Lonza hat nichts zu lachen
Pharma-Lachgas verfälscht Schweizer Klimabilanz massiv

Die Treibhausgasemissionen des Schweizer Industriesektors sind viel höher als bisher angenommen. Grund dafür war eine unbekannte Lachgasquelle. Nun ist klar: Sie stammt von der Lonza-Fabrik in Visp (VS).
Publiziert: 10.02.2020 um 16:42 Uhr
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Bei einer Kontrollmessung in Visp hat Lonza Lachgasemissionen festgestellt, die als Abfallprodukt bei der Niacin-Produktion entstehen.
Foto: Keystone

Lonza hat nichts zu Lachen. Am Standort Visp (VS) stellte der Pharmazulieferer massive Emissionen von Lachgas fest. Das Gas ist gesundheitlich unbedenklich, aber äusserst klimaschädlich. Das Treibhauspotential von Lachgas ist 310 mal grösser als das von CO2.

Insgesamt hat Lonza damit jährlich 600'000 Tonnen CO2-Äquivalente in die Luft geschleudert. Das macht rund ein Prozent des Treibhausgasausstosses der Schweiz aus, wie das Bundesamt für Umwelft (Bafu) in einer Mitteilung schreibt.

12 Millionen Franken Investitionen

In Visp produziert Lonza Niacin, also Vitamin B3. Als Abfallprodukt entsteht dabei Lachgas. Das Unternehmen hat dies im Frühjahr 2018 bei einer Kontrollmessung festgestellt und anschliessend dem Bafu gemeldet. Eine externe Firma bestätigte die Resultate.

Mittlerweile fand Lonza eine Lösung für das Lachgasproblem. Bis Ende 2021 installiert das Unternehmen ein Katalysator, der die Emissionen um 98 Prozent reduzieren könne. Kostenpunkt: 12 Millionen Franken. Das Baugesuch erteilten Kanton und Gemeinde vergangenen Monat.

Lachgas ist seit Anfang Jahr im Schweizer Emissionshandelssystem einbezogen und damit reguliert. «Da Lonza den Lachgas-Ausstoss in kurzer massiv Zeit verringert, müssen deshalb im konkreten Fall keine nennenswerten Mengen an ausländischen Zertifikaten erworben werden», sagt Lonza-Sprecher Michael Gsponer gegenüber BLICK.

Negativer Einfluss auf Klimaziele

Die zusätzlichen 600'000 CO2-Äquivalente pro Jahr muss die Schweiz im Rahmen des Kyoto-Protokolls während der gesamten Verpflichtungsperiode ausweisen. Sie wirken sich negativ auf die Erreichung der Klimaziele aus.

Um das Kyoto-Protokoll dennoch zu erreichen, werde die Stiftung Klimarappen ausländische Zertifikate im Umfang von fünf Millionen Tonnen CO2 erwerben und dem Bund übertragen. Die Stiftung werde dafür einen Teil des nach Erfüllung ihrer vertraglichen Pflichten verbleibenden Stiftungsvermögens verwenden.

Das nationale Verminderungsziel im CO2-Gesetz beträgt im Jahr 2020 20 Prozent gegenüber 1990. Dieses Ziel, das ausschliesslich mit Massnahmen im Inland erreicht werden muss, verschärft sich nun um die festgestellten Lachgasemissionen. (gif/SDA)

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