Der Unterschied zwischen Frauen- und Männerlöhnen hat wie schon in den Jahren davor um etwa ein Viertel Prozent abgenommen. In der Gesamtwirtschaft belief sich das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern im Jahr 2018 auf 11,5 Prozent. 2016 lag es noch bei 12 und 2014 bei 12,5 Prozent. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, dauert es noch 46 Jahre bis Männer und Frauen gleiche Löhne erhalten.
Im privaten Sektor verdienten Frauen 2018 sogar 14,4 Prozent weniger als Männer, wie die erste Auswertung der Lohnstrukturerhebung durch das Bundesamt für Statistik (BFS) zeigt. «Diese geschlechterspezifischen Lohnunterschiede lassen sich teilweise durch strukturelle Merkmale und unterschiedliche Tätigkeiten erklären, insbesondere Verantwortungsniveau am Arbeitsplatz oder Wirtschaftszweig», schreibt das BFS in seiner Mitteilung vom Dienstag.
Lohnschere geht auseinander
Dem widerspricht allerdings, dass die Lohnschere zwischen Mann und Frau in aufsteigender Hierarchie immer weiter auseinanderklafft. So verdienten Frauen 2018 in Stellen mit hohem Verantwortungsniveau 8872 Franken brutto pro Monat, während Männer auf derselben Stufe 10'893 Franken erhielten. Das entspricht einer Differenz von 18,6 Prozent.
Bei Arbeitsstellen mit niedrigerem Verantwortungsniveau war der Lohnunterschied zu Ungunsten der Frauen weniger ausgeprägt (9,4 Prozent), bei Frauen ohne Kaderfunktion belief es sich auf 7,6 Prozent.
Nicht nur bei den Geschlechterunterschieden hat sich lohnmässig wenig getan. Die allgemeine Lohnschere, das heisst der Gesamtabstand zwischen den höchsten und den niedrigsten Einkommen, hat sich zwischen 2008 und 2018 gemäss BFS kaum verändert. In diesem Zeitraum stiegen die Löhne der am besten bezahlten 10 Prozent der Arbeitnehmenden um 9,1 Prozent. In der Mittelschicht waren es 7,3 Prozent, während sich die Löhne bei den am schlechtesten bezahlten 10 Prozent der Arbeitnehmenden um 9,6 Prozent erhöhten.
Signifikant verändert haben sich die Boni: Sie stiegen von durchschnittlich 9033 im Jahr 2016 auf 9913 im 2018, also um knapp zehn Prozent. Zwischen 2008 und 2014 waren die Boni im Schnitt von 11'698 auf 7939 Franken gesunken, seither steigen sie wieder.
2018 erhielt fast jeder dritte Arbeitnehmende einen Bonus, das heisst zusätzlich zum Grundlohn ausbezahlte jährliche Sonderzahlungen. Die Höhe variiert stark nach Wirtschaftszweig.
Im Finanzdienstleistungsbereich durfte das obere Kader im Schnitt mit knapp 90'000 Franken rechnen, in der Pharmaindustrie mit annähernd 80'000, im Bauwesen mit 21'432 und im Detailhandel mit etwas mehr als 16'000 Franken. In Jobs ohne Führungsverantwortung verlief die Abstufung analog mit einem Durchschnittswert von 4137 Franken.
Je lukrativer der Wirtschaftszweig, desto höher sind auch allgemein die Löhne: Informationstechnologie und -dienstleistungen brachten 2018 im Schnitt 9000 Franken ein, Jobs in der Pharmaindustrie 9747 Franken und im Bereich der Finanzdienstleistungen 9921 Franken. Am unteren Ende der Lohnskala fanden sich die Herstellung von Textilien und Kleidung (5095 Franken), Detailhandel (4875 Franken), Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie (4412 Franken) sowie Persönliche Dienstleistungen (4144 Franken).
Tieflohnstellen agestiegen
Die Zahl der Tieflohnstellen - Vollzeitstellen mit einem monatlichen Bruttolohn von weniger als 4359 Franken - ist 2018 um 7,3 Prozent auf insgesamt 353'000 angestiegen (2016: 329'00). 12,1 Prozent aller Arbeitnehmenden, also fast jeder achte, muss mit so einem Mini-Lohn Vorlieb nehmen. In der Textilindustrie gehören 56 Prozent der Jobs zu dieser Kategorie, in der Gastronomie knapp 45 Prozent und im Detailhandel fast ein Viertel der Stellen. Mit 66,4 Prozent sind die Frauen im Tieflohnbereich übervertreten.
In der Gesamtwirtschaft werden Einheimische besser bezahlt als Ausländer, Schweizer verdienen im Schnitt 6873 Franken, Ausländer 5886 Franken. Umgekehrt ist es bei den Jobs mit hoher Verantwortung: Im oberen Kader erhielten Personen mit Aufenthaltserlaubnis 12'510 Franken, Grenzgänger 10'750 und Schweizer Staatsangehörige 10'138 Franken - immer im Durchschnitt im Jahr 2018. (SDA)