwischenfall ereignet sich Anfang Januar. Auf dem Flug von Portland (USA) nach Ontario (USA) der Alaska-Airlines verliert der Flieger in der 26. Reihe auf einer Höhe von 5000 Metern eine Notfalltür. 30 Minuten nach dem Start muss der Pilot in Portland wieder notlanden.
Wie durch ein Wunder wird dabei niemand schwer verletzt. Die beiden Plätze neben der Tür sind nicht besetzt. Einige der 177 Passagiere verlieren ihr Handy im Sog, ein Kind sogar sein Hemd. Wenig später findet ein Lehrer in seinem Garten in Portland ein 27 Kilogramm schweres Teil des abgefallenen Rumpfes.
Der 7. Januar 2024
Nach der Notlandung ordnet die US-Flugaufsichtsbehörde FAA ein Flugverbot für den betroffenen Boeing-Typ 737 MAX 9 an. Für 170 Flieger wird eine sofortige Überprüfung notwendig. Diese dauert pro Flugzeug vier bis acht Stunden. Europa übernimmt das Verbot.
Einen Tag später vermeldet die US-Fluggesellschaft United Airlines, dass sie lose Schrauben am selben Rumpf-Bauteil gefunden haben, das wenige Tage zuvor herausgebrochen war. Auch die betroffenen Alaska-Airlines melden weitere Teile, die nicht richtig angeschraubt sind.
Später wird bekannt, dass die FAA Ermittlungen gegen den Konzern eingeleitet hat. Die Umstände weisen darauf hin, dass der Flugzeugbauer möglicherweise seine Pflichten bei Produktion, Inspektionen und Tests vernachlässigt habe.
Mehr zum Boeing-Desaster
Der 21. Januar 2024
Als sich der erste Trubel über das verlorene Rumpfteil gelegt hat, folgt gleich die nächste Aufregung. Bei einem Flieger der Delta Airlines fällt kurz vor dem Abheben ein Rad ab. Die Maschine hatte bereits die Starterlaubnis erhalten. Es handelt sich dabei allerdings um einen anderen Boeing-Typ.
Brisant dabei: Der Pilot selbst bekommt vom Vorfall nichts mit. Erst als ein anderes Flugzeug das wegrollende Rad erkennt, erfährt der Pilot davon.
Vom 22. Januar bis 5. Februar 2024
In den nächsten zwei Wochen kommen weitere Mängel bei der Boeing-737-Reihe ans Licht. Die unmittelbare Flugsicherheit ist allerdings nicht in Gefahr. Trotzdem müssen die Airlines 505 weitere Maschinen überprüfen. Boeing findet in seinen Werken zudem 50 Flieger mit fehlerhaften Teilen.
Der 6. Februar 2024
Einen Monat nach dem Beinahe-Unglück sind erste Erkenntnisse bekannt. Bei dem abgefallenen Rumpfteil sollen vier Schlüsselbolzen gefehlt haben, mit denen die Tür verschlossen sein sollte. Die Untersuchungsbehörde kann zudem klarstellen, dass Boeing-Mechaniker dafür verantwortlich sind.
Wie geht es weiter?
Boeing leidet stark unter den Folgen. United Airlines hat angekündigt, einen längst unterschriebenen Auftrag für 150 Flugzeuge 737 Max aus der Flottenplanung zu nehmen. Zudem darf Boeing zurzeit keine Maschinen des verhängnisvollen Typs bauen. Seit Jahresbeginn ist die Aktie auf Sinkflug, sie konnte sich in den letzten Tagen aber wieder stabilisieren.
Die FAA hat ebenfalls Konsequenzen gezogen. Die Boeing-Werke werden dauerhaft von zwei Dutzend Inspektoren überwacht.