Lohn-Kürzungen und Euro-Saläre
Jetzt gehts den Büezern ans Portemonnaie

Einen Tsunami nannte Nick Hayek die Aufhebung des Euro-Mindestkurses. «Sowohl für die Exportindustrie wie auch für den Tourismus und schlussendlich für die ganze Schweiz», so der Chef der Swatch-Group. Die Riesenwelle hat letzte Woche bereits den Weg zur Kurzarbeit freigespült. Jetzt erreicht sie die Löhne der Arbeitnehmer.
Publiziert: 04.02.2015 um 11:12 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:29 Uhr
Von Vinzenz Greiner und Guido Schätti

Der Basler Zahnimplantat-Hersteller Straumann will seinen 560 Schweizer Angestellten die Löhne um fünf Prozent kürzen. Und die 220 Grenzgänger sollen ihr Geld künftig in Euro statt in Franken erhalten.

Um der Belegschaft die Opfer schmackhaft zu machen, verzichtet Straumann-Chef Marco Gadola auf 35 Prozent seines Salärs. Der Verwaltungsrat erklärt sich zu Abstrichen von 28 Prozent bereit.

Das sind stolze Zahlen. Doch die Löhne der Straumann-Manager sind es auch: Gadola kassierte 2013 für zehn Monate ein Salär von 3,2 Millionen Franken. Auch nach der Kürzung kommt er noch auf 2,5 Millionen.

Straumann ist kein Einzelfall. Das Neuenburger Unternehmen Cloos Electronic will den 55 Angestellten ebenfalls fünf Prozent Lohn abzwacken. Die Änderungskündigungen wurden bereits verschickt.

Weitere Firmen werden diesem Beispiel folgen. BLICK weiss: In der Maschinen-, Elektronik- und Metallindustrie denken zahlreiche Unternehmen sehr konkret über Lohnkürzungen nach. Spruchreif ist aber noch nichts. «Unsere Mitglieder prüfen alle Möglichkeiten, um die Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten», sagt Ivo Zimmermann, Sprecher des Branchenverbandes Swissmem.

Was sagen die Angestellten dazu? «Erste Reaktionen sind durchaus positiv ausgefallen», behauptet Straumann-Chef Gadola. Die Mitarbeiter seien erleichtert, dass man auf weiteren Personalabbau verzichte.

Die Gewerkschaften sehen dies anders. «Mit Lohnkürzungen werden die unternehmerischen Risiken auf ungerechtfertigte Weise auf die Arbeitnehmer abgewälzt», sagt Pepo Hofstetter, Sprecher der Gewerkschaft Unia. Tiefere Löhne stürzten die ganze Wirtschaft in eine Negativspirale: «Sie senken die Kaufkraft und den Konsum und erhöhen so die Rezessionsgefahr.»

Auch der Verband Angestellte Schweiz ist gegen Lohnkürzungen: «Das Währungsrisiko muss der Arbeitgeber tragen.

Er kann es nicht einfach auf die Belegschaft abwälzen», sagt Sprecher Hansjörg Schmid.

Es sehe zwar «sympathisch» aus, wenn die Chefs bei den Lohnkürzungen selber mitmachten. «Es macht aber einen grossen Unterschied, ob man 70 000 oder mehrere 100 000 Franken im Jahr verdient», so Schmid.

Auch bei den Arbeitgebern sind Lohnkürzungen umstritten. «Für mich ist das kein Thema», sagt der Unternehmer und SVP-Nationalrat Hansruedi Wandfluh. Seine Hydraulikfirma in Frutigen BE hatte schon am Tag der Aufhebung des Mindestkurses zwei Aufträge verloren. Die Löhne würde er aber erst antasten, wenn alles andere versagt habe, so Wandlfluh: «Zuerst muss die Effizienz gesteigert und mit den Kunden und Lieferanten über bessere Konditionen verhandelt werden.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.