Sie gehören zu denjenigen, die täglich eine Krawatte umbinden? Oder sich in ein steifes Deuxpièces zwängen? Gratulation! Denn Sie stemmen sich erfolgreich gegen den Zeitgeist. Eine Beharrlichkeit, die Bewunderung verdient.
Nötig wäre es nämlich längst nicht mehr. Die Büromode ist so entspannt wie nie. Das spürt zuallererst die Modebranche. «Der Aspekt des Komforts ist für immer mehr Frauen und Männer wichtiger als ihr Aussehen, was die immer lässigeren Outfits erklärt», so Manor-Mediensprecherin Gizem Meric.
Turnschuhe als Symbol für Bodenständigkeit
Das gesamte Sortiment wird radikal angepasst. «Der Lederschuhmarkt ist rückläufig, während der Sneakermarkt explodiert.» Auch das Jeans-Sortiment werde grösser. Und: «Der Anzug oder das Kostüm für Frauen wird immer seltener.» Ähnlich klingt es beim Konkurrenten Globus: «Seit mehreren Jahren herrscht in der Herrenmode ein Trend hin zu entspannterer, weniger formeller Businesskleidung, die gut auch in der Freizeit getragen werden kann.»
Der neue Smart-Casual-Look, wie er in der Fachwelt heisst, gilt für alle Hierarchiestufen. Chefs tragen ihre modischen Turnschuhe – im Fachjargon Sneakers – als Symbol für Bodenständigkeit. Wer noch auf Krawatte setzt, gilt als antiquiert. Gut beobachten lässt sich dies in Firmenpublikationen. Im aktuellen Novartis-Geschäftsbericht sind sowohl die Geschäftsleitung (GL) wie auch der Verwaltungsrat (VR) abgebildet. Während die jüngere GL konsequent darauf verzichtet, tragen die meisten VR-Mitglieder noch Krawatte. Schön auch der Vergleich des offiziellen Fotos der SBB-GL: 2007 mit stramm festgezurrter Krawatte, 2018 ist davon weit und breit nichts mehr zu sehen (Bilder unten).
Sandalen für Frauen kein Problem mehr
Deloitte-Partnerin Karine Szegedi, Expertin im Bereich Konsum- und Luxusgüter, beobachtet täglich: «Freizeitmode und Büromode verschwimmen. Es braucht keine zwei Garderoben mehr.» Die Lockerung spüren vor allem die Männer: «Der Anzug ist nicht mehr zwingend. Generell gilt: Man muss sich mit der Kleidung nicht mehr Respekt verschaffen.» Selbst Banker, Wirtschaftsprüfer und Anwälte kämen ohne Krawatte aus.
«Auch für Frauen haben sich die Vorschriften gelockert», so Szegedi. «Früher durfte man zum Beispiel keine Zehen sehen. Heute sind Sandalen kein Problem mehr.» Zwei Ausnahmen gebe es noch: Privatbanken und der High-End-Luxury-Bereich.
Bank spendete Sneakers in Firmenfarben
Für Aufsehen sorgte im Herbst die liechtensteinische Bank Frick, als sie sich ganz offiziell vom formalen Business-Look verabschiedete und den Smart-Casual-Dresscode einführte. Jeans, Turnschuhe und Poloshirts sind seither erlaubt. Um zu zeigen, dass es der Bank ernst ist, spendierte sie den Angestellten je ein Paar Sneakers in Firmenfarben – hellblau! «Wir haben ausschliesslich gute Erfahrungen gemacht und viel Lob und Zuspruch erhalten, – sowohl von Kunden wie von Partnern», schreibt Felix Saible von der Bank Frick. «Dass sich die Mitarbeitenden gefreut haben, steht ohnehin ausser Frage.»
Entsorgt worden seien die Krawatten aber nicht, so Saible weiter. «Bei aller Liebe zu unserem neuen Dresscode: Ja, Anzug und Krawatte braucht es weiterhin.» Etwa in bestimmten Kundensituationen, bei festlichen Anlässen oder wenn man sich in anderen Kulturen bewege. Die Angestellten wüssten, wann sie aufs klassische Outfit zurückgreifen müssen. «Eine Modesünde haben wir jedenfalls noch nicht erlebt.»
Julia Kolbe, Stilberaterin aus Basel, sagt: «Wichtig ist, dass man dem Kunden Wertschätzung entgegenbringt.» Sie unterstützt Banken und Pharmafirmen bei der Formulierung des Dresscodes. «Kleidung unterstützt uns in unserer Glaubwürdigkeit. Wir sollten dies mit unserem Arbeitgeber abgleichen.»
Besonders glaubwürdig ist man allerdings, wenn man sich wirklich wohlfühlt. Was in bequemen Kleidern am besten geht.
Kommende Woche wird es brütend heiss! Und auch wenn sich die Büromode gelockert hat: In Flipflops und Shorts sollte man nicht zur Arbeit erscheinen. Deshalb hier ein paar Tipps:
- Richtiges Material wählen. Baumwolle und Leinen empfehlen sich. Synthetische Stoffe bringen einen ins Schwitzen.
- Luftige Schuhe tragen. Wenn man tolerante Vorgesetzte hat: Stoff-Sneakers oder Sandalen (für Frauen). Auf Socken verzichten. Gegen den Geruch gibts Schuh-Deo.
- Lange Hosen lassen sich hochkrempeln. Angesagt für Frauen und Männer sind derzeit Cropped-Hosen, die kurz über dem Knöchel enden.
- Auch wenn Kurzarmhemden ein Revival feiern: lieber auf ein langärmliges setzen und die Ärmel hochkrempeln. Die Alternative: ein Poloshirt.
- Trotz allem: auf kurze Hosen, Träger-Shirts und zu knapp geschnittene Kleider verzichten.
- Tolerant sein. Ein kühler Kopf ist wichtiger, als einen Best-dressed-Preis zu gewinnen.
Kommende Woche wird es brütend heiss! Und auch wenn sich die Büromode gelockert hat: In Flipflops und Shorts sollte man nicht zur Arbeit erscheinen. Deshalb hier ein paar Tipps:
- Richtiges Material wählen. Baumwolle und Leinen empfehlen sich. Synthetische Stoffe bringen einen ins Schwitzen.
- Luftige Schuhe tragen. Wenn man tolerante Vorgesetzte hat: Stoff-Sneakers oder Sandalen (für Frauen). Auf Socken verzichten. Gegen den Geruch gibts Schuh-Deo.
- Lange Hosen lassen sich hochkrempeln. Angesagt für Frauen und Männer sind derzeit Cropped-Hosen, die kurz über dem Knöchel enden.
- Auch wenn Kurzarmhemden ein Revival feiern: lieber auf ein langärmliges setzen und die Ärmel hochkrempeln. Die Alternative: ein Poloshirt.
- Trotz allem: auf kurze Hosen, Träger-Shirts und zu knapp geschnittene Kleider verzichten.
- Tolerant sein. Ein kühler Kopf ist wichtiger, als einen Best-dressed-Preis zu gewinnen.